und des Dallas Museum of Art, die sich mit etwa 60
Werken vor allem auf die späte Schaffenszeit des
Meisters konzentrierte, legte die Zürcher Ausstellung
einen Schwerpunkt auch auf dessen Frühwerk. Ein
äusserer Anlass zur retrospektiven Ausrichtung war
unter anderem auch die Neuerwerbung eines Haupt-
werkes der sogenannten «Nabis>-Zeit, der ersten
Fassung der 1890/91 entstandenen vier dekorativen
Panneaux «Femmes au jardin», das von der Vereini-
gung Zürcher Kunstfreunde mit einem Beitrag zur
Erinnerung an Ernst Gamper für die Sammlung des
Kunsthauses erworben werden konnte (vgl. S. 100).
In diese erste Zürcher Retrospektive seit der letzten
Bonnard-Ausstellung im Jahre 1949 konnten zahlrei-
che Werke einbezogen werden, die hierzulande nie
ausgestellt, zum Teil noch nie öffentlich gezeigt oder
zwanzig und mehr Jahre nicht mehr an eine Ausstel-
lung des Meisters ausgeliehen worden waren.
Neben zahlreichen Arbeiten vor allem aus französi-
schem und amerikanischem Besitz umfasste die
Ausstellung auch vier Leihgaben aus der Sowjet-
union und ein grossformatiges Bild aus der Prager
Nationalgalerie. Qualitativ hochstehende kleinere
Formate aus Schweizer Privatbesitz rundeten die
Gesamtübersicht ideal ab.
Ausstellungen im Graphischen Kabinett
Die Ausstellung «Albert Welti, Die Versuchungen des
rechtschaffenen Bürgers - Zeichnungen und
Graphik rund um die „Walpurgisnacht”» hatte zum
Ziel, die Entstehungsgeschichte der «Walpurgis-
nacht», eines Hauptwerkes von Welti, das sich als
Depositum der Gottfried-Keller-Stiftung im
Kunsthaus befindet, anhand der zahlreichen Ent-
wurfszeichnungen aus dem Bestand der Graphi-
schen Sammlung zu verfolgen. In der Abfolge der
Modellstudien, Detailskizzen und Kompositionsent-
würfe lässt sich sowohl die formale Entwicklung des
Werkes nachvollziehen als auch die allmähliche
Wandlung der Bildidee von dem anfänglichen
wüsten Hexentreiben mit hässlichen, bedrohlichen
Weibsbildern zu dem endgültigen aufreizenden Spiel
verführerischer junger Frauen, die den «Zuschauern
Welti mehr anstacheln und in Versuchung führen als
erschrecken. Im Zusammenhang mit der Ausstellung
erschien ein von Bice Curiger verfasstes Samm-
lungsheft, das den Gesamtkatalog aller Bilder und
Zeichnungen Weltis im Kunsthaus enthält.
Georges Seurat - Zeichnungen, die erste Mu-
seumsausstellung des Künstlers in der Schweiz,
schloss an unsere Ausstellungen «Paul C6zanne -
Aquarelle», 1982, und «Nabis und Fauves - Zeich-
nungen, Aquarelle, Pastelle aus Schweizer Privatbe-
sitz», 1982/83, an, in denen wir der Rolle der Zeich
nung als Schrittmacher bei der Erarbeitung einer
neuen Formensprache am Ende des 19. Jahrhun-
derts nachgegangen sind. Seurat hat seine neuen
Gestaltungsmittel, ebenso wie die Nabis, zuerst in
der Zeichnung entwickelt. Bevor er zu malen
begann, hat er jahrelang nur gezeichnet. So sind sei-
ne Zeichnungen zum überwiegenden Teil nicht als
Vorstudien zu seinen Gemälden entstanden, sondern
haben selbständigen Bildcharakter. Unmittelbarer als
die Bilder geben sie Einblick in den schöpferischen
Prozess dieses Künstlers, der neben C6zanne, van
Gogh und Gauguin zu den Begründern der moder-
nen Kunst gezählt wird.
Um einen Eindruck von den Beständen der Graphi-
schen Sammlung des Kunsthauses zu geben,
präsentierten wir in der Ausstellung «Meisterwerke
aus der Graphischen Sammlung» eine Auswahl der
wichtigsten Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und
Collagen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Die
Werke wurden im Graphischen Kabinett und in meh-
reren Räumen der Sammlung gezeigt, so dass die
Zeichnungen auch zu den Bildern und Skulpturen in
Beziehung treten konnten. Im ersten Stock des Alt-
baus waren Altmeisterzeichnungen zu sehen, unter
anderem Dürer, Raffael, Palma Vecchio, Niklaus
Manuel, Urs Graf und Hans Leu, sowie Landschafts-
zeichnungen von Dughet und Waterloo bis Koller
.