Hinweis
auf einige Neuerwerbungen
-ERNAND LEGER, LA FLEUR JAUNE, 1944
Fernand Leger hatte bereits dreimal die Vereinigten
Staaten besucht (1931, 1935 und Winter 1938/39),
als er sich im Oktober 1940 in Marseille einschiffte,
Jım nach New York zu fahren; Ende 1945 kehrte er
nach Frankreich, Anfang 1946 nach Paris zurück.
Amerika war ihm somit nicht völlig unvertraut, als
ar dem Krieg entfloh und für einige Jahre das Le-
Jen eines emigrierten Künstlers führte. Und vor al-
em: Amerika übte auf ihn eine dynamische Anzie-
ıungskraft aus, die seinem Schaffen entgegenkam
und Ihn in der subjektiven Richtigkeit seiner stilisti-
schen Recherchen bestärkte. Der mehrjährige Ame-
ikaaufenthalt hat somit keinen Bruch in seiner
<ünstlerischen Entwicklung provoziert, dagegen
dem bereits zuvor Angelegten vollends zum Durch-
5ruch verholfen.
Als ein diesbezüglich charakteristisches Beispiel ist
das Problem der Trennung von Farbe und Form zu
nennen, das letztlich auf L&gers Kubismus zurück-
geht, das jedoch im Laufe der 30er Jahre erneute
Aktualität zurückgewinnt und zunehmend radikaler
aingesetzt wird: die Farbregie der Gesamtkomposi-
ion scheint gegenüber der Konturierung der darge-
stellten Objekte eine völlige Autonomie anzustre-
ven. Das Erlebnis New York bestätigte den Künst-
er:
‚Ce n’est pas de l'imagination. C’est vu. En 1942,
quand |’6etalis a New-York, |’al &t6e frappe par les
projecteurs publicitaires de Broadway qui balayent
la rue. Vous 6&tes lä, vous parlez avec quelqu’un et
tout ä coup, Il devient bleu. Puis la couleur passe,
une autre arrive, et il devient rouge, jaune. Cette
couleur-lä, la couleur du projecteur, est libre: elle
est dans l’espace. J’ai voulu faire la m&me chose
dans mes toiles. C’est tre&s important pour la
peinture murale, parce que cela n’a pas d’&chelle,
mais je m’en suis servi dans mes tableaux de che-
valet... Je ne l’aurais pas invente. Je n’ai pas de fan-
talsie.)1
Mit diesem Amerikaerlebnis ist L&ger kein Einzel-
gänger. Es war gleichermassen die Licht-Farborgie
des Broadway, die zum Beispiel auch Mondrians
dynamische Rhythmisierung der letzten Schaffens:
ohase beflügelt hat.
Bei L&ger manifestiert sich die farbige Turbulenz
des soeben Geschilderten am Sichtbarsten in den
Serien, in denen die menschliche Figur dominiert, ir
Acrobates und Plongeurs.? La fleur jaune ist da-
neben beinahe ein ruhiges Bild. Ausschlaggebend
für diesen Eindruck ist vor allem der ländliche Ent-
stehungsort.
Auf dem Weg nach Montreal, wohin er sich 1943
einer Ausstellung wegen begab, entdeckte Leger
zufällig in Rouses Point, nahe der kanadischen
Grenze, eine halbverfallene Farm. Die Gegend erin-
nerte den Künstler an seine normannische Herkunft
die Einwohner sprachen französisch: der Ort zog
ihn an, er verbrachte dort bis zu seiner Rückkehr
nach Frankreich jeweils die Sommermonate
In Rouses Point entstand eine Reihe von Bildern, die
später als «Paysages americains» von 1943-44 be-
kannt wurden® und die L6ger selbst wie folgt be-
schrieb: «J’ai peint une suite de paysages ameri-
cains en m’inspirant du contraste que presentent
une machine abandonn&e, devenue vieille feraille,
et la vegetation qui devore. La nature la mange. On
la voit disparalitre sous les verdures et les fleurs des