Full text: Jahresbericht 1983 (1983)

Restaurierung 
Standen zu Beginn des Jahres die Betreuung der 
Ausstellungen im Vordergrund, stellte sich später 
jene Ruhe ein, die ein stetiges Arbeiten an an- 
spruchsvolleren Restaurierungsarbeiten erst ermög- 
licht. 
Unsere Sammlung verwahrt sieben Landschafts- 
gemälde von J.B. Bullinger aus den Jahren 1752/53 
die sich in einem gefährdeten Zustand befanden. 
Die Restaurierung mehrerer Werke eines Künstlers 
bietet die Möglichkeit maltechnischer Vergleiche. 
Bullinger verwendete zum Beispiel verschiedene 
Grundierungsarten: bei der «Seelandschaft mit 
Gewitter) eine saugende Bolusgrundierung, bei der 
«Felslandschaft mit Fischern» und der «Kom- 
ponierten Waldlandschaft mit Jägern» zusätzlich 
eine graue, ölgebundene Imprimitur. Aufgrund 
solcher Unterschiede altern die Gemälde nicht 
gleichartig; durch die eingehende Restaurierung 
konnte das dadurch gestörte einheitliche Erschei- 
nungsbild weitgehend zurückgewonnen werden 
Auch die im Vorjahr begonnene Restaurierung des 
Gemäldes «Carriere aux environs de Pontoise» von 
Paul Gauguin konnte zum Abschluss gebracht wer- 
den. Anlässlich des Ankaufs durch die VZK wurden 
Einwände erhoben, da dessen Qualitäten wegen 
des unvorteilhaften Erscheinungszustandes kaum 
zur Geltung kamen. Vor Jahrzehnten wurde das 
Gemälde doubliert; dabei gelangten grössere 
Mengen Kleister auf die Bildoberfläche, die 
anschliessend gegen die Intention des Künstlers 
gefirnisst wurde. Durch die Entfernung des mittler- 
weile vergilbten und verschmutzten Firnis und des 
durch den Kleister verursachten grauen Schleiers 
konnte die originale nuancenreiche farbliche Intensi- 
tät und einiges von der eingeebneten Pinselstruktur 
zurückgewonnen werden. Im vorliegenden Fall 
konnte ein durch unbedachte Restaurierungsmass 
nahmen entstelltes Gemälde weitgehend auf seine 
originale Erscheinung zurückgeführt werden. 
Bei der Ensor-Ausstellung liess sich in grossem 
Ausmass aufzeigen, welche ästhetische Einbusse 
sein (Euvre durch verbräunte Firnisschichten erlitter 
hat. Ensor schreibt: «(der Firnis ist die diabolischste 
Erfindung für helle Bilder). Weshalb helle Töne 
lackieren? Der Glanz würde die hellen, matten Fein 
heiten und die so mühsam gesuchten Harmonien 
zerstören.) 
Bei der Hodler-Ausstellungstournee wurde unser 
Atelier mit der konservatorischen Betreuung und 
Begleitung beauftragt. Obwohl dieses Projekt lange 
diskutiert wurde, blieben uns zur Vorbereitung 
lediglich zwei Monate, in denen der Zustand, die 
Konzeption und die Ausführung der Verpackung, 
die Konservierungen sowie die Transportbegleitun 
gen durchzuführen waren. Diese Aufgabe wäre 
nicht zu bewältigen gewesen ohne die Hilfe unsere! 
hinzugezogenen Kollegen Herrn Moritz Bösiger, 
Herrn Michael von der Goltz und Frau Bettina 
Schramm, wofür wir ihnen sehr danken. Sieht man 
von einigen Werken ab, befindet sich das 
Gesamtwerk von Hodler in einem beachtlichen 
Zustand, obwohl er sich in maltechnischer Hinsicht 
von vielen Konventionen befreite. Besondere Auf- 
merksamkeit verlangen die grossformatigen 
Gemälde, für die der Maler trotz des Gewichtes der 
grösseren Farbmengen keine kräftigeren Leinwände 
wählte. Diese sind heute überdies altersbedingt 
geschwächt, so dass zu einem weiteren Ausleihen 
neue Konservierungsmassnahmen entwickelt und 
vorausgesetzt werden müssen. Leider wurden 
Bilder ebenfalls ohne Grund doubliert und gefirniss1 
Bei mehreren Gemälden wäre deshalb eine Be- 
freiung von verfälschenden Firnissen oder angesarr 
meltem Schmutz wünschenswert. Auf der anderer. 
Seite ist Jedoch nichts mehr zu respektieren, als 
wenn private Sammler Zurückhaltung gegenüber 
eiligen Eingriffen üben. 
PP/HpM/SSp 
- mx
	        
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