Full text: Jahresbericht 1982 (1982)

Ausstellungen 
Hauptausstellungen 
Es war zweifellos eine einmalig günstige Konstel- 
lation, dass das Jahr mit einer Picasso-Ausstellung 
eröffnet und mit Matisse, dem grossen Antipoden 
des Spaniers, mit dem ihn eine höchst beziehungs- 
reiche und differenzierte Freundschaft verband, 
abgeschlossen werden konnte. Und dass zudem 
zwischen diesen beiden Marksteinen derjenige 
Künstler mit seiner intimsten Ausdrucksweise 
vorgestellt werden konnte, C6zanne, auf den sich 
Matisse wie Picasso gleichermassen berufen haben 
erreichte einen kaum wiederholbaren Grad zwin- 
gend-sinnvoller Ausstellungsabfolge. 
(Pablo Picasso — Werke aus der Sammlung 
Marina Picasso) 
Von Picasso wurden rund 270 Werke aus allen 
Schaffensperioden und - mit Ausnahme der Druck: 
graphik - in allen Techniken, deren er sich bedient 
hat, gezeigt. Es handelte sich dabei um den Erban- 
teil, der der Enkelin des Künstlers, Marina Picasso, 
zugesprochen worden war, das heisst um mehr als 
einen Viertel des unvorstellbar reichhaltigen Nach- 
lasses des Künstlers. Es muss in dem Zusammen- 
hang daran erinnert werden, dass Picasso dafür be- 
kannt gewesen ist, das er stets wichtige Werke zu- 
rückbehalten und nicht für den Verkauf freigegeben 
hat; oft waren es gerade die experimentellsten, ge- 
wagtesten und auch schwierigsten Arbeiten, die er 
nicht aus der Hand geben wollte - und die gerade 
deshalb heute von ganz besonderem Interesse sind. 
Es machte somit den Reiz dieser Ausstellung aus, 
dass neben absoluten Spitzenwerken - «La nageuse 
1934, «La cuisine» 1948, «Les beigneurs de Cannes: 
1956 - zahlreiche Skizzen, Studien und Varianten 
von bekannten Werken zu sehen waren, so dass 
nicht nur grosse Publikumskreise, sondern auch 
Spezialisten eine Fülle von Neuentdeckungen wahr 
nehmen konnten. Insbesondere dicht war die Aus- 
stellung in der mittleren Zeit, d.h. in den Zwischen 
kriegsjahren; Werke Picassos dieser Zeitspanne 
waren in der Schweiz seit langem nie mehr zu 
sehen. Als besondere Rarität konnten erstmals in 
Zürich —- die Ausstellung wurde auch in München 
Venedig, Köln und Frankfurt präsentiert - einige 
originale Gipsplastiken der frühen Boisgeloup-Zeit 
von 1931 sowie aus den 50er Jahren gezeigt wer- 
den; Werke, die als Bronzegüsse bekannt sind, 
deren Gipsmodelle jedoch noch nie öffentlich aus 
gestellt worden waren. 
Hans Richter 
Die von der Akademie der Künste Berlin, dem 
Kunsthaus Zürich und der Städtischen Galerie im 
Lenbachhaus München veranstaltete Retrospektive 
Hans Richter stellte das vielseitige Schaffen des 
1888 in Berlin geborenen Malers und Zeichners, 
Filmers und Publizisten vor. Die Ausstellung ver- 
einigte neben rund 100 Bildern, Reliefs, Zeich- 
nungen und Aquarellen aus allen Schaffensphaser 
auch sämtliche Filme, die in einem in der Ausstel- 
lung eingebauten Kino gespielt wurden. Besonders 
das wenig bekannte expressionistische Frühwerk 
und die in Zürich nach 1916 entstandenen Dada- 
Köpfe und «visionären Portraits» bildeten zusammen 
mit der von Frau Frida Richter 1977 dem Kunsthaus 
Zürich geschenkten Werkgruppe das Schwer- 
gewicht einer Präsentation, die Richters rhythmi- 
sche Gestaltung der frühen zwanziger Jahre auf- 
nahm. Richters wichtige Funktion als Anreger und 
experimenteller, schöpferischer Geist wirkte über 
den abstrakten Film und den Konstruktivismus
	        
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