Restaurierung
Standen zu Beginn des Jahres die Betreuung der
Ausstellungen im Vordergrund, stellte sich später
jene Ruhe ein, die ein stetiges Arbeiten an an-
spruchsvolleren Restaurierungsarbeiten erst ermög-
licht.
Unsere Sammlung verwahrt sieben Landschafts-
gemälde von J.B. Bullinger aus den Jahren 1752/53
die sich in einem gefährdeten Zustand befanden.
Die Restaurierung mehrerer Werke eines Künstlers
bietet die Möglichkeit maltechnischer Vergleiche.
Bullinger verwendete zum Beispiel verschiedene
Grundierungsarten: bei der «Seelandschaft mit
Gewitter) eine saugende Bolusgrundierung, bei der
«Felslandschaft mit Fischern» und der «Kom-
ponierten Waldlandschaft mit Jägern» zusätzlich
eine graue, ölgebundene Imprimitur. Aufgrund
solcher Unterschiede altern die Gemälde nicht
gleichartig; durch die eingehende Restaurierung
konnte das dadurch gestörte einheitliche Erschei-
nungsbild weitgehend zurückgewonnen werden
Auch die im Vorjahr begonnene Restaurierung des
Gemäldes «Carriere aux environs de Pontoise» von
Paul Gauguin konnte zum Abschluss gebracht wer-
den. Anlässlich des Ankaufs durch die VZK wurden
Einwände erhoben, da dessen Qualitäten wegen
des unvorteilhaften Erscheinungszustandes kaum
zur Geltung kamen. Vor Jahrzehnten wurde das
Gemälde doubliert; dabei gelangten grössere
Mengen Kleister auf die Bildoberfläche, die
anschliessend gegen die Intention des Künstlers
gefirnisst wurde. Durch die Entfernung des mittler-
weile vergilbten und verschmutzten Firnis und des
durch den Kleister verursachten grauen Schleiers
konnte die originale nuancenreiche farbliche Intensi-
tät und einiges von der eingeebneten Pinselstruktur
zurückgewonnen werden. Im vorliegenden Fall
konnte ein durch unbedachte Restaurierungsmass
nahmen entstelltes Gemälde weitgehend auf seine
originale Erscheinung zurückgeführt werden.
Bei der Ensor-Ausstellung liess sich in grossem
Ausmass aufzeigen, welche ästhetische Einbusse
sein (Euvre durch verbräunte Firnisschichten erlitter
hat. Ensor schreibt: «(der Firnis ist die diabolischste
Erfindung für helle Bilder). Weshalb helle Töne
lackieren? Der Glanz würde die hellen, matten Fein
heiten und die so mühsam gesuchten Harmonien
zerstören.)
Bei der Hodler-Ausstellungstournee wurde unser
Atelier mit der konservatorischen Betreuung und
Begleitung beauftragt. Obwohl dieses Projekt lange
diskutiert wurde, blieben uns zur Vorbereitung
lediglich zwei Monate, in denen der Zustand, die
Konzeption und die Ausführung der Verpackung,
die Konservierungen sowie die Transportbegleitun
gen durchzuführen waren. Diese Aufgabe wäre
nicht zu bewältigen gewesen ohne die Hilfe unsere!
hinzugezogenen Kollegen Herrn Moritz Bösiger,
Herrn Michael von der Goltz und Frau Bettina
Schramm, wofür wir ihnen sehr danken. Sieht man
von einigen Werken ab, befindet sich das
Gesamtwerk von Hodler in einem beachtlichen
Zustand, obwohl er sich in maltechnischer Hinsicht
von vielen Konventionen befreite. Besondere Auf-
merksamkeit verlangen die grossformatigen
Gemälde, für die der Maler trotz des Gewichtes der
grösseren Farbmengen keine kräftigeren Leinwände
wählte. Diese sind heute überdies altersbedingt
geschwächt, so dass zu einem weiteren Ausleihen
neue Konservierungsmassnahmen entwickelt und
vorausgesetzt werden müssen. Leider wurden
Bilder ebenfalls ohne Grund doubliert und gefirniss1
Bei mehreren Gemälden wäre deshalb eine Be-
freiung von verfälschenden Firnissen oder angesarr
meltem Schmutz wünschenswert. Auf der anderer.
Seite ist Jedoch nichts mehr zu respektieren, als
wenn private Sammler Zurückhaltung gegenüber
eiligen Eingriffen üben.
PP/HpM/SSp
- mx