überraschend Mitglieder mit bekannten Namen die
Rangliste anführten und damit ihre Werkgruppen
präsentieren durften. Die Künstlerinnen der GSMBK
hingegen gestalteten in einem juryfreien Vorgehen
ein grosses Environment aus weissen Kuben, das
als Stadt- und Wohnlandschaft Objekte barg, die
den Begriff «Heimat» in verschiedenartigster
Interpretation sinnfällig zu hinterfragen suchten.
Die Gruppenausstellung mit Werken von Hans
Gantert, Wolfgang Häckel, Rolf Naghel, Werner Stir-
nimann und Jana Wisniewski behandelte in konzen-
trierterer Form das verwandte Thema «Ersatzland-
schaften». Dabei ging es nicht um Landschaftsdar-
stellung im traditionellen Sinn, sondern um die
Frage, was heute ein Künstler darzustellen habe,
der früher ein «Landschafter» gewesen wäre. Der
gemeinsame Ausgangspunkt ihrer Arbeit war die
Erfahrung von Umweltzerstörung und bedrohter
Natur, welcher Verfremdungen, phantasievolle Uto-
pien oder alternative Lebensmodelle entgegenge-
halten wurden.
MANON zeigte im Foyer ihre vier in den letzten Jah-
ren entstandenen Photosequenzen «La dame au
cräne ras6&), «Elektrokardiogramm, «36 Schlaflose
Nächte) und «Ball der Einsamkeitem. Alle Serien
kreisen um das Problem der eigenen Identität, das
die Künstlerin mit Selbstdarstellungen in immer
neuen Verwandlungen variiert und in sensiblen,
selbstinszenierten Bildern zur Kunstfigur mit aus-
tauschbaren Rollen stilisiert.
Der St. Galler Konzept- und Aktionskünstler Roman
Signer baute eine eigens für das Foyer konzipierte
Filminstallation auf. In zehn Kabinen konnten nach
wechselndem Programm dreissig Kurzfilme nach
eigenem Gutdünken abgespielt und beliebig wie-
derholt werden. Auf ihnen dokumentiert Signer die
Abläufe von physikalischen Experimenten und Na-
turprozessen, deren gesetzmässige Strukturen ein-
sichtig werden, die aber zugleich die geheimnis-
volle Dimension des Archaischen und Mythischen
beibehalten.
Mehr den Charakter einer Retrospektive hatte hin-
gegen die Ausstellung mit seit 1972 geschaffenen
Werken des Winterthurers Martin Schwarz, die Bild-
variationen, Wahrnehmungsirritationen, Postkarten-
Collagen, «Angstbilder» und das Konzept «Grüner
Heinrich» umfasste. Schwarz geht es vor allem
darum, die tradierten Bildformen und ihre gewohn-
heitsmässige Wahrnehmung zu befragen. Dabei löst
er jede Aufgabe jeweils mit anderen künstlerischen
Mitteln. immer aber in geistreicher und witziger Art.
Zu den drei letztgenannten Ausstellungen wurden
mit Unterstützung der Pro Helvetia Kataloge heraus
gegeben; ihre Resonanz spiegelt sich auch in der
Übernahme aller drei Veranstaltungen durch auslän-
dische Museen.
Den Kunstpreis der Stadt Zürich erhielt die Malerin
und Zeichnerin Hanny Fries zugesprochen. Aus die-
sem Anlass veranstaltete das Kunsthaus eine Werk-
schau über die jüngste malerische Produktion mit
Stilleben, italienischen und französischen Vorstadt-
szenen, verlassenen Badestränden. In diesen Bildern
sind die gewöhnlichen Dinge des täglichen Lebens
oder die banalen Motive der Aussenquartiere mit
dem Entzücken, aber auch der Betroffenheit des
flüchtigen Augenblicks gestaltet.
Auf ganz andere Weise vermochte auch die dem
früh verstorbenen Zürcher Maler und Aussenseiter
Erwin Pulver gewidmete Retrospektive Berechtigung
und Ausdrucksmöglichkeiten figurativer Malerei zu
belegen, was sich nicht zuletzt in vielen Ankäufen
niederschlug. Pulvers Werk zeichnet sich als ge-
schlossene, poetische Bildwelt von immerwieder-
kehrenden Motiven aus, die stilistisch der naiven
Kunst und dem magischen Realismus verwandt
sind. Die starke Wirkung der Bilder führte dem bis-
lang kaum bekannten Werk viele neue Freunde zu.
2U