fenster ist die für das Kunsthaus erworbene,
signierte und datierte Gouache von 89x 54 cm. Das
Werk verblieb ursprünglich im Besitz von van Does-
burg, gelangte dann als Schenkung von Nelly van
Doesburg ebenfalls an die Stichting Buyko. Diese
Wohlfahrtsstiftung übergab schliesslich das Werk
einer Amsterdamer Kunsthandlung zum Verkauf
Seine Authentizität ist somit gesichert. Vor der
Eingliederung in die Sammlung des Kunsthauses
mussten ein paar kleine Beschädigungen ausge-
bessert werden.
Auch wenn es sich bei der «Komposition V» um eine
Gouache und, funktional, um einen Glasbild-Entwurf
handelt, spiegelt das Werk in aller Klarheit die
gestalterischen Konzeptionen und den damaligen
Stand der Malerei von Theo van Doesburg - wie er
beispielsweise in der «Komposition in Dissonanten)»
von 1918 in der Sammlung Marguerite Arp-Hagen-
bach zutage tritt.
In der vergleichenden Untersuchung <Piet Mondrian
und Theo van Doesburg» (München 1979) stellt
Clara Weyergraf in bezug auf van Doesburgs Kom-
positionsweise fest: «Grundlage der optisch räum-
lichen Auflösung der zweidimensionalen Fläche sind
die stark kontrastierenden Helligkeitswerte der farbi-
gen Flächenelemente. Die durch ihre Helligkeits-
wertdifferenz bereits ideal zu räumlich wirksamer
Kontrastierung geeigneten Elemente sind darüber
ainaus so zueinander geordnet, dass sie sich zu
überlagern scheinen. Hierdurch wird die farb-
räumliche Wirkung noch gesteigert. Als Folge der
Thematisierung des Raumwerts der Farbe löst sich
das Bildganze auf in eine Abfolge einzelner Farb-
oppositionen .)
Im Gegensatz zu dem Bild «Komposition XIlb von
1918, auf das sich diese Ausführungen direkt be-
ziehen, ist im neuerworbenen Glasbild-Entwurf - im
Hinblick auf die Technik der Verbleiung und der
geplanten Integration des Werkes in einen architek-
tonischen Raum - die lineare Struktur geschlossen
und sind die Farbfelder ohne Überlagerung direkt
nebeneinandergesetzt.
Dass für Theo van Doesburg die Anwendung der
Farbe in der Architektur - oder besser gesagt: im
Raum - verglichen mit der Tafelmalerei kein bloss
dekoratives Tun ist, hat er selbst in verschiedenen
theoretischen Texten zum Ausdruck gebracht. So
heisst es in dem wichtigen Text «Farben in Raum
und Zeit, («De Stijb, 1928, XV, Nr. 87/89): «Ich selbst
habe während meiner Zusammenarbeit mit dem jun
gen Architekten C. van Eesteren, 1923, versucht, die
Farbe als Verstärkungsmittel der architektonischen
Raumgestaltung anzuwenden.) Und im gleichen Text
spricht van Doesburg von der «gestaltenden An-
wendung der Farbe im Raum». Er gelangt soweit, die
einzelnen Flächen, je nach ihrer Lage im Raum, in
einer bestimmten, jeweils anderen Farbe zu gestal-
ten. Die um 1918 geschaffenen Glasfenster sind eir
erster Schritt zur Integration der Farbe in die Archi-
tektur. Einen Höhepunkt der farb-formalen Raum-
gestaltung im Werk von van Doesburg sollte dann
1926/28 die Innenausstattung der «Aubette» in
Strassburg werden.
Kompositorisch ist bei der «Komposition V» von
Interesse, dass van Doesburg das - gegebene -
hochrechteckige Bildfeld zunächst in der Breite dre'
teilt und diese lanzettförmigen Bahnen (Erinnerung
an mittelalterliche Glasfenster?) ihrerseits in hoch-
ader querrechteckige, teils auch quadratische Felde:
gliedert. Diese sind jeweils durch eine stets wieder
andersartige, orthogonale und feine Binnenteilung zı
fast autonomen Farbkompositionen gemacht. Jede
dieser Rechteckskompositionen in Weiss, Blau, Rot,
Gelb, Grün und Violett hat den Charakter einer in
sich geschlossenen Bildkomposition. Alle zusammer
bilden ein formal und farbig lebendig rhythmisiertes
Ganzes. Zu den in sich geschlossenen <Teilbildern)
finden sich Analogien im Werk von van Doesburg
wie von Mondrian und Vantongerloo, aber auch vor
Bill und Lohse.