der Kunst des 20. Jahrhunderts verfolgen. Da das
Kunsthaus Zürich mit seinen sechs Werken die
drittgrösste öffentliche Sammlung von Cezanne-
Aquarellen besitzt, bot diese Ausstellung eine will-
kommene Gelegenheit, den wegen seiner Licht-
empfindlichkeit selten ausgestellten eigenen Be-
stand in einem ihm gebührenden grösseren Zusam-
menhang zu zeigen.
Cezanne hat die Gattung des Aquarells zu einem so
hohen Rang erhoben, dass es gleichwertig neben
seiner Malerei zu bestehen vermag. Vor allem die
Aquarelle der Spätzeit setzen sich als Bildfindungen
von allem ab, was bislang in der europäischen Tra-
dition gültig war. Die Ausstellung konnte einen ein-
drucksvollen Überblick über die Entwicklung von
Cezannes Aquarellmalerei vermitteln, angefangen
bei den frühen allegorischen und mythologischen
Kompositionen, in denen er die Themen ins Persön-
liche uminterpretierte und die Figuren in leiden-
schaftlicher Übersteigerung expressiv deformierte,
über die (impressionistischen» Werke der siebziger
Jahre, als er in engem Anschluss an Pissarro vor
der Natur zu malen begann und den geteilten
Pinselstrich der Impressionisten zu einem neuen
Strukturelement seiner Bilder entwickelte, bis zu
den späten Landschaften, deren Höhepunkt die ein-
drucksvolle Gruppe der «Montagne Sainte-Victoire>
bildete. In diesen späten Aquarellen wurde die
Farbe immer stärker zum Hauptdarstellungsmittel,
und es gelang Cezanne, mit der Überlagerung der
transparenten Farbflecken und durch die zuneh-
mende Mitsprache der weissen Fläche die Wirkung
von Lichterfülltheit entstehen zu lassen und einen
schwebenden Bildraum ohne messbare Distanzen
zu schaffen, in dem die Dinge nicht mehr von
aussen, in ihrer zufälligen Erscheinung fixiert, son-
dern in ihrer inneren Struktur und in ihrem wesent-
lichen Sein erfasst sind.
Unter dem Titel «Enzo Cucchi-Zeichnungen)» veran-
stalteten wir die erste Einzelausstellung dieses 1950
in Morro d’Alba bei Ancona geborenen Künstlers in
einem Museum. Wir konzentrierten uns dabei auf
seine grossformatigen Kohlezeichnungen, die seit
1980 entstanden waren, nachdem Cucchi die leer-
stehende Kirche von Galignano als Atelier benutzer
konnte und damit die Chance erhalten hatte, For-
mate bis zu 2,50 m Höhe und 6 m Breite in Angriff
zu nehmen. Mit der wandbildhaften Monumentalitäi
begann Cucchi der Zeichnung neue Möglichkeiten
zu erschliessen. Im Gegensatz zu den eher viel-
teiligen, kleinformatigen Zeichnungen sind diese
Werke durch wenige grossgesehene, figurative
Zeichen bestimmt: menschliche Gestalten und Tiere
mit einfachen, geschlossenen Umrissen, nahge-
sehene Berge, schematisierte Bäume und auf we-
nige Linien reduzierte Häuser und Schiffe. Cucchi
verzichtet auf alles Deskriptive und Narrative. Durot
ein beunruhigendes Nebeneinander von nicht zu-
sammengehörenden Bildelementen und durch
Sprünge in den Grössenverhältnissen zwischen
Mensch und Landschaft erzielt er eine erstaunliche
Monumentalisierung der Figuren und ruft den Ein-
druck feierlicher Stille und Bedeutsamkeit hervor. Ir
den Zeichnungen kommt Cucchis ganz persönliche
Ikonographie zum Ausdruck. Die Bildtitel sprechen
von dem «Heiligen der Berge», dem «Wunder der
Steine)», von etwas «Heiligem zwischen den Händen:
und vom «Menschen aus den Marken». Enzo Cucch:
beruft sich immer wieder ausdrücklich auf die Mar-
ken, seine Heimat, und beschwört in seinen Bilderr
die Mythen und Legenden dieser Gegend. Auffal-
lend ist, dass es beunruhigend häufig Bilder der
Bedrohung und des Todes sind. Der die Ausstellung
begleitende Katalog enthält den Gesamtkatalog von
allen bisher entstandenen grossformatigen Zeich-
nungen Cucchis. Die Ausstellung wurde anschlies-
send vom Museum Groningen übernommen
Mit der Ausstellung <«Shigeko Kubota - Video
Sculptures> sollten nach den im Kunsthaus seit
1980 veranstalteten Videozyklen, die sich auf die
Vorführung von Videobändern beschränkt hatten,
weitere Möglichkeiten des künstlerischen Mediums
Video vorgestellt werden. Videoskulptur - eine