Full text: Jahresbericht 1982 (1982)

ninaus in die Jahre seines Exils in der Schweiz und 
in den USA. Seine konsequente Haltung bestätigte 
auch sein ab 1960 in Locarno entstandenes Spät- 
werk, das wie sein gesamtes Schaffen eine «Spie- 
gelung der Dynamik alles Lebendigen)» darstellt. 
Jean Tinguely 
Jean Tinguelys aussergewöhnliche Popularität in 
der Schweiz zeigte sich bei der ersten Präsentation 
seines Gesamtwerks in Zürich in der Begeisterung, 
mit der jung und alt seine Anti-Maschinen betätig- 
ten und bestaunten. Die unkonventionelle, nicht der 
Chronologie folgende Präsentation von rund fünfzig 
Plastiken verwandelte das Kunsthaus in einen einzi- 
gen Spielplatz, wobei sich die durch Ironisierung 
der Arbeitswelt befreiend wirkenden Bewegungen 
seiner Erfindungen auf die Besucher übertrugen. 
Die filigranen Frühwerke aus den fünfziger Jahren, 
als Tinguely in Paris den «Nouveau realisme» mitbe- 
gründete, oder die im Scheinwerferlicht reflektieren- 
den Rostkonstruktionen - Nachfahren des Dadais- 
mus - versprühten aber auch die Illusion eines 
Zaubergartens, der von der Tonkulisse der Musik- 
maschine «Metaharmonie» erfüllt war. Den eindrück- 
ichen Abschluss der Ausstellung bildete die Gegen- 
überstellung des «Requiem pour une feuille morte» 
mit dem «Cenodoxus», einer Hommage an Grüne- 
walds Isenheimer Altar, in welcher die ganze 
Spannweite des Künstlers erlebbar wurde. Die mit 
der Tate Gallery vorbereitete und auch von der Pro 
elvetia unterstützte Ausstellung stiess auch in Lon- 
don auf euphorische Resonanz und reiste anschlies- 
send nach Brüssel und Genf weiter. Fast dreissig 
Jahre nach seinen ersten erhaltenen Werken hat die 
Zeit den Künstler eingeholt und erkennt in seinem 
Schaffen einen gültigen Ausdruck der Epoche. 
Sammlungen Hans und Walter Bechtler 
Mit dieser Ausstellung konnte ein Stück Rezeptions- 
geschichte der Nachkriegskunst in der Schweiz 
visualisiert werden. Dadurch, dass die beiden 
Sammler ihre Erwerbungen aus spontaner Ent- 
schlusskraft heraus getätigt und oftmals auch 
Werke von jungen, noch durchaus unbekannten 
Künstlern erworben haben, wurde die Ausstellung 
zu einer Art Selbstporträt der Sammler, die in 
mannigfachster Weise mit dem Kunsthaus ver- 
bunden waren und sind (Hans Bechtler: 1960-75 
Präsident der Sammlungskommission und Vize- 
oräsident der Kunstgesellschaft, Gründungspräsi- 
dent der Alberto Giacometti-Stiftung; Dr. Walter 
A. Bechtler: 1957-72 Mitglied der Ausstellungskom- 
mission sowie 1963-78 Vorstandsmitglied der Ver- 
ainigung Zürcher Kunstfreunde). So war denn die 
Ausstellung nicht zuletzt auch unter dem Aspekt zu 
betrachten, dass es sich um die Sammlungen 
massgeblicher Vertreter der Meinungsbildung in 
ainem öffentlichen Institut handelte, wobei in be- 
sonderem Masse interessierte, inwiefern öffentliche 
und private Sammlung in gegenseitige Beziehung 
gebracht werden konnten. 
in hohem Masse wurde deutlich, dass die Samm- 
‚ungen Bechtler vor allem eines zum Ausdruck 
brachten: eine intensive und intim-private, keines- 
wegs auf äussere Repräsentation ausgerichtete 
Auseinandersetzung mit Kunst und Künstlern; 
«Leben mit Kunst») - so war der Katalogbeitrag von 
Rene Wehrli betitelt, der die Werkauswahl sowie 
die Ausstellunaseinrichtung betreut hat. 
Henri Matisse 
Die Ausstellung Henri Matisse, die die Städti- 
sche Kunsthalle Düsseldorf von uns übernommen 
(vom 28. Januar bis 4. April 1983) hat, vereinigte 
rund 100 Bilder, 11 Gouaches de&coupees und 
14 Skulpturen. Vor allem lag uns daran, das selten
	        
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