Restaurierung
Ausleihungen und Ausstellungen forderten in erster
Linie den Einsatz der Konservierungsabteilung In
diesem Jahr. In ganz besonderem Masse beschäf-
tigten uns zwei Werkgruppen: einerseits die samm-
lungseigenen Bilder von Augusto Giacometti, ande-
rerseits die Werke von Fritz Glarner aus dem Legat
von Frau Louise Glarner
Augusto Giacometti
Das Bündner Kunstmuseum veranstaltete nach
einer langen Zeitspanne im Sommer 1981 wieder
eine Ausstellung von Augusto Giacometti, die nach-
träglich im Kunsthaus Zug zu sehen war.
Die Vorbereitung jener Bilder, deren Erhaltungszu-
stand ein Ausleihen erlaubte, zeichnete gewisse
charakteristische Probleme auf: Wie bei Malereien
aus derselben Zeit von Cuno Amiet und Giovanni
Giacometti, tendieren auch Augusto Giacomettis
Bilder zu Abhebungen der einzelnen Farbschichten.
Die Ursache dafür liegt in der Art, wie die Lein-
wände grundiert sind. Die Grundierung ist meist zu
älhaltig und folglich zu wenig porös, so dass die
darüber aufgetragenen Farbschichten keine richtige
Haftung finden. Beim natürlichen Trocknungsvor-
gang der Malmaterialien entstehen durch den Man-
gel an Haftung Schwundrisse und Schichtentren-
nungen.
Ab 1906 arbeitete Augusto Giacometti in einer Art,
die sich von der damals traditionellen akademi-
schen Maltechnik unterscheidet. Er malte keine ge-
schlossenen Farbflächen mehr, sondern strich die
Farben mit dem Spachtel auf und sparte dabei die
Grundierung stellenweise aus, so dass diese als
wichtiges Gestaltungselement im Bild mitspielt. Die
in einem Zug so hingesetzte Farbschicht, die
manchmal eine Dicke von mehr als 5 mm misst, er
litt beim Trocknungsvorgang oft gefährliche Risse
und Abhebungen, die zu beobachten und zu sichern
unsere Aufgabe ist.
Eine weitere typische Veränderung der Malschich-
ten Giacomettis konnten wir ganz besonders am
Bild «Fixsterne)» von 1907 feststellen. Dort schienen
nelle Tupfer als Sterngefunkel in den Himmel hin-
aingesetzt worden zu sein. Bei einer näheren Unter-
suchung konnten wir aber feststellen, dass es sich
um sogenannte Krepierungen handelt. Krepierungen
sind kleinstteilige, mikroskopische Risse, die in der
Farbschicht entstehen, weil den Farbpigmenten zu
wenig Bindemittel beigemischt wurde. Als Effekt er-
scheint die Oberfläche milchig weiss. Nach der Be-
handlung der krepierten Stellen sind diese Tupfer
nun wieder dunkler, und man kann sie als Spiel in
der Oberflächenstruktur des gespachtelten Himmels
verstehen. Durch unseren Eingriff ist nun auch die
Ursache einer interpretatorischen Fehllesung im Bild
(Fixsterne) aufgehoben.
Fritz Glarner
Fritz Glarners Werke lassen, wie kaum das (Euvre
eines anderen Künstlers konkreter Richtung, den
Gestaltungsablauf der Bildfindung nachvollziehen.
Denn eine beträchtliche Anzahl Bilder blieb unvoll-
endet, und viele Skizzen dokumentieren den Ar
beitsprozess. Immer wieder kann man feststellen,
dass er seine Bilder überarbeitet hatte, um nach
besseren Lösungen zu suchen, und manchmal, wie
bei seinem Entwurf zu «Relational Painting 196%), hat
er gewisse ihn unbefriedigende Partien wieder aus-
gewischt und das Werk in diesem Zustand stehen
gelassen. Seine Arbeitsmethode zeugt davon, dass
er nicht klar vorkonzipierte Bildsysteme materiali-
sierte, sondern dass er intuitiv während des Zeich-
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