Full text: Jahresbericht 1981 (1981)

überraschend Mitglieder mit bekannten Namen die 
Rangliste anführten und damit ihre Werkgruppen 
präsentieren durften. Die Künstlerinnen der GSMBK 
hingegen gestalteten in einem juryfreien Vorgehen 
ein grosses Environment aus weissen Kuben, das 
als Stadt- und Wohnlandschaft Objekte barg, die 
den Begriff «Heimat» in verschiedenartigster 
Interpretation sinnfällig zu hinterfragen suchten. 
Die Gruppenausstellung mit Werken von Hans 
Gantert, Wolfgang Häckel, Rolf Naghel, Werner Stir- 
nimann und Jana Wisniewski behandelte in konzen- 
trierterer Form das verwandte Thema «Ersatzland- 
schaften». Dabei ging es nicht um Landschaftsdar- 
stellung im traditionellen Sinn, sondern um die 
Frage, was heute ein Künstler darzustellen habe, 
der früher ein «Landschafter» gewesen wäre. Der 
gemeinsame Ausgangspunkt ihrer Arbeit war die 
Erfahrung von Umweltzerstörung und bedrohter 
Natur, welcher Verfremdungen, phantasievolle Uto- 
pien oder alternative Lebensmodelle entgegenge- 
halten wurden. 
MANON zeigte im Foyer ihre vier in den letzten Jah- 
ren entstandenen Photosequenzen «La dame au 
cräne ras6&), «Elektrokardiogramm, «36 Schlaflose 
Nächte) und «Ball der Einsamkeitem. Alle Serien 
kreisen um das Problem der eigenen Identität, das 
die Künstlerin mit Selbstdarstellungen in immer 
neuen Verwandlungen variiert und in sensiblen, 
selbstinszenierten Bildern zur Kunstfigur mit aus- 
tauschbaren Rollen stilisiert. 
Der St. Galler Konzept- und Aktionskünstler Roman 
Signer baute eine eigens für das Foyer konzipierte 
Filminstallation auf. In zehn Kabinen konnten nach 
wechselndem Programm dreissig Kurzfilme nach 
eigenem Gutdünken abgespielt und beliebig wie- 
derholt werden. Auf ihnen dokumentiert Signer die 
Abläufe von physikalischen Experimenten und Na- 
turprozessen, deren gesetzmässige Strukturen ein- 
sichtig werden, die aber zugleich die geheimnis- 
volle Dimension des Archaischen und Mythischen 
beibehalten. 
Mehr den Charakter einer Retrospektive hatte hin- 
gegen die Ausstellung mit seit 1972 geschaffenen 
Werken des Winterthurers Martin Schwarz, die Bild- 
variationen, Wahrnehmungsirritationen, Postkarten- 
Collagen, «Angstbilder» und das Konzept «Grüner 
Heinrich» umfasste. Schwarz geht es vor allem 
darum, die tradierten Bildformen und ihre gewohn- 
heitsmässige Wahrnehmung zu befragen. Dabei löst 
er jede Aufgabe jeweils mit anderen künstlerischen 
Mitteln. immer aber in geistreicher und witziger Art. 
Zu den drei letztgenannten Ausstellungen wurden 
mit Unterstützung der Pro Helvetia Kataloge heraus 
gegeben; ihre Resonanz spiegelt sich auch in der 
Übernahme aller drei Veranstaltungen durch auslän- 
dische Museen. 
Den Kunstpreis der Stadt Zürich erhielt die Malerin 
und Zeichnerin Hanny Fries zugesprochen. Aus die- 
sem Anlass veranstaltete das Kunsthaus eine Werk- 
schau über die jüngste malerische Produktion mit 
Stilleben, italienischen und französischen Vorstadt- 
szenen, verlassenen Badestränden. In diesen Bildern 
sind die gewöhnlichen Dinge des täglichen Lebens 
oder die banalen Motive der Aussenquartiere mit 
dem Entzücken, aber auch der Betroffenheit des 
flüchtigen Augenblicks gestaltet. 
Auf ganz andere Weise vermochte auch die dem 
früh verstorbenen Zürcher Maler und Aussenseiter 
Erwin Pulver gewidmete Retrospektive Berechtigung 
und Ausdrucksmöglichkeiten figurativer Malerei zu 
belegen, was sich nicht zuletzt in vielen Ankäufen 
niederschlug. Pulvers Werk zeichnet sich als ge- 
schlossene, poetische Bildwelt von immerwieder- 
kehrenden Motiven aus, die stilistisch der naiven 
Kunst und dem magischen Realismus verwandt 
sind. Die starke Wirkung der Bilder führte dem bis- 
lang kaum bekannten Werk viele neue Freunde zu. 
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