Full text: Jahresbericht 1984 (1984)

und des Dallas Museum of Art, die sich mit etwa 60 
Werken vor allem auf die späte Schaffenszeit des 
Meisters konzentrierte, legte die Zürcher Ausstellung 
einen Schwerpunkt auch auf dessen Frühwerk. Ein 
äusserer Anlass zur retrospektiven Ausrichtung war 
unter anderem auch die Neuerwerbung eines Haupt- 
werkes der sogenannten «Nabis>-Zeit, der ersten 
Fassung der 1890/91 entstandenen vier dekorativen 
Panneaux «Femmes au jardin», das von der Vereini- 
gung Zürcher Kunstfreunde mit einem Beitrag zur 
Erinnerung an Ernst Gamper für die Sammlung des 
Kunsthauses erworben werden konnte (vgl. S. 100). 
In diese erste Zürcher Retrospektive seit der letzten 
Bonnard-Ausstellung im Jahre 1949 konnten zahlrei- 
che Werke einbezogen werden, die hierzulande nie 
ausgestellt, zum Teil noch nie öffentlich gezeigt oder 
zwanzig und mehr Jahre nicht mehr an eine Ausstel- 
lung des Meisters ausgeliehen worden waren. 
Neben zahlreichen Arbeiten vor allem aus französi- 
schem und amerikanischem Besitz umfasste die 
Ausstellung auch vier Leihgaben aus der Sowjet- 
union und ein grossformatiges Bild aus der Prager 
Nationalgalerie. Qualitativ hochstehende kleinere 
Formate aus Schweizer Privatbesitz rundeten die 
Gesamtübersicht ideal ab. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Die Ausstellung «Albert Welti, Die Versuchungen des 
rechtschaffenen Bürgers - Zeichnungen und 
Graphik rund um die „Walpurgisnacht”» hatte zum 
Ziel, die Entstehungsgeschichte der «Walpurgis- 
nacht», eines Hauptwerkes von Welti, das sich als 
Depositum der Gottfried-Keller-Stiftung im 
Kunsthaus befindet, anhand der zahlreichen Ent- 
wurfszeichnungen aus dem Bestand der Graphi- 
schen Sammlung zu verfolgen. In der Abfolge der 
Modellstudien, Detailskizzen und Kompositionsent- 
würfe lässt sich sowohl die formale Entwicklung des 
Werkes nachvollziehen als auch die allmähliche 
Wandlung der Bildidee von dem anfänglichen 
wüsten Hexentreiben mit hässlichen, bedrohlichen 
Weibsbildern zu dem endgültigen aufreizenden Spiel 
verführerischer junger Frauen, die den «Zuschauern 
Welti mehr anstacheln und in Versuchung führen als 
erschrecken. Im Zusammenhang mit der Ausstellung 
erschien ein von Bice Curiger verfasstes Samm- 
lungsheft, das den Gesamtkatalog aller Bilder und 
Zeichnungen Weltis im Kunsthaus enthält. 
Georges Seurat - Zeichnungen, die erste Mu- 
seumsausstellung des Künstlers in der Schweiz, 
schloss an unsere Ausstellungen «Paul C6zanne - 
Aquarelle», 1982, und «Nabis und Fauves - Zeich- 
nungen, Aquarelle, Pastelle aus Schweizer Privatbe- 
sitz», 1982/83, an, in denen wir der Rolle der Zeich 
nung als Schrittmacher bei der Erarbeitung einer 
neuen Formensprache am Ende des 19. Jahrhun- 
derts nachgegangen sind. Seurat hat seine neuen 
Gestaltungsmittel, ebenso wie die Nabis, zuerst in 
der Zeichnung entwickelt. Bevor er zu malen 
begann, hat er jahrelang nur gezeichnet. So sind sei- 
ne Zeichnungen zum überwiegenden Teil nicht als 
Vorstudien zu seinen Gemälden entstanden, sondern 
haben selbständigen Bildcharakter. Unmittelbarer als 
die Bilder geben sie Einblick in den schöpferischen 
Prozess dieses Künstlers, der neben C6zanne, van 
Gogh und Gauguin zu den Begründern der moder- 
nen Kunst gezählt wird. 
Um einen Eindruck von den Beständen der Graphi- 
schen Sammlung des Kunsthauses zu geben, 
präsentierten wir in der Ausstellung «Meisterwerke 
aus der Graphischen Sammlung» eine Auswahl der 
wichtigsten Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und 
Collagen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Die 
Werke wurden im Graphischen Kabinett und in meh- 
reren Räumen der Sammlung gezeigt, so dass die 
Zeichnungen auch zu den Bildern und Skulpturen in 
Beziehung treten konnten. Im ersten Stock des Alt- 
baus waren Altmeisterzeichnungen zu sehen, unter 
anderem Dürer, Raffael, Palma Vecchio, Niklaus 
Manuel, Urs Graf und Hans Leu, sowie Landschafts- 
zeichnungen von Dughet und Waterloo bis Koller 
.
	        
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