sis reproduziertes Werk häufig in die Nähe des De-
korativen, und ganz besonders gilt dies für freigestellte.
vom Ambiente isolierte Werke. Brancusi hat als opti-
male Präsentation seiner Skulpturen immer mehr ihre
Gesamt- und Wechselwirkung im Atelier betrachtet,
und nicht zuletzt deshalb das Atelier als Ganzes dem
französischen Staat geschenkt (heute im Mus&e Natio
nal d’Art Moderne, Centre Pompidou, Paris, wo sich
auch das Brancusi-Archiv mit seinem Photonachlass
(560 Negative und rund 1200 Abzüge) und den Briefen
befindet.5
Die Datierungen seiner Aufnahmen sind unpräzis und
werden es wohl bleiben. Einige Autoren vermuten, dass
er schon kurz nach seiner Ankunft in Paris 1904 mit
rein dokumentarischem Interesse seine erste Kamera
vedient habe, andere setzen die Anfänge um 1910 an
Jedenfalls begegnete Brancusi 1911 dem amerikani-
schen Photographen Edward Steichen, der 1908 seine
berühmte Serie von Rodins «Balzac» gemacht hatte,
von Brancusi begeistert war und Skulpturen erwarb. Die
erste Einzelausstellung fand 1914 in der Galerie 291 in
New York statt, die Steichens Freund Alfred Stieglitz
führte. So hatte Brancusi früh Kontakte mit den führen-
den Photographen der Zeit, und insbesondere seiner
engen Beziehung mit Man Ray ab 1921 verdanken seine
kühnsten Aufnahmen (wie «Der Neugeborene») viel.
(Man Ray hat ihm auch das <«Labon eingerichtet). Mit
grosser Begeisterung hat er wohl erst in den Jahren
1919-1923 photographiert, nach dem Zeugnis eines
rumänischen Studenten war es jedenfalls in dieser Zeit
unmöglich, die Badewanne zu benutzen, weil er hier
die Kopien wässerte. Brancusi ging ziemlich systema:
tisch vor, indem er die eigentlichen Werkstudien im
Format 12x18 cm zog, Nahaufnahmen hingegen
18x24 cm, und die gültigen Ansichten von 24x 30 cm
bis 50x 60 cm vergrösserte, so dass diese selbstän-
digen Bildcharakter gewannen. Solche Photos hatte er
auch im Atelier aufgestellt, in dem sich für Kontrast-
wirkungen überdies eine schwarze Leinwand befand.
In besonderem Mass interessierte sich Brancusi für
Lichteffekte: neben den dokumentarischen Werk-
ansichten bilden sie eine in sich geschlossene Gruppe,
in denen seine Absicht deutlich wird, die Materialität
seiner Skulpturen in gleichsam spirituelle Phänomene
aufzulösen. Diese Aufnahmen sind es, von denen
Carola Giedion als «Kunstwerken ersten Ranges)
spricht.
Guido Magnaguagnc
Anmerkungen
Radu Varia, Brancusi, New York 1986. — Pontus Hulten, Natalia
Dumitresco, Alexandre Istrati, Brancusi, Paris und Stuttgart 1986
Friedrich Teja Bach, Constantin Brancusi - Metamorphosen pla-
stischer Form, Köln 1987.
Carola Giedion-Welcker, Constantin Brancusi 1876-1957, Basel/
Stuttgart 1958, S. 7.
Jürgen Partenheimer, Constantin Brancusi. Der Künstler als Foto-
graf seiner Skulptur. Eine Auswahl 1902-1943. Ausstellungskataloc
Kunsthaus Zürich und Städtische Galerie im Lenbachhaus Mün-
chen, 1976/77. - Partenheimer teilt auch mit, dass sich im Konvo
lut Giedion jene 7 Brancusi-Photos befinden, die Moholy-Nagy
zur Abbildung in seinem Bauhaus-Buch Von Material zu Architek
tun (1929) benutzt hat.
Rainer Michael Mason, Helene Pinet und Heinrich Wölfflin,
Pygmalion Photographe. La sculpture devant la camera, 1844-
1936. Ausstellungskatalog Cabinet des estampes, Muse d’Art et
d’Histoire Geneve, 1985.
Marielle Tabart, Isabelle Monod-Fontaine, Brancusi photographe
Ausstellungskatalog Centre Georges Pompidou, Paris 1982.
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