Sammlung
Das zweifellos bedeutendste Werk, das im Berichts-
jahr in die Kunsthaussammlung hat aufgenommen
werden dürfen, ist das Bild «La Barriere» von Paul
Gauguin, das uns Frau Hilde Hausammann testa-
mentarisch vermacht hat. Mit diesem Bild ist das
erste Werk von Paul Gauguin ins Eigentum der
Zürcher Kunstgesellschaft gekommen und zudem:
ohne jeden Zweifel darf gesagt werden, dass es mit
Abstand das wertvollste Einzelobjekt ist, das in den
letzten Jahren Eingang in unsere Sammlung gefun-
den hat. Mit dieser Schenkung wird Frau Hilde
Hausammann, die leider kurz vor Weihnachten
1980 verstorben ist, im Kunsthaus stets als gross-
zügige - und für die, die sie persönlich gekannt
haben, überaus liebenswürdige - Gönnerin in Er-
innerung bleiben.
Über die Duplizität der Fälle wurde schon oft gerät-
selt. Dass sie Tatsache werden können, hat sich im
Berichtsjahr dadurch erwiesen, dass dank der Er-
werbung des Bildes «Carriere aux Environs de Pon-
toise» durch die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
ein zweites Werk von Paul Gauguin für das Kunst-
haus gesichert werden konnte. Zweifellos wäre
dieser Erwerb nie zustande gekommen, wäre dem
Entscheid über einen Ankauf nicht die Schenkung
von Frau Hilde Hausammann vorangegangen. Das
Werk der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde ist ein
ausgesprochenes Frühwerk, das sich nicht ohne
weiteres als Bild des Künstlers zu erkennen gibt,
das jedoch dadurch, dass es auf «La Barriere)
hinweist und an der Schwelle der Überwindung des
Impressionismus steht, einen wichtigen Stellenwert
in der Sammlung des Kunsthauses einzunehmen
vermag. Es bleibt freilich zu hoffen, dass eines
Tages auch ein Spätwerk von Gauguin dauernd ge-
zeigt werden kann!
Wie bereits im Jahresbericht 1980 dargelegt. haben
sich Sammlungskommission und Direktion des
Kunsthauses nach dem Ausbau der DADA-Samm-
'ung zur Aufgabe gemacht, insbesondere die Abtei-
'ung der konstruktiven Kunst zu erweitern. Der
wichtigste Ankauf der Kunstgesellschaft hat in
diesem Sinne einem frühen Hauptwerk eines Bahn-
brechers des Konstruktivismus gegolten: <Lis»,
1922, von Läszl6 Moholy-Nagy, der zuvor nur in der
Graphischen Sammlung des Kunsthauses vertreten
war. Das grossformatige Bild <«Lis» ergänzt die nach
wie vor leider kleine Gruppe von Werken, die das
folgenreiche Schaffen der Pioniergeneration der
geometrischen Kunst in unserer Sammlung andeu-
ten. Immerhin können die Anfänge der geometri-
schen Kunst in unserer Sammlung nunmehr mit
Werken von Josef Albers, Frank Krupka, Laszlo
Moholy-Nagy, Piet Mondrain, Georges Vantongerloc
sowie durch das Schaffen der Schweizer Gustave
Buchet, Johannes Itten und Sophie Täuber-Arp
gezeigt werden.
Neben dem Erwerb des Bildes «Lis» von Moholy-
Nagy, das weitaus den grössten Teil unserer jähr-
lichen Mittel aus dem Sammlungsfonds | in An-
spruch genommen hat, haben wir aus der Ausstel-
lung der Künstlerin ein charakteristisches Werk von
Verena Loewensberg erworben sowie aus dem
Atelier des Künstlers selbst ein frühes, konstruktiven
Gedanken nahestehendes Bild von Hans Fischll.
Besonders erfreulich im Hinblick auf den Ausbau
der geometrisch-konstruktiven Kunst war, dass
Dr. Max H. Welti der Vereinigung Zürcher Kunst-
freunde eines der schönsten Bilder von August
Herbin, «Minuity, 1953, vermacht hat. Die Samm-
lung des Kunsthauses verdankt diesem engagierten
Sammler somit zwei Werke des Künstlers, der im
Zentrum seines Interesses stand, was in besonders