Ausstellungen
Erbe» Georges Rouault gewesen war. Die andere Hälfte
der Leihgaben entstammte öffentlichen und privaten
Sammlungen in Deutschland, England, Frankreich,
Italien, Japan, Kanada, der Schweiz und den USA. Vor
allem dadurch, dass es gelungen war, wichtige und
von den Zeitgenossen eingehend diskutierte Werke aus
Museumsbesitz (so etwa «Ödipus und die Sphinx,
1864, aus dem Metropolitan Museum New York:
:Diomedes;, 1865, aus dem Musee des Beaux-Arts in
Rouen; «Herkules und die Hydra», 1876, aus dem Art
Institute of Chicago u. a. m.) wie auch zahlreiche Arbei-
ten aus Privatbesitz zu erhalten, die zum grössten Teil
ale mehr Öffentlich zu sehen waren, fand sich eines der
gesteckten Ziele dieser Ausstellung gewährleistet:
Gustave Moreau zu zeigen in seinem Schwanken zwi-
schen dem «offiziellen», älteren Meistern wie Poussin,
Ingres und Delacroix verpflichteten und mit akade-
Mischen Mitteln vorgehenden Künstler und dem <priva
ten» Mythenbildner, der sich nach enttäuschenden
Reaktionen von seiten der Kritik in sein Atelierhaus zu:
rückgezogen hatte, um seinen bis an die Grenze zur
Abstraktion vortastenden Farb- und Formphantasien
nachzugehen.
Gustave Moreau — Symboliste
Die erste grosse Ausstellung war dem Werk des fran-
zösischen Symbolisten Gustave Moreau (1826-1898)
gewidmet, das in keiner öffentlichen Sammlung der
Schweiz durch eine eigenhändige Arbeit vertreten ist
und bislang nie im grösseren Zusammenhang gezeigt
worden war. Um so mehr hatte sich die retrospektiv
angelegte Ausstellung des Kunsthauses vorgenommen,
sein Schaffen ganzheitlich erfahrbar werden zu lassen
innerhalb einer Reihe von Veranstaltungen, die die
grossen in Frankreich lebenden Meister des 19. und
20. Jahrhunderts vorgestellt hat und weiterhin vor-
stellen wird: Henri Matisse im Jahre 1982/83, Pierre
Bonnard 1984/85, Marc Chagall 1985 und Eugene
Delacroix 1987
Durch thematische Schwerpunkte akzentuiert, so etwa
mit Werkgruppen zum «Ödipus>»-Mythos, zur «Salome»
Die erste Schweizer Präsentation des neben Puvis de sowie zum Bild des «Künstler-Poeten», umfasste die
Chavannes und Odilon Redon wohl wichtigsten franzö- Ausstellung Arbeiten aus rund 40 Schaffensjahren. Als
sischen «Symbolisten) und Lehrers jüngerer Künstler, wichtigste Werkübersicht seit der 1961 vom Musege
die das Erscheinungsbild der Modernen Kunst entschei- du Louvre In Paris organisierten Retrospektive fand die
dend mitgeprägt haben (Henri Matisse, Albert Marquet, Zürcher Präsentation vor allem in den Massenmedien
Georges Rouault u. a.) vereinigte rund 140 Werke: von aine ungewöhnlich grosse, internationale Beachtung,
wenigen ausgearbeiteten Entwurfsskizzen, die den 30 auch in zahlreichen französischen Rezensionen, die
<ünstlerischen Arbeitsprozess dokumentierten, über das Unternehmen durchgehend positiv würdigten
miniaturhaft ziselierte Aquarelle bis hin zu den grossfor- Jnd eine entsprechende Präsentation gerne in Paris
matigen Ölbildern, mit denen Gustave Moreau seiner- gesehen hätten. Besonders hervorgehoben wurde
zeit am Pariser Salon Furore machte. Etwa die Hälfte der dabei der mit durchgehenden Achsen und sich über
Leihgaben wurde uns grosszügigerweise vom Musee <reuzenden Blickbeziehungen arbeitende chrono-
Gustave Moreau in Paris zur Verfügung gestellt, das logische Aufbau, der eine «Didaktik» ermöglichte, die
sich bis heute in jenen Räumlichkeiten befindet, die der sich rein aus den Bildzusammenhängen erschliessen
greise Maler zu diesem Zweck dem französischen liess, ohne weitere Hilfsmittel - wie etwa Texttafeln —
Staat testamentarisch verschrieben hatte und dessen zur Anwendung zu bringen. Leider zeigte sich wie-
erster Konservator sein Lieblingsschüler und «geistiger derum einmal, dass ein grosses Echo in den Medien