zürcherischer Steinbildhauerei. Die in Raum |
sparsam ausgelegten und an Wänden gestellten
«Muschelschilder variierten Grundmuster organi-
scher Formausbildungen und überzeugten durch
ihre sensible Oberflächenbearbeitung.
Das aktuellste schweizerische Kunstschaffen ver-
traten in den Räumen II und Ill gleichzeitig die
Basler Miriam Cahn und Anselm Stalder. Im
«Wachraum» von Miriam Cahn machten schwarze
Kreidezeichnungen die Beklemmung von Spital,
Krieg und Tod auf den fremden Mächten ausgelie-
ferten, verletzlichen Einzelnen mit expressiver
Ausdruckskraft deutlich. Anselm Stalders kühl
reflektierende Bildwelt setzte eine gleichfalls sub-
jektive erfahrene Wirklichkeit gegenüber, die aber
von Skepsis, Distanz und Ironie bestimmt und mehr
als ein intellektuelles «Assoziationsfeld» zu ent-
schlüsseln ist.
Ende des Jahres fand im üblichen Rhythmus in
allen drei Sälen des Erdgeschosses die Präsentation
eines Teils der jurierten Zürcher Kunstszene statt,
wobei entgegen den Befürchtungen einiger Zürcher
Künstlergruppen das Platzangebot gegenüber frühe-
ren Jahren nicht geschmälert war.
Ausstellung in der Sammlung
Ausstellungen ım Helmhaus
Anfang Jahr zeigte als Übernahme vom Musege
d’Art et d’Histoire Genf die von Nicolas Bouvier
konzipierte Familiensaga «Les Boissonnas - vier
Photographengenerationen in Genf). Von 1864 bis
zur Gegenwart verhalfen sieben photographierende
«Boissonnas» dem Namen zu Weltruf, insbesondere
Fred (1858-1946), der mit seinen Reise-Alben aus
Griechenland und Ägypten, seinen Porträts, Land-
schaften und jugendstilhaften Genreszenen zu den
grossen Photographen der Jahrhundertwende zählt
Die Ausstellung illustrierte eine ungewöhnliche
Familiengeschichte und dokumentierte einen zen-
tralen Beitrag zur Schweizer Photogeschichte
Der zweite Termin war dem Schaffen des 1910 ge
borenen Zürcher Malers Max Truninger gewidmet
In einer Werkübersicht von den dreissiger Jahren
bis heute waren in einer Auswahl Gemälde mit seı
nen bevorzugten Motiven, wie Interieurs, Atelier-
szenen und Stilleben, vertreten sowie ein Quer-
schnitt durch die Vielzahl öffentlicher Aufträge für
Wandbilder, Glasmalereien und Wandteppiche. Max
Truningers in sich geschlossenes Werk reihte sich
ein in den Kreis jener figurativen Zürcher Maler, die
trotz abstrahierenden Tendenzen dem Gegenständ-
lichen treu blieben und mit ihm eine Welt von stiller
Harmonie bewahrten.
F.B./U.P./G.M.
Das grosszügige Entgegenkommen einer Privat-
sammlerin ermöglichte, parallel zur Matisse-Ausste!
lung einen nicht sehr umfangreichen, aber reprä-
sentativen Querschnitt durch das Werk seines
deutschen Freundes Hans Purrmann zu zeigen. Die
Gegenüberstellung liess die innere Wahlverwandt-
schaft der beiden Meister schön erkennen; bruchlos
schmolz der Deutsche die Pariser Anregungen sei-
nem Stil ein und bezeugt durch die hohe formale
Sicherheit seiner Gestaltung, wie sehr Matisse,
dessen («Academie» Purrmann organisierte, die
Augen und den künstlerischen Verstand seiner Um-
gebung zu schärfen vermochte.
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