Full text: Jahresbericht 1985 (1985)

Restaurierung 
Schon vor Jahren haben wir begonnen, besonders 
empfindliche Werke oder solche mit unstabilem Mate- 
rialgefüge durch Gläser zu schützen. Diese einfache 
konservatorische Massnahme hat dabei nachweislich 
zum Wohl der Werke beigetragen. Während zuvor im- 
mer wieder schwerwiegende Restaurierungsarbeiten 
notwendig waren, reduzierten sich bei den verglasten 
Werken die unerwünschten Veränderungen erheblich. 
Ebenso erweist sich diese Massnahme als vorteilhaft 
bei Gemälden, die immer wieder dem Ausleihverkehr 
unterworfen sind. Infolge des Brandanschlages auf 
das Rubensbild sahen wir uns veranlasst, die wichtig 
sten Bestände durch Gläser zu schützen. Zu diesem 
Zwecke wurden die Gemälde ins Restaurierungsate- 
lier überbracht, wo wir in diesem Zusammenhang 
auch’ einige anstehende Feinarbeiten ausführen konn: 
ten. Um die Nachteile einer Verglasung möglichst ge- 
{ing zu halten, wurde entspiegeltes Glas aewählt. 
Seit 1968 lagern in der Graphischen Sammlung zwei 
graphische Blätter von Dieter Roth mit dem Titel 
‘Tomkinspatent) und «Käsebäume,», bei denen der 
Künstler mit Absicht schimmelbefallenes Material mit- 
verwendete und in Plastikbeuteln verschloss. Nach 
kurzer Zeit hat sich der Schimmel nicht nur weiter 
über das graphische Blatt ausgebreitet, sondern er hat 
auch den Plastikbeutel durchfressen. In der Folge 
wurden die Werke in einen weiteren und grösseren 
Plastikbeutel verpackt, was noch im Sinne des Künst- 
lers liegt, bis nach kurzer Zeit auch hier Schimmel und 
Gestank herauszuquellen begannen. Die ursprüngliche 
graphische Gestaltung der Werke hat sich durch die 
Ausbreitung des Schimmels zu einem Teil eliminiert, 
30 dass der ästhetische Höhepunkt bereits überschrit- 
ten war, als wir uns entschlossen, durch Fungizide 
diesem Eigenleben Einhalt zu gebieten und es in eine‘ 
Vitrine als Kunstwerk weiterleben zu lassen. Damit 
hatten wir eine Konservierungsmassnahme durchge: 
führt, die im Widerspruch der künstlerischen Intentior 
steht, nur um dieses Objekt museumstüchtig zu erhal 
ten. 
Restauratoren und Kunsthistoriker sollen sich über Fir 
nisabnahme und das Anbringen neuer Firnisse strei- 
ten. Soviel ist sicher, Gemälde, die seit der impressio 
nistischen Epoche geschaffen wurden, dürfen nur in 
Ausnahmefällen gefirnisst werden. Ebenfalls dürfen 
leicht veränderte, alte Firnisse nicht ohne Notwendig 
keit ersetzt werden. Bei der «Dünenlandschaft mit Ei- 
che) von Jacob Ruisdael aus der Ruzicka-Stiftung waı 
der Firnis sehr dick und stark verbräunt, so dass eineı 
Firnisabnahme nichts im Wege stand. Die Arbeit liess 
sich leicht ausführen, und das Resultat kann zur Freu- 
de Anlass geben. Man erkennt heute dieses Werk als 
hervorragend erhaltene alla prima Malerei, wie sie aus 
dem 17. Jahrhundert nur in wenigen Exemplaren er: 
halten geblieben ist und wie man sie bestenfalls bei 
den Plainaristen des 19. Jahrhunderts sehen kann. 
Für die Munch-Ausstellung im Kunstmuseum Basel 
wurden zehn Gemälde dieses Meisters aus unserem 
Museum zur Verfügung gestellt und waren für die 
Transporte vorzubereiten. Die stark variierte Malweise 
dieser Gemälde führte in einzelnen Bildpartien zu un- 
terschiedlichen Alterungsvorgängen, und dementspre 
chend mussten auch partiell angepasste Konservie- 
rungsmassnahmen erfolgen. Ebenso musste von Bild 
zu Bild unterschiedlich vorgegangen werden. Beim 
(Hafen von Lübeck)» ging es darum, die extrem dick 
aufgetragenen Farbakzente in sich zu stabilisieren, un 
Farbverluste zu verhindern sowie ein neuerliches Bre 
chen der Farbe einzuschränken. «Musik auf der Stras 
se) forderte andere Überlegungen. Nachdem uns kei- 
ne Konservierungsprobleme aufgefallen waren, wurde 
dieses Gemälde 1976 ins Museum of Modern Art 
nach New York ausgeliehen. Bei der Rückkehr des 
Gemäldes waren jedoch Farbausbrüche festzustellen, 
3.1
	        
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