Full text: Jahresbericht 1981 (1981)

nens und Malens die gewünschte Bildwirkung fand. 
Die Farbflächen haben einen malerischen Charakter, 
denn der Pinselduktus lässt sich in seinen Struktu- 
ren immer ablesen und erhält dadurcÄ seine Bedeu- 
tung im Bildganzen. 
Die Werke aus dem Legat entstanden über mehr 
als vier Jahrzehnte hinweg, und etliche unter ihnen 
hatte Glarner als Arbeitsmaterial in seinen Ateliers 
behalten. Durch das Hin- und Herman6ö6vrieren und 
durch ungünstiges Lagern hatten die Werke dort 
viele Schäden erlitten, die soweit möglich es zu 
beheben galt. 
Fast alle Bilder mussten unter anderem gereinigt 
werden. Bei einigen Werken und in ganz besonde- 
rem Masse bei «Painting (grey) 1942) waren nach 
der Reinigung wieder die vielen feinnuancierten 
Grauwerte abzulesen, die auf Glarners Palette eine 
so wichtige Rolle einnehmen und die durch 
Schmutz- und Staubschichten zu einem einheitli- 
chen Farbton nivelliert worden waren. 
Wir mussten bei gewissen Bildern aber auch von 
einer Reinigung absehen, wie beispielsweise bei 
«Stilleben mit Käfig und totem Vogeh von 1926-27. 
Dort hat sich der Schmutz derart mit der Farb- 
schicht verbunden, dass die Lösemittel, die wir für 
die Reinigung verwenden, auch die originale Farb- 
schicht angegriffen hätten. 
Rissnetze in der Gemäldeschicht, sogenannte 
Krakelüren, beunruhigen immer wieder bei ihrem 
ersten Auftreten die Sammler moderner Kunst. Glar- 
ners «Relational Painting 1945-48) und «Painting 
1941) haben ein besonders auffälliges Rissnetz. Die 
Krakelüren nehmen keinen Bezug auf die komposi- 
torischen Gegebenheiten der Bilder, sondern sind in 
erster Linie abhängig von Spannungen in der Lein- 
wand und in der Malschicht. Auch Stösse, die das 
Bild erlitten hat, zeichnen sich später in Form von 
Rissen ab. Am Anfang können wenige markante 
Risse die Bildwirkung empfindlich stören. Wenn 
aber später das Gemälde von einem regelmässigen 
Rissnetz überzogen ist, nimmt man dies als unver- 
meidliche Alterungserscheinung hin. 
Das Entstehen eines Rissnetzes können wir 
verzögern und etwas steuern, indem wir regel- 
mässige klimatische Bedingungen für die Bilder 
schaffen und dadurch das Spiel der Spannungen in 
Leinwand und Malschicht eindämmen. Eine Loch- 
pavatexplatte als Rückseitenschutz bewahrt das Bild 
vor Stössen von hinten und vermindert die Vibra- 
tionen der Leinwand bei Luftzügen oder beim 
Transportieren. 
Wir unterlassen drastische Eingriffe gegen die 
Erscheinung von Rissnetzen, wie etwa das Imprä- 
gnieren oder Doublieren der Leinwände oder ihr 
Aufziehen auf eine harte Platte. Denn nicht nur ver- 
ändern solche Massnahmen die ästhetischen Werte 
des Bildes, sondern schaffen zusätzlich oft nicht 
vorausahnbare Probleme. Das Bild «Relational Pain- 
ting 1943) ist offenbar wegen beginnender Riss- 
netzbildung starr auf eine Pressspanplatte geklebt 
worden. Beim Abspannen der Leinwand vom Keil- 
‚ahmen sind damals die originalen Bildränder ge- 
opfert worden. Zudem hat sich die Pressspanplatte 
jetzt verwölbt, und die Malschicht wurde dadurch 
gestaucht. Einmal mehr kann da aufgezeigt werden. 
dass falsche restauratorische Massnahmen zu wei- 
teren Beschädigungen und zur Wertverminderung 
‚on Werken führen können. 
PP. JB 
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