ninaus in die Jahre seines Exils in der Schweiz und
in den USA. Seine konsequente Haltung bestätigte
auch sein ab 1960 in Locarno entstandenes Spät-
werk, das wie sein gesamtes Schaffen eine «Spie-
gelung der Dynamik alles Lebendigen)» darstellt.
Jean Tinguely
Jean Tinguelys aussergewöhnliche Popularität in
der Schweiz zeigte sich bei der ersten Präsentation
seines Gesamtwerks in Zürich in der Begeisterung,
mit der jung und alt seine Anti-Maschinen betätig-
ten und bestaunten. Die unkonventionelle, nicht der
Chronologie folgende Präsentation von rund fünfzig
Plastiken verwandelte das Kunsthaus in einen einzi-
gen Spielplatz, wobei sich die durch Ironisierung
der Arbeitswelt befreiend wirkenden Bewegungen
seiner Erfindungen auf die Besucher übertrugen.
Die filigranen Frühwerke aus den fünfziger Jahren,
als Tinguely in Paris den «Nouveau realisme» mitbe-
gründete, oder die im Scheinwerferlicht reflektieren-
den Rostkonstruktionen - Nachfahren des Dadais-
mus - versprühten aber auch die Illusion eines
Zaubergartens, der von der Tonkulisse der Musik-
maschine «Metaharmonie» erfüllt war. Den eindrück-
ichen Abschluss der Ausstellung bildete die Gegen-
überstellung des «Requiem pour une feuille morte»
mit dem «Cenodoxus», einer Hommage an Grüne-
walds Isenheimer Altar, in welcher die ganze
Spannweite des Künstlers erlebbar wurde. Die mit
der Tate Gallery vorbereitete und auch von der Pro
elvetia unterstützte Ausstellung stiess auch in Lon-
don auf euphorische Resonanz und reiste anschlies-
send nach Brüssel und Genf weiter. Fast dreissig
Jahre nach seinen ersten erhaltenen Werken hat die
Zeit den Künstler eingeholt und erkennt in seinem
Schaffen einen gültigen Ausdruck der Epoche.
Sammlungen Hans und Walter Bechtler
Mit dieser Ausstellung konnte ein Stück Rezeptions-
geschichte der Nachkriegskunst in der Schweiz
visualisiert werden. Dadurch, dass die beiden
Sammler ihre Erwerbungen aus spontaner Ent-
schlusskraft heraus getätigt und oftmals auch
Werke von jungen, noch durchaus unbekannten
Künstlern erworben haben, wurde die Ausstellung
zu einer Art Selbstporträt der Sammler, die in
mannigfachster Weise mit dem Kunsthaus ver-
bunden waren und sind (Hans Bechtler: 1960-75
Präsident der Sammlungskommission und Vize-
oräsident der Kunstgesellschaft, Gründungspräsi-
dent der Alberto Giacometti-Stiftung; Dr. Walter
A. Bechtler: 1957-72 Mitglied der Ausstellungskom-
mission sowie 1963-78 Vorstandsmitglied der Ver-
ainigung Zürcher Kunstfreunde). So war denn die
Ausstellung nicht zuletzt auch unter dem Aspekt zu
betrachten, dass es sich um die Sammlungen
massgeblicher Vertreter der Meinungsbildung in
ainem öffentlichen Institut handelte, wobei in be-
sonderem Masse interessierte, inwiefern öffentliche
und private Sammlung in gegenseitige Beziehung
gebracht werden konnten.
in hohem Masse wurde deutlich, dass die Samm-
‚ungen Bechtler vor allem eines zum Ausdruck
brachten: eine intensive und intim-private, keines-
wegs auf äussere Repräsentation ausgerichtete
Auseinandersetzung mit Kunst und Künstlern;
«Leben mit Kunst») - so war der Katalogbeitrag von
Rene Wehrli betitelt, der die Werkauswahl sowie
die Ausstellunaseinrichtung betreut hat.
Henri Matisse
Die Ausstellung Henri Matisse, die die Städti-
sche Kunsthalle Düsseldorf von uns übernommen
(vom 28. Januar bis 4. April 1983) hat, vereinigte
rund 100 Bilder, 11 Gouaches de&coupees und
14 Skulpturen. Vor allem lag uns daran, das selten