rechten Winkel darüber neun in drei Dreiergruppen,
die äussern mit der Krümmung nach oben, im Zen-
trum nach unten. Ein Konkav-Konvex-Spiel als dem
Boden enthobene Plastik aus vertrauten, bereits
anderswo erfahrenen Teilen. Sie enthält so als nicht
artikulierte, sondern konstellierte Konstruktion im
labilen Gleichgewicht die Dimension der Dauer.
Barrel Construction ist eine sowohl lapiıdare wie viel
schichtige, früh Form gewordene Reflektion in einer
Zeit, in der die Künstler beginnen, das fertige Pro-
dukt in Frage zu stellen, um über Zeit/Raum-
Konzepte, Materialprozesse, Sichtbarmachung der
Energie in der Materie und carme» Materialien als
Wunschträger neue bildliche und plastische Vor-
stellungen zu visualisieren. In späteren Arbeiten geht
Rabinowitch folgerichtig von den von innen her
determinierten, aber nicht artikulierten Körpern über
zu determiniert-artikulierten (Grease-Cones, 1965)
und schliesslich zur Berücksichtigung der von ihm
(somatisch) genannten skulpturalen Qualitäten, Arti-
kulationen des plastischen Körpers mittels Biegung,
Addition von Teilen, Verwendung der offenen und
geschlossenen Form, Einsatz von Vorder- und Rück
seite, des vertauschten Oben und Unten, der Verti-
kalen, Horizontalen und Diagonalen, von Symmetrie
und Asymmetrie, Vermehrung der Achsen und
damit der Umwandlung der Zeitmomente in Dauer
(Manıfolds, seit 1974).
«Back to the Basics)» sagte jeweils John Helman
bewundernd vor den der Wand vorgehängten, aber
wie in sie eingelassenen oxydierten Stahlplatten von
Ellsworth Kelly. Das gilt auch für Rovden Rabino-
witch.
Harald Szeemann
Anısh Kapoor (geb. 1954 Bombay, lebt in London)
Ohne Titel, 1984
Nach der Bilderflut der letzten Jahre, der zur Läute:
rung der Konzeptschwemme so notwendigen, ist
allenthalben Aufbruchstimmung zu spüren: Es
drängt zu Plastik und Skulptur. Das ist nur natürlich
denn die grenzüberschreitende Avantgarde hat die
überzeugendsten Formulierungen für Bedeutungs-
polyvalenzen stets im Objekt erreicht. Und die Übe'
führung dieses starken Erbes in die Zweidimensio-
nalität wurde in der Malerei der letzten Jahre, sinn-
lich und gestuell wie sie eben war, vernachlässigt.
Gerade Anish Kapoor ist unter den jungen Bild-
hauern nun ein Musterbeispiel, wie Ablösungen
auch vor sich gehen können, nämlich nicht abrupt
und medienüberzeugt. Kapoor bewahrt der neuer
Skulptur eine starke erotische Präsenz, und seine
Farbkörper sind Skulptur und Malerei In einem.
Seine Skulpturen sind auf rein plastische Äusserun-
gen zurückgeführte Primärsymbole (Baum, Berg,
Tempel, Vagina, Lingam), die als äusserste, sie
gleichsam entmaterialisierende und die Benennung
erschwerende Schicht eine Pigmenthaut erhalten.
Vorherrschend sind Blau, Rot, Gelb, neuerdings auctk
Erd-und Lehmfarbe und Schwarz. Der gebürtige
Inder schöpft aus der hinduistischen Religion und
ihrer vor allem Krishna verbundenen Farbsymbolik
doch ergibt die Vermählung von Form und Farbe
eine «Auratisierung» der Körper und damit eine
Durchdringung der exotisch-erotischen Form mit de:
westlichen Kraft der reinen Monochromie. Nicht vor
ungefähr erinnern bei allen Formverschiedenheiten
seine blauen Farbkörper an «Le destin plastique du
pigment pur von Yves Klein, der lange Jahre im Fer
nen Osten zugebracht hat. Für das hinduistische
Denken sind Sinnlichkeit und Geist eins. Diesem
Ganzheitsdenken kommt Kapoor am nächsten weni-
ger in Einzelstücken als vielmehr in den von ihm mit
mehreren - «männlichen» und «weiblichen» - Farb-
körpern kreierten «Orten der Kraft», mit reinen <«un-
berührbaren» Pigmentzonen, zu denen er sich ge-
äussert hat: «Wenn Sinnlichkeit voam Wunsch nach