Full text: Jahresbericht 1982 (1982)

zürcherischer Steinbildhauerei. Die in Raum | 
sparsam ausgelegten und an Wänden gestellten 
«Muschelschilder variierten Grundmuster organi- 
scher Formausbildungen und überzeugten durch 
ihre sensible Oberflächenbearbeitung. 
Das aktuellste schweizerische Kunstschaffen ver- 
traten in den Räumen II und Ill gleichzeitig die 
Basler Miriam Cahn und Anselm Stalder. Im 
«Wachraum» von Miriam Cahn machten schwarze 
Kreidezeichnungen die Beklemmung von Spital, 
Krieg und Tod auf den fremden Mächten ausgelie- 
ferten, verletzlichen Einzelnen mit expressiver 
Ausdruckskraft deutlich. Anselm Stalders kühl 
reflektierende Bildwelt setzte eine gleichfalls sub- 
jektive erfahrene Wirklichkeit gegenüber, die aber 
von Skepsis, Distanz und Ironie bestimmt und mehr 
als ein intellektuelles «Assoziationsfeld» zu ent- 
schlüsseln ist. 
Ende des Jahres fand im üblichen Rhythmus in 
allen drei Sälen des Erdgeschosses die Präsentation 
eines Teils der jurierten Zürcher Kunstszene statt, 
wobei entgegen den Befürchtungen einiger Zürcher 
Künstlergruppen das Platzangebot gegenüber frühe- 
ren Jahren nicht geschmälert war. 
Ausstellung in der Sammlung 
Ausstellungen ım Helmhaus 
Anfang Jahr zeigte als Übernahme vom Musege 
d’Art et d’Histoire Genf die von Nicolas Bouvier 
konzipierte Familiensaga «Les Boissonnas - vier 
Photographengenerationen in Genf). Von 1864 bis 
zur Gegenwart verhalfen sieben photographierende 
«Boissonnas» dem Namen zu Weltruf, insbesondere 
Fred (1858-1946), der mit seinen Reise-Alben aus 
Griechenland und Ägypten, seinen Porträts, Land- 
schaften und jugendstilhaften Genreszenen zu den 
grossen Photographen der Jahrhundertwende zählt 
Die Ausstellung illustrierte eine ungewöhnliche 
Familiengeschichte und dokumentierte einen zen- 
tralen Beitrag zur Schweizer Photogeschichte 
Der zweite Termin war dem Schaffen des 1910 ge 
borenen Zürcher Malers Max Truninger gewidmet 
In einer Werkübersicht von den dreissiger Jahren 
bis heute waren in einer Auswahl Gemälde mit seı 
nen bevorzugten Motiven, wie Interieurs, Atelier- 
szenen und Stilleben, vertreten sowie ein Quer- 
schnitt durch die Vielzahl öffentlicher Aufträge für 
Wandbilder, Glasmalereien und Wandteppiche. Max 
Truningers in sich geschlossenes Werk reihte sich 
ein in den Kreis jener figurativen Zürcher Maler, die 
trotz abstrahierenden Tendenzen dem Gegenständ- 
lichen treu blieben und mit ihm eine Welt von stiller 
Harmonie bewahrten. 
F.B./U.P./G.M. 
Das grosszügige Entgegenkommen einer Privat- 
sammlerin ermöglichte, parallel zur Matisse-Ausste! 
lung einen nicht sehr umfangreichen, aber reprä- 
sentativen Querschnitt durch das Werk seines 
deutschen Freundes Hans Purrmann zu zeigen. Die 
Gegenüberstellung liess die innere Wahlverwandt- 
schaft der beiden Meister schön erkennen; bruchlos 
schmolz der Deutsche die Pariser Anregungen sei- 
nem Stil ein und bezeugt durch die hohe formale 
Sicherheit seiner Gestaltung, wie sehr Matisse, 
dessen («Academie» Purrmann organisierte, die 
Augen und den künstlerischen Verstand seiner Um- 
gebung zu schärfen vermochte. 
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