Restaurierung
Schon vor Jahren haben wir begonnen, besonders
empfindliche Werke oder solche mit unstabilem Mate-
rialgefüge durch Gläser zu schützen. Diese einfache
konservatorische Massnahme hat dabei nachweislich
zum Wohl der Werke beigetragen. Während zuvor im-
mer wieder schwerwiegende Restaurierungsarbeiten
notwendig waren, reduzierten sich bei den verglasten
Werken die unerwünschten Veränderungen erheblich.
Ebenso erweist sich diese Massnahme als vorteilhaft
bei Gemälden, die immer wieder dem Ausleihverkehr
unterworfen sind. Infolge des Brandanschlages auf
das Rubensbild sahen wir uns veranlasst, die wichtig
sten Bestände durch Gläser zu schützen. Zu diesem
Zwecke wurden die Gemälde ins Restaurierungsate-
lier überbracht, wo wir in diesem Zusammenhang
auch’ einige anstehende Feinarbeiten ausführen konn:
ten. Um die Nachteile einer Verglasung möglichst ge-
{ing zu halten, wurde entspiegeltes Glas aewählt.
Seit 1968 lagern in der Graphischen Sammlung zwei
graphische Blätter von Dieter Roth mit dem Titel
‘Tomkinspatent) und «Käsebäume,», bei denen der
Künstler mit Absicht schimmelbefallenes Material mit-
verwendete und in Plastikbeuteln verschloss. Nach
kurzer Zeit hat sich der Schimmel nicht nur weiter
über das graphische Blatt ausgebreitet, sondern er hat
auch den Plastikbeutel durchfressen. In der Folge
wurden die Werke in einen weiteren und grösseren
Plastikbeutel verpackt, was noch im Sinne des Künst-
lers liegt, bis nach kurzer Zeit auch hier Schimmel und
Gestank herauszuquellen begannen. Die ursprüngliche
graphische Gestaltung der Werke hat sich durch die
Ausbreitung des Schimmels zu einem Teil eliminiert,
30 dass der ästhetische Höhepunkt bereits überschrit-
ten war, als wir uns entschlossen, durch Fungizide
diesem Eigenleben Einhalt zu gebieten und es in eine‘
Vitrine als Kunstwerk weiterleben zu lassen. Damit
hatten wir eine Konservierungsmassnahme durchge:
führt, die im Widerspruch der künstlerischen Intentior
steht, nur um dieses Objekt museumstüchtig zu erhal
ten.
Restauratoren und Kunsthistoriker sollen sich über Fir
nisabnahme und das Anbringen neuer Firnisse strei-
ten. Soviel ist sicher, Gemälde, die seit der impressio
nistischen Epoche geschaffen wurden, dürfen nur in
Ausnahmefällen gefirnisst werden. Ebenfalls dürfen
leicht veränderte, alte Firnisse nicht ohne Notwendig
keit ersetzt werden. Bei der «Dünenlandschaft mit Ei-
che) von Jacob Ruisdael aus der Ruzicka-Stiftung waı
der Firnis sehr dick und stark verbräunt, so dass eineı
Firnisabnahme nichts im Wege stand. Die Arbeit liess
sich leicht ausführen, und das Resultat kann zur Freu-
de Anlass geben. Man erkennt heute dieses Werk als
hervorragend erhaltene alla prima Malerei, wie sie aus
dem 17. Jahrhundert nur in wenigen Exemplaren er:
halten geblieben ist und wie man sie bestenfalls bei
den Plainaristen des 19. Jahrhunderts sehen kann.
Für die Munch-Ausstellung im Kunstmuseum Basel
wurden zehn Gemälde dieses Meisters aus unserem
Museum zur Verfügung gestellt und waren für die
Transporte vorzubereiten. Die stark variierte Malweise
dieser Gemälde führte in einzelnen Bildpartien zu un-
terschiedlichen Alterungsvorgängen, und dementspre
chend mussten auch partiell angepasste Konservie-
rungsmassnahmen erfolgen. Ebenso musste von Bild
zu Bild unterschiedlich vorgegangen werden. Beim
(Hafen von Lübeck)» ging es darum, die extrem dick
aufgetragenen Farbakzente in sich zu stabilisieren, un
Farbverluste zu verhindern sowie ein neuerliches Bre
chen der Farbe einzuschränken. «Musik auf der Stras
se) forderte andere Überlegungen. Nachdem uns kei-
ne Konservierungsprobleme aufgefallen waren, wurde
dieses Gemälde 1976 ins Museum of Modern Art
nach New York ausgeliehen. Bei der Rückkehr des
Gemäldes waren jedoch Farbausbrüche festzustellen,
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