Sammlung
Die Reihe wichtiger Neueingänge ist im Berichtsjahr
eher kurz, was allerdings nicht zu Besorgnis Anlass
geben soll. Am Jahresende waren mehrere Projekte
pendent - über den günstigen Abschluss in den
meisten Fällen wird im nächsten Jahresbericht zu
lesen sein.
Wenn somit 1983 für das Kunsthaus eher im Zei-
chen der Ausstellungen stand (1984 dürfte aller
Voraussicht nach ein Jahr der Sammlung werden),
so konnten doch mehrere hochwillkommene Werke
in die Sammlung aufgenommen werden.
Allen voran sei das Gärtnerbild von Otto Meyer-
Amden genannt. Dieser Künstler von nach wie vor
leiser Resonanz ist im Kunsthaus mit einer Gruppe
von rund 30 Werken vertreten, unter denen sich
allerdings nur ein einziges grösserformatiges Ölbild
findet. Um so erfreulicher ist es nun, dass neben
dem vorhandenen späten Bild auch das wohl wich-
tigste Frühwerk des Künstlers in der Schau-
sammlung plaziert werden kann, sind doch gerade
die konservatorischen Bedenken einer dauernden
Präsentation des grösstenteils auf Papier gezeich-
neten und gemalten Lebenswerkes Otto Meyers mit
verantwortlich dafür, dass dieser in öffentlichen
Instituten kaum je seiner Bedeutung entsprechend
zur Geltung kommt.
Überaus begrüssenswert ist es, dass die Alberto-
Giacometti-Stiftung sich konsequent bemüht, trotz
bescheidensten zur Verfügung stehender Mittel, die
Giacometti-Sammlung zu ergänzen. Erstmals seit
Jahren ist es gelungen, eine Plastik zu erwerben,
wobei besonders erwähnenswert ist, dass es sich
bei «Femme», 1927/28, um ein relativ frühes Werk
handelt, das die vorhandene Werkreihe aus den
zwanziger Jahren neu akzentuiert. Auch das Still-
leben von 1964, das als hochwillkommenes Ge-
schenk von Herrn Hans Bechtler in den Stiftungs-
bestand aufgenommen werden durfte, rundet die
Darstellung Giacomettis als Maler ab: unter 15 de!
Stiftung gehörenden Bildern fand sich bisher nur
ein einziges Stilleben.
Die Mittel des Sammlungsfonds | wurden im Be-
richtsjahr primär zur Verstärkung der Gruppe
neuerer expressiver Malerei eingesetzt, wobei die
beiden wesentlichsten Ankäufe —- Francis Bacon,
«Figure in Mountain Landscape», 1956, und Georg
Baselitz, «Katzenkopf>», 1966/67 - der historischen
Verankerung der bereits früher erworbenen Werke
jüngerer Künstler im Sammlungsganzen galten. So
wurden von Bacon wie von Baselitz ausge-
sprochene Frühwerke erworben, die zwischen derır
expressiven Menschenbild im Sinne Kokoschkas
oder Giacomettis und den Figurationen von Penk,
Cucchi und anderen vermitteln. Die Interpretation
des Menschenbildes als Ausdruck gesteigerter
Seelenzustände spielt in unserer Sammlung dank
der umfangreichen Werkgruppen von Füssli, Hodlie:
und Giacometti eine Rolle, die über die einzelnen
Epochen hinweggeht und dem ganzen Bestand eine
Kohärenz verleiht, die wahrzunehmen wir offen-
sichtlich gerade heute in besonderem Masse
befähigt sind.
Demgegenüber konnte eine konträre Hauptachse
der Sammlung entgegen den ursprünglichen
Intentionen im Berichtsjahr nicht ausgebaut werden
gemeint ist die Linie Dada —- konstruktive Kunst.
Bereits der Jahresbericht 1982 musste unter dem
Hinweis auf den zu Beginn des Jahres 1983 gegrür;
deten Fonds für den Ankauf konstruktiver Kunst für
das vorangegangene Jahr eine unbeabsichtigte
diesbezügliche Passivität registrieren. Der Grund,
weshalb auch 1983 keine Fortschritte erzielt werden