in einem Überblick gezeigte malerische Schaffen zu
präsentieren - und Matisse hat sich, trotz einem
Gesamtoeuvre von nahezu 70 Bronzefiguren, vor
allem als Maler verstanden. Der Ausstellung kam
somit eine besondere Bedeutung zu, wurde doch
die Malerei des Künstlers in der Schweiz seit 1949
nie mehr und in Deutschland noch überhaupt nie
von einem öffentlichen Kunstinstitut in einer um-
fassenden Überblicksdarstellung gezeigt. Hervor-
gehoben wurden insbesondere das Frühwerk, die
Zeitspanne, die von den fauven Bildern um 1905 bis
zur Übersiedlung nach Nizza 1920 reicht, d.h. der
erste künstlerische Höhepunkt sowie die Experi-
mentierphase und die Auseinandersetzung mit dem
Kubismus. Und auf der andern Seite das Spätwerk,
Bilder der 30er und 40er Jahre sowie die farbigen
Scherenschnitte, die 1942 einsetzen und die letzten
Jahre des Künstlers bis zu seinem Tode 1954 domi-
nieren.
Aus allen diesen Schaffensperioden konnten aus-
schlaggebende Hauptwerke vereinigt werden.
Erinnert sei lediglich an «Luxe, calme et volupt&,
1904 (Mus&ge National d’Art Moderne, Centre
Georges Pompidou, Paris), «La danse (premiere
version)», 1909 (The Museum of Modern Art, New
York), «Vue de Notre-Dame, 1914 (The Museum of
Modern Art, New York), «Porte-fen&tre ä Collioure»
1914 (Privatbesitz), «La danse (premiere version),
1932 (Musge d’Art Moderne de la Ville de Paris),
und <«Acanthes;>, 1953 (Sammlung Ernst Beyeler,
Basel).
Ausstellungen im Graphischen Kabinett
Nach seiner Renovation konnte das Graphische
Kabinett im Januar 1982 in neuer und erweiterter
Form eröffnet werden. Der Ausbau schuf die Vor-
aussetzungen für einen Ausstellungsbetrieb, der den
heutigen Anforderungen für die Präsentation von
Zeichnungen und Graphik entspricht. Zum Dank für
die grosszügige Unterstützung unseres Vorhabens
seitens der Georges und Jenny Bloch-Stiftung zeig
ten wir als Eröffnungsausstellung einen Überblick
über die Picasso-Graphik der eigenen Sammlung.
Den Auftakt bildete Picassos frühester Radierungs
zyklus «La Suite des Saltimbanques> von 1904/05,
welcher den Übergang von den düsteren, menschli-
ches Elend darstellenden Werken seiner Frühzeit zu
den melancholischen Harlekin-Bildern der «Epoque
rose) bezeichnet. An einigen Blättern aus den dreis
siger Jahren liess sich Picassos Interesse für die
Antike ablesen, insbesondere für die Gestalt des
Minotaurus, welche er aus dem Thema des Stier-
kampfs entwickelte und die für ihn zu einem ganz
versönlichen Symbol wurde. In den späteren Wer-
<xen dominierte das Thema «Maler und Modelb, mit
dem Picasso den Vorgang des Malens zum Gegen:
stand der Malerei erhob und das sich nach und
nach zur Konfrontation von Mann und Frau und zur
eigentlichen Hommage des alternden Picasso an
das Weib ausweitete. Einen Höhepunkt der Ausstel
lung stellten die im Kunsthaus deponierten Blätter
der Gottfried Keller-Stiftung dar, die Georges Bloch
von Picasso persönlich gewidmet worden sind und
bei denen es sich in der Mehrzahl um Unikate in
der neuartigen Technik des sogenannten «bemalter
Linolschnittes» handelt. Die gleichzeitig in Vitrinen
ausgestellten Photographien von Edward Quinn
ermöglichten einen Einblick in die technischen
Probleme dieses neuen graphischen Verfahrens
Picassos.
Die Ausstellung «Paul C&zanne - Aquarelle», die in
Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Tübingen vor:
bereitet worden war, vereinte mit rund 120, teil-
weise erstmals vorgestellten Werken einen in die-
sem Umfang noch nie gezeigten repräsentativen
Querschnitt durch C6zannes Aquarellmalerei aus
vier Schaffensjahrzehnten. Anhand ausgewählter
Beispiele aus allen Themenbereichen (Figurenbildeı
Landschaften, Stilleben, Porträts), die von zahl-
reichen Sammlern, Museen und Galerien als Leih-
gaben zur Verfügung gestellt wurden, konnte man
die einzigartige Arbeitsweise dieses Wegabereiters
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