Full text: Jahresbericht 1982 (1982)

champs. L’opposition entre cet amas de metal tor- 
du et les marguerites qui le fleurissent de&gage un 
charme tres vif et tres attachant).4 
Leger selbst gibt das Stichwort, das wie ein Schlüs- 
sel den Zugang zu seinem gesamten Schaffen öff- 
net: contraste. Kontrast in inhaltlicher Hinsicht: 
Vegetation - Werkzeug; oder noch pointierter: auf- 
blühende Natur - zerfallende Zivilisation. Kontrast 
zwischen Farbe und linearer Komposition. Kontrast 
aber auch innerhalb der Behandlung der Farbe: <die 
flache, „als konstruktives Element schnellere” Farbe 
und die Modellierung, „die verlangsamend auf das 
Auge wirkt“,.5 
Le&gers Suche nach Kontrast und Opposition (etwa 
eines Schlüsselbundes als Ausdruck banalster All- 
täglichkeit und dem Sinnbild des unvergänglichen 
Kunstwerks, Leonardos Mona Lisa)® dient nicht ziel 
freier Spielerei, sondern der Beschwörung des Din- 
ges, des Objekts, der Beschwörung eines modernen 
Realismus. Als eine der Hauptformen der Abstrak- 
tion nennt Siegfried Giedion Legers Transformation 
«du sujet a l’objet. «Man nehme zum Beispiel eines 
seiner Aquarelle, das LEger 1944 malte, als ihn der 
Anblick einer verlassenen Farm an der Grenze Ka- 
nadas bewegte und aufregte. Die bedrohlichen Zäh 
ne, die sich von sichelartigen Formen vorstossen, 
sind in Wirklichkeit Heugabeln, die gegen einen 
Drahtzaun angelegt sind: ein naturalistisches Motiv 
wurde in plastische Form gewandelt. Das Subjekt 
ist zum Objekt geworden, schreibt Giedion in «Die 
Entstehung der Kunst).7 
Legers beinahe naives Sendungsbewusstsein, mit 
einem dem Objekt verhafteten Realismus die ad 
äquate Ausdrucksform des 20. Jahrhunderts zu 
erarbeiten - LeEgers sozial-utopische Komponente 
lässt sich auch in späteren Texten verfolgen; 1950 
findet sich im Aufsatz «Peinture murale et peinture 
de chevalet) folgender Passus: «On a beaucoup cri- 
tique l’Art pour l’Art (c’est-ä-dire sans sujet) et l’Art 
abstrait (c’est-Aä-dire sans objet), mais Il semble bier 
que leur temps va finir. Nous assistons ä un retour 
au grand sujet, qui solt comprehensible au peuple.)= 
Es ist aus dieser Sicht, sich «comprehensible au 
peuple» auszudrücken und jedes Element möglichst 
leicht fassbar herauszuarbeiten, nicht unverständ- 
lich, dass aus der gelben Blume unseres Bildes, 
dem Symbol der für L&ger siegreichen Natur, we- 
nige Jahre später La leur qui marche wird: dreidi- 
mensional, strahlend polychrom, etwas plakativ 
(«J’ai donc &t& amene ä la sculpture peinte non pas 
par le volume, comme on pourrait le croire, mais 
nar la couleur>).? 
Felix Baumann 
ANMERKUNGEN 
' Siehe Katalog Ausstellung Fernand Leger, Staatliche Kunsthalle 
Berlin 1980/81, S.35 
? Vgl. z.B. Les plongeurs polychromes, 1942/46, Musege National 
Fernand Leger, Biot 
3 Zu diesen Bildern zählen, ausser La /eur jaune, insbesondere 
La roue noir, 1944, Privatbesitz, L’arbre dans l’echelle, 1943/44 
Galerie Louise Leiris, Paris, Le treillage noir, 1943/44, Galerie 
Nathan, Zürich, Le tronc d’arbre sur fond jaune, 1945, Perls 
Galleries, New York. Als Abschluss und Kulminationspunkt 
dieser Bildreihe wäre Adieu New York, 1946, Musee Nationa! 
d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris, zu nennen. 
+ Siehe (Euvres de Fernand Leger, Collections du Musee National! 
d’Art Moderne, Paris, 1981, S. 88 
5 Siehe Robert L. Delevoy, L6ger, Genf 1962, S.84 
51a Joconde aux clefs, 1930, Muse National Ferhand Leger, 
Biot, oder La Femme aux clefs, 1930 (Musege National d’Art 
Moderne, Paris), ein Bild, das bezeichnenderweise auch 
Contrastes d’objets genannt wird. 
7 Siegfried Giedion, Die Entstehung der Kunst, Zürich, 1962, S. 45 
8 Siehe Katalog Berlin 1981, S. 532 
3 Siehe (Euvres de Fernand L&ger, Collections du Musege National 
d’Art Moderne. Paris 1981, S. 137
	        
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