=s war ein Jahr der Peripetien: Auf Erfreulichstes folg-
te Misslichstes und umgekehrt.
Es begann negativ: Am 10. Januar wurde die Rubens-
Skizze «Orpheus und Eurydike) von unbekannter Tä-
terschaft gestohlen und ist bis heute nicht wieder zum
Vorschein gekommen. Für die Verantwortlichen des
Kunsthauses legte sich ein Schatten auch auf erfolg-
versprechende Aktivitäten wie beispielsweise die zu
Jahresbeginn gezeigte Bonnard-Ausstellung, die An-
lass ungetrübter Freude hätte sein können, war ihr
doch nicht nur ein schöner Besucherzustrom gewiss,
sondern auch die Tatsache, dass sie diesen Hauptmeil-
ster des 20. Jahrhunderts auch in wissenschaftlicher
Hinsicht in neuem Licht zeigen konnte.
Und wenn sich die stimmungsmässige Grosswetter-
age im Kunsthaus bis in den Frühsommer durch die
überaus gelungene Mario-Merz-Ausstellung und die
Nachricht, dass die Kunstgesellschaft ein Legat von
seltener Grosszügigkeit, von dem im Kapitel über die
Sammlung zu reden sein wird, in Empfang nehmen
durfte, zu einem beinahe strahlenden Hoch zu entwik-
keln vermochte, so erfolgte am 13. Juni ein Tiefschlag,
der in der 75jährigen Geschichte des Kunsthauses
keinen Präzedenzfall kennt: Das Brandattentat auf das
Porträt Philipp IV. von Peter Paul Rubens hat nicht nur
die Ruzicka-Stiftung ihres zweiten Werkes von Rubens
beraubt, sondern bedeutet ganz allgemein einen Ver-
lust für die europäische Kunstgeschichte.
Die herostratische Tat, deren Sinn nicht einzusehen ist,
wurde einmal mehr zum Anlass genommen, die Si-
cherheitsdispositionen im Kunsthaus, die bereits 1976
und 1979 von einer diesbezüglich spezialisierten Firma
analysiert worden waren, erneut zu überprüfen.
stand der Kunstgesellschaft in seiner Sitzung vom
27. September 1985 den Betrag von Fr. 1000 000.-
aus dem bereits erwähnten Legat für zusätzliche elek
tronische Installationen reserviert hat.
Dankbar sei an dieser Stelle die Zürich Versicherungs
gesellschaft erwähnt, die in äusserst kulanter Weise
die beiden Schadenfälle, soweit dies im Bereich peku
niärer Massnahmen möglich ist, vergütet hat; es wird
die nicht einfach zu lö6sende Aufgabe der nächsten
Zukunft sein, mit den vorhandenen Mitteln das oder
diejenigen Werke zu erwerben, die als gültiger Ersatz
für den erlittenen Verlust gelten können.
Trost angesichts des Unglückes in der Sammlung war
allerdings die in den ersten Tagen 1986 eröffnete Aus
stellung der Neueingänge des Berichtsjahres: Fülle
und Gewichtigkeit einzelner Werke, die in diesem Jah
resbericht vorzustellen eine reine Freude ist, übertref-
fen gar den Zuwachs des Vorjahres, das wir selbst als
Jahr der Sammlung)» bezeichnet haben.
Dass neben diesen emotionsgeladenen Vorkommnis-
sen die bereits früher in die Wege geleiteten Verhanc
lungen zur Ausarbeitung neuer Subventionsverträge
von weniger tiefgehendem psychischem Druck be-
gleitet waren und zu einem vorläufigen guten Ende
gebracht werden konnten, ist in erster Linie Stadtprä
sident und Stadtrat zu danken, die sich den besonde-
ren Wünschen des Kunsthauses stets offen und zu-
vorkommend genähert haben; es ist zu hoffen, dass
der Gemeinderat und nicht zuletzt auch die Zürcher
Bevölkerung, die durch bewusst weit thematisierte
Aktivitäten anzusprechen unser stetiges Anliegen ist,
dieselbe kulturpolitisch liberale Haltung an den Tag le
gen werden.
ER
Es ist dem Schreibenden eine besondere Genugtuung
dass Stadtrat und Gemeinderat der Stadt Zürich dem
Zesuch um Gewährung eines Kredites von Franken
150 000.- für unumgängliche Sofortmassnahmen zur
Verstärkung der Sicherheit innert kürzester Frist in po
sitiver Weise Folge geleistet haben und dass der Vor-