Ausstellungen in der Photo-Galerie
Das kaum mehr zugänglich gewesene Werk des
Berner Photoreporters Paul Senn wurde mit einer
Ausstellung und dem gleichzeitig von der Stiftung
für die Photographie herausgegebenen ersten Band
einer Reihe monographischer Darstellungen wich-
tiger Schweizer Photographen erstmals seiner
Bedeutung entsprechend gewürdigt. Senn hatte in
den dreissiger Jahren für die «Zürcher Illustrierte)
vor allem das soziale Leben der Schweiz dokumen:
tiert; nach dem Krieg berichtete er aus dem zer-
störten Deutschland, aus den USA und Mexiko. Im
Mittelpunkt seines Interesses stand dabei immer
das Schicksal des einzelnen Menschen.
Ihr zehnjähriges Bestehen beging die Stiftung für
die Photographie mit der Präsentation einer Samm-
lungsauswahl, einer Publikation zu ihrer Geschichte
und ihren Zielen sowie der Zugänglichmachung der
Sammlungsbestände in der Bibliothek des Kunst-
hauses. Die Ausstellung verfolgte in einem Quer-
schnitt die Entwicklung der Photographie in der
Schweiz von 1860 bis zur Gegenwart in allen
Anwendungsbereichen und trat anschliessend eine
Tournee durch mehrere Schweizer Städte an.
Von Henri Cartier-Bresson, dem wohl berühmtesten
zeitgenössischen Photographen, waren als Bilanz
seines 50jährigen Schaffens 155 von ihm selber
ausgesuchte Aufnahmen aus 23 Ländern zu sehen.
Dieser Ausbreitung eines grossartigen Lebenswerks
wurde ein entsprechendes, ausserordentliches
Publikumsinteresse zuteil.
Aufgrund einer Ausschreibung wurden aus rund
achtzig Einsendungen 21 noch nicht 35jährige Teil-
nehmer aus allen Landesteilen zur Ausstellung
«Junge Schweizer Photographen. Reportagen -
Konzepte —- Experimente) eingeladen. Diese Zusam-
menstellung aktueller Tendenzen konnte darlegen,
dass sich das junge photographische Schaffen in
einer fruchtbaren schöpferischen Phase befindet
und sich von der klassischen Reportage eher zu
freien künstlerischen Sequenzen, Konzepten und
Dokumentationen hin bewegt.
Nach langen Bemühungen gelang es endlich, Jakob
Tuggener zur Präsenz in der Photo-Galerie zu bewe
gen. Er gab in einer konzentrierten Form (Berlin
1930, Herbst 1932-1974, Ballnächte 1934-1959, Zü
rich 1929-1972) einen Einblick in seine gut achtzig
Original-Buchmaquetten frei, eines ungehobenen
Bilderschatzes, dessen Veröffentlichung man sich
eines Tages wünschen möchte.
Ausstellungen in der Sammlung
Der seit 1945 als «‚«Hausphotograph) für das Kunst
haus tätige Walter Dräyer durfte 1981 seinen
70. Geburtstag feiern. Zu diesem Ereignis wurden
Künstlerporträts und Atelierszenen, die er neben
seiner Hauptaufgabe als Reproduktionsphotograpt:
seit den dreissiger Jahren gemacht hatte, in der
Sammlung neben die betreffenden Werke gehäng‘
So wurden nicht nur viele mit der Geschichte des
Kunsthauses eng verbundene Künstlerpersönlich-
keiten in Erinnerung gerufen, sondern eine leben-
dige Beziehung zwischen den von ihnen in der
Sammlung befindlichen Werken und ihrer Herkunfi
aus den Ateliers ermöglicht.
Die Ende des Jahres eingerichtete «Kunstszene
Zürich» umfasste im Vergleich zu früheren Jahren
mit nur gut hundert Werken darum einen derart ge
ringen Bestand, weil eine strenge Jury von 3350
Einsendungen insgesamt nur 340 Werke von 142
Künstlerinnen und Künstlern akzeptierte. Dieses
rigorose Vorgehen - im Sinn einer rein qualitativen
Beurteilung von Werken und nicht von lokalen
kunstpolitischen Interessen - stiess auf starken
Widerspruch der ausgeschlossenen Künstlerschaft.
die in der Roten Fabrik einen «Salon des Refuses)
organisierte. Die Stilrichtungen wurden von der Jury
auf alle drei beteiligten Häuser verteilt, wobei im
Kunsthaus die neuen malerischen Tendenzen in be
sonderem Mass vertreten waren.
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