Full text: Jahresbericht 1982 (1982)

Die lapidare Video-Installation von Richard Kriesche 
stellte für den Besucher die visuelle Verbindung 
einer Vorderwand, auf der Ein-Franken-Stücke, und 
einer Rückwand her, auf welcher Spielzeugsoldaten 
aufgeklebt waren, und wies somit darauf hin, dass 
«hinter all unseren TV- und Videobildern etwas 
eingeschrieben ist - Macht, Ideologie -, was jen- 
seits der optischen Wahrnehmung liegt, also nicht 
anschaulich, sondern kodiert, verschleiert ist) 
'Kriesche). 
im ehemaligen Foyer versammelte die Sektions- 
ausstellung der GSMBA unter dem Titel «Hommage 
3...) jurierte Beiträge ihrer Mitglieder zu künstleri- 
schen Vorbildern. Die Ehrungen galten nicht nur 
Malern, sondern vor allem auch Literaten. Das Kon- 
zept erwies sich als sehr tragfähig, und so kam eine 
abwechslungsreiche und in ihrem Kern doch ein- 
heitliche Schau gemalter und gezeichneter Bekennt- 
nisse zusammen. 
Erstmals konnte nachfolgend die Stiftung für die 
>hotographien vom flexiblen Raumangebot Ge- 
orauch machen und im Raum | den Photographen 
Gotthard Schuh (1897-1969) würdigen. Der weit 
über die Grenzen Zürichs und der Schweiz hinaus 
berühmte Photograph, bei dem immer das kom- 
poonierte, poetische Einzelbild im Zentrum stand, 
wurden in thematischen Gruppen zusammen mit 
seinen Gemälden und Zeichnungen vorgestellt, die 
ar als Mitglied der Gruppe Rot-Blau geschaffen 
hatte. Das Archiv des Photographen ist der Stiftung 
für die Photographien als Dauerleihgabe übergeben 
worden; zur Ausstellung, der ein grosser Publikums- 
zuspruch beschieden war, erschien als zweiter 
Band der Reihe «Schweizer Photographem eine 
Schuh gewidmete Monographie. 
Parallel zu den grossformatigen Kohlezeichnungen 
Enzo Cucchis in Raum Il wurden mit Werken von 
Mario Merz, Mimmo Paladino und Martin Disler 
Neuerwerbungen aus der Sammlung aus dem sel- 
ben künstlerischen Umkreis in Raum II vorgestellt. 
Von den neuen Räumlichkeiten gefördert, entfaltete 
insbesondere das Werk <«Oltre la Siepe» von Merz 
eine intensive Wirkung. 
Anschliessend verzauberte der Schweizer Künstler 
Claude Sandoz diese Wände mit drei neuen Rieser 
leinwänden und legte die zehn Nummern der von 
ihm meistherausgegebenen Zeitschrift «Der blaue 
Berg)» aus. Die rauschhafte, exotische Bildwelt des 
Künstlers füllte den Raum wie mit einem süssen, 
3stlichen Narkotikum und lud zum langen Verweiler 
und Meditieren ein. 
Im Herbst bot das weitgefasste Thema «Kontraste 
aine Herausforderung für die Künstlerinnen» den 
Mitgliedern der GSMBK Gelegenheit, ihre Arbeiten 
auf formale und inhaltliche Gegensätze zu über- 
prüfen. Trotz dem Titel ist eine eher ruhige, ja stille 
Ausstellung entstanden, weil die sich widerspre- 
chenden Bildelemente in der Mehrzahl doch in der 
Bildern selber in eine innere Übereinstimmung 
gebracht worden sind. 
Einen starken und für die vielen, denen sein Werk 
weitgehend unbekannt war, bleibenden Eindruck 
hinterliessen die Steinplastiken und Kartongehäuse 
von Peter Storrer. Sein während Jahrzehnten ent- 
standenes Werk zählt nur wenige Stücke, die aber 
alle von grosser Ausstrahlung sind und im Raum Ill 
eine weihevolle, ja religiöse Gestimmtheit erzeugten 
Gegenüber dokumentierten die Photos von Roman 
Vishniac aus osteuropäischen Judenvierteln vor 
dem Zweiten Weltkrieg eine ähnlich intensive 
Suche nach dem Bild von Menschen, kurz bevor ihr 
Leben und eine ganze Kultur ausgelöscht wurden. 
Bei einem Workshop ergab sich Gelegenheit, dem 
in Russland geborenen, heute in den USA lebender 
Photographen und Naturwissenschafter als einer 
ausserordentlichen Persönlichkeit zu begegnen. 
Roland Hotz gehört einer jüngeren Generation als 
Peter Storrer an, entstammt aber derselben Schule
	        
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