Full text: Jahresbericht 1984 (1984)

und Calame, wobei im kleinen Oktogon das ur- 
sprüngliche «Gessner-Cabinett) rekonstruiert wurde. 
Eine repräsentative Gruppe von Zeichnungen 
Johann Heinrich Füsslis aus unserem Gesamtbe- 
stand von über 600 Blättern war im Füssli-Saal im 
Zusammenhang mit den Bildern ausgestellt. Des 
weiteren zeigte unsere Ausstellung «Deutsche Zeich- 
nungen zwischen Realismus und Impressionismus» 
(Leibl, Menzel, Corinth), «Zeichnungen um die Jahr- 
hundertwende» (Hodler, Cezanne, van Gogh, Redon, 
Rodin, Klimt, Schiele, Kokoschka), «Zeichnungen des 
Expressionismus)» (Kirchner, Heckel, Pechstein), 
:Dada» und «Zeichnungen der Gegenwart) (insbe- 
sondere ZERO, Minimal und Concept Art sowie 
Werke der figurativen, subjektiven Ausdruckskunst 
der achtziger Jahre). Gleichzeitig erschien ein 
Sammlungskatalog, der in einer Auswahl der Zeich- 
nungen einen ersten Überblick über den rund 
80000 Blätter umfassenden Bestand der Graphi- 
schen Sammlung ermöglicht. 
n der Ausstellung «Arnulf Rainer - Hiroshima» war 
die erschütternde Serie der 57 überzeichneten und 
ibermalten Photographien von Hiroshima zu sehen 
Das Ausgangsmaterial dieser Werkgruppe waren 
Photos von anonymen Photographen, die nach dem 
Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische 
Stadt Hiroshima am 6. August 1945 entstanden 
waren. Als Arnulf Rainer sie 1982 zu überarbeiten 
Jegann, betonte er immer wieder, dass er sich aus 
3igenem Antrieb und ohne den Wunsch eines ande- 
en nicht an das Thema herangewagt hätte. Ihm war 
dabei bewusst, dass die Endzeitvision kaum in eine 
Künstlerische Form gefasst werden kann. Dennoch 
zeichnete er, so als ob die Mobilisierung der Ängste 
ainen Weg zur Veränderung weisen könne. In ähnli- 
cher Weise malen heute zahlreiche Junge Künstler 
aus dem allgemeinen Gefühl der Bedrohung heraus 
‚hre Bilder. «Wir ahnen heute alle, dass damals in 
Hiroshima das Ende der Menschheit eingeläutet 
wurde. Nicht nur als Metapher, als Hinweis, sondern 
bereits anschaulichst», schreibt Arnulf Rainer im Ka- 
alog. 
Dankbar ergriffen wir die Gelegenheit, die grosszü 
gige Schenkung von Anton Stankowski im Graphi 
schen Kabinett integral zu zeigen. Neben den im 
vorangegangenen Kapitel aufgelisteten Werken 
wurde auch eine Reihe von Photographien gezeigt, 
die der Künstler bereits zu früherer Gelegenheit deı 
im Kunsthaus domizilierten Sammlung der Stiftung 
für die Photographie geschenkt hat. 
Den Jahresabschluss bildete parallel zur Retrospek: 
tive Pierre Bonnard eine Ausstellung, die dem Werk 
des französischen Schriftstellers Alfred Jarry gewid 
met war, unter besonderer Berücksichtigung seiner 
Freundschaft mit Bonnard. 
Der Schöpfer der berühmten Symbolfigur des «Pere 
Ubu> wurde hier mit 230 Exponaten von einer Seite 
vorgestellt, die den Akzent besonders auf das eige: 
ne bildnerische Werk aber auch auf die fruchtbare 
Zusammenarbeit mit anderen Künstlern legte, allen 
voran Pierre Bonnard. So waren unter anderem die 
neun Lithographien zu sehen, die die Künstler- 
freunde Jarry und Bonnard für Partituren des Kom: 
ponisten Claude Terrasse entworfen haben sowie 
der 1899 von Bonnard illustrierte «Petit Almanach dı 
Pere Ubu>» und der 1900 wiederum gemeinsam 
verfasste «Almanach illustre& du P&re Ubu (XXeme 
siecle)». In Ergänzung zur Gemäldeausstellung 
erwies sich Bonnard hier als kongenialer Bilderfinder 
und Illustrator. 
Ausstellungen im Erdgeschoss (Räume 1+Ill) 
Zeichnungen und Standphotographien 
zu Fellinis Filmen 
Aus Anlass der Schweizer Erstaufführung des jüng- 
sten Films von Federico Fellini, <E la nave va>, sowie 
dessen 64. Geburtstag veranstalteten verschiedene 
Institutionen der Stadt Zürich ein <«Fellini-Festivab, zu 
dem das Kunsthaus eine Ausstellung mit 140 Zeich- 
nungen des italienischen Regisseurs und 140 ausge- 
ZU
	        
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