Ausstellungen
Hauptausstellungen
Es war zweifellos eine einmalig günstige Konstel-
lation, dass das Jahr mit einer Picasso-Ausstellung
eröffnet und mit Matisse, dem grossen Antipoden
des Spaniers, mit dem ihn eine höchst beziehungs-
reiche und differenzierte Freundschaft verband,
abgeschlossen werden konnte. Und dass zudem
zwischen diesen beiden Marksteinen derjenige
Künstler mit seiner intimsten Ausdrucksweise
vorgestellt werden konnte, C6zanne, auf den sich
Matisse wie Picasso gleichermassen berufen haben
erreichte einen kaum wiederholbaren Grad zwin-
gend-sinnvoller Ausstellungsabfolge.
(Pablo Picasso — Werke aus der Sammlung
Marina Picasso)
Von Picasso wurden rund 270 Werke aus allen
Schaffensperioden und - mit Ausnahme der Druck:
graphik - in allen Techniken, deren er sich bedient
hat, gezeigt. Es handelte sich dabei um den Erban-
teil, der der Enkelin des Künstlers, Marina Picasso,
zugesprochen worden war, das heisst um mehr als
einen Viertel des unvorstellbar reichhaltigen Nach-
lasses des Künstlers. Es muss in dem Zusammen-
hang daran erinnert werden, dass Picasso dafür be-
kannt gewesen ist, das er stets wichtige Werke zu-
rückbehalten und nicht für den Verkauf freigegeben
hat; oft waren es gerade die experimentellsten, ge-
wagtesten und auch schwierigsten Arbeiten, die er
nicht aus der Hand geben wollte - und die gerade
deshalb heute von ganz besonderem Interesse sind.
Es machte somit den Reiz dieser Ausstellung aus,
dass neben absoluten Spitzenwerken - «La nageuse
1934, «La cuisine» 1948, «Les beigneurs de Cannes:
1956 - zahlreiche Skizzen, Studien und Varianten
von bekannten Werken zu sehen waren, so dass
nicht nur grosse Publikumskreise, sondern auch
Spezialisten eine Fülle von Neuentdeckungen wahr
nehmen konnten. Insbesondere dicht war die Aus-
stellung in der mittleren Zeit, d.h. in den Zwischen
kriegsjahren; Werke Picassos dieser Zeitspanne
waren in der Schweiz seit langem nie mehr zu
sehen. Als besondere Rarität konnten erstmals in
Zürich —- die Ausstellung wurde auch in München
Venedig, Köln und Frankfurt präsentiert - einige
originale Gipsplastiken der frühen Boisgeloup-Zeit
von 1931 sowie aus den 50er Jahren gezeigt wer-
den; Werke, die als Bronzegüsse bekannt sind,
deren Gipsmodelle jedoch noch nie öffentlich aus
gestellt worden waren.
Hans Richter
Die von der Akademie der Künste Berlin, dem
Kunsthaus Zürich und der Städtischen Galerie im
Lenbachhaus München veranstaltete Retrospektive
Hans Richter stellte das vielseitige Schaffen des
1888 in Berlin geborenen Malers und Zeichners,
Filmers und Publizisten vor. Die Ausstellung ver-
einigte neben rund 100 Bildern, Reliefs, Zeich-
nungen und Aquarellen aus allen Schaffensphaser
auch sämtliche Filme, die in einem in der Ausstel-
lung eingebauten Kino gespielt wurden. Besonders
das wenig bekannte expressionistische Frühwerk
und die in Zürich nach 1916 entstandenen Dada-
Köpfe und «visionären Portraits» bildeten zusammen
mit der von Frau Frida Richter 1977 dem Kunsthaus
Zürich geschenkten Werkgruppe das Schwer-
gewicht einer Präsentation, die Richters rhythmi-
sche Gestaltung der frühen zwanziger Jahre auf-
nahm. Richters wichtige Funktion als Anreger und
experimenteller, schöpferischer Geist wirkte über
den abstrakten Film und den Konstruktivismus