Die lapidare Video-Installation von Richard Kriesche
stellte für den Besucher die visuelle Verbindung
einer Vorderwand, auf der Ein-Franken-Stücke, und
einer Rückwand her, auf welcher Spielzeugsoldaten
aufgeklebt waren, und wies somit darauf hin, dass
«hinter all unseren TV- und Videobildern etwas
eingeschrieben ist - Macht, Ideologie -, was jen-
seits der optischen Wahrnehmung liegt, also nicht
anschaulich, sondern kodiert, verschleiert ist)
'Kriesche).
im ehemaligen Foyer versammelte die Sektions-
ausstellung der GSMBA unter dem Titel «Hommage
3...) jurierte Beiträge ihrer Mitglieder zu künstleri-
schen Vorbildern. Die Ehrungen galten nicht nur
Malern, sondern vor allem auch Literaten. Das Kon-
zept erwies sich als sehr tragfähig, und so kam eine
abwechslungsreiche und in ihrem Kern doch ein-
heitliche Schau gemalter und gezeichneter Bekennt-
nisse zusammen.
Erstmals konnte nachfolgend die Stiftung für die
>hotographien vom flexiblen Raumangebot Ge-
orauch machen und im Raum | den Photographen
Gotthard Schuh (1897-1969) würdigen. Der weit
über die Grenzen Zürichs und der Schweiz hinaus
berühmte Photograph, bei dem immer das kom-
poonierte, poetische Einzelbild im Zentrum stand,
wurden in thematischen Gruppen zusammen mit
seinen Gemälden und Zeichnungen vorgestellt, die
ar als Mitglied der Gruppe Rot-Blau geschaffen
hatte. Das Archiv des Photographen ist der Stiftung
für die Photographien als Dauerleihgabe übergeben
worden; zur Ausstellung, der ein grosser Publikums-
zuspruch beschieden war, erschien als zweiter
Band der Reihe «Schweizer Photographem eine
Schuh gewidmete Monographie.
Parallel zu den grossformatigen Kohlezeichnungen
Enzo Cucchis in Raum Il wurden mit Werken von
Mario Merz, Mimmo Paladino und Martin Disler
Neuerwerbungen aus der Sammlung aus dem sel-
ben künstlerischen Umkreis in Raum II vorgestellt.
Von den neuen Räumlichkeiten gefördert, entfaltete
insbesondere das Werk <«Oltre la Siepe» von Merz
eine intensive Wirkung.
Anschliessend verzauberte der Schweizer Künstler
Claude Sandoz diese Wände mit drei neuen Rieser
leinwänden und legte die zehn Nummern der von
ihm meistherausgegebenen Zeitschrift «Der blaue
Berg)» aus. Die rauschhafte, exotische Bildwelt des
Künstlers füllte den Raum wie mit einem süssen,
3stlichen Narkotikum und lud zum langen Verweiler
und Meditieren ein.
Im Herbst bot das weitgefasste Thema «Kontraste
aine Herausforderung für die Künstlerinnen» den
Mitgliedern der GSMBK Gelegenheit, ihre Arbeiten
auf formale und inhaltliche Gegensätze zu über-
prüfen. Trotz dem Titel ist eine eher ruhige, ja stille
Ausstellung entstanden, weil die sich widerspre-
chenden Bildelemente in der Mehrzahl doch in der
Bildern selber in eine innere Übereinstimmung
gebracht worden sind.
Einen starken und für die vielen, denen sein Werk
weitgehend unbekannt war, bleibenden Eindruck
hinterliessen die Steinplastiken und Kartongehäuse
von Peter Storrer. Sein während Jahrzehnten ent-
standenes Werk zählt nur wenige Stücke, die aber
alle von grosser Ausstrahlung sind und im Raum Ill
eine weihevolle, ja religiöse Gestimmtheit erzeugten
Gegenüber dokumentierten die Photos von Roman
Vishniac aus osteuropäischen Judenvierteln vor
dem Zweiten Weltkrieg eine ähnlich intensive
Suche nach dem Bild von Menschen, kurz bevor ihr
Leben und eine ganze Kultur ausgelöscht wurden.
Bei einem Workshop ergab sich Gelegenheit, dem
in Russland geborenen, heute in den USA lebender
Photographen und Naturwissenschafter als einer
ausserordentlichen Persönlichkeit zu begegnen.
Roland Hotz gehört einer jüngeren Generation als
Peter Storrer an, entstammt aber derselben Schule