Eine wichtige Rolle spielte die Zeichnung hingegen
stets in der Auseinandersetzung Chagalls mit dem
Theater, wobei die um 1920 entstandenen Studien für
Wandbilder und Ausstattungen für das Jüdische
Theater in Moskau zu den eindrücklichsten und am
straffsten stilisierten Zeichnungen gehören, die der
<ünstler geschaffen hat.
In scharfem Gegensatz zu diesen vorwiegend auf prä-
zisen Helldunkel-Kontrasten aufgebauten Zeichnunger
stehen mehr oder weniger gleichzeitige, intimere Blät-
ter, die Chagalls Familie und den Freundeskreis dar:
stellen. Diese Werkgruppe, zu der auch zahlreiche
aach 1923 einsetzende Reiseskizzen gehören, sind
dem privateren Charakter der Darstellung entspre-
chend weit weniger von einem markanten Stilwollen
geprägt als etwa die Arbeiten fürs Theater.
Eine überraschende Reihe von sehr grossformatigen
lavierten Tuschzeichnungen (100 x 150 cm) bildete den
Abschluss der Ausstellung; erstaunlich, dass der weit
über 90jährige Künstler in seinen letzten Werken die
Farbe, die ja während über sieben Dezennien Haupt-
träger seiner Visionen war, aufgegeben hat zugunsten
ainer differenziert gestuften Grauskala.
-B/UP/HS/GM/TS