Full text: Jahresbericht 1986 (1986)

Restaurierung 
Wie im Vorjahr beschäftigte die Restauratoren das Ein- 
setzen von Gläsern bei den Gemälden unserer Samm- 
lung, eine Schutzmassnahme die weiterhin viel Zeit 
erforderte. Dennoch konnten einige wichtige Arbeiten 
ausgeführt werden, von denen die interessantesten 
in der Folge aufgeführt werden. 
Bei Pablo Picasso «Guitare sur un gueridon) war seit 
längerer Zeit ein Krepieren festzustellen, d. h. eine Ver- 
änderung dunkler Farbschichten in hellere und grauere 
Farbtöne. Dadurch wurde im Laufe der Zeit die Bild- 
komposition erheblich beeinträchtigt. Nach der Reini- 
gung der Oberfläche fand sich ein denkbar einfaches 
Mittel, die betroffenen Farbschichten zu regenerieren. 
Mittels Terpentinöl und dosierten Wärmestrahlen 
polierte man die Gemäldeoberfläche mit einer weichen 
Bürste. Dadurch konnte die ursprüngliche Bildwirkung 
zurückgewonnen werden. 
Das Bild «Herbstlandschaft» von Albert Müller wurde 
bei einer früheren Restaurierung mit Wachsharz ge- 
festigt und anschliessend gefirnisst. Es wies viele lose 
Stellen und Ausbrüche auf. Das sehr matte Gemälde 
wurde schon von Müller selbst, nachdem Schäden aut 
traten, überarbeitet; die Farbschicht haftete schon 
immer schwach am Bildträger. Durch die Behandlung 
mit Firnis und Wachsharz entstand eine starke Ober- 
flächenspannung, welche die Farbe vom Untergrund 
abzureissen begann. Die Abnahme des Firnis gelang 
gut; gleichzeitig konnte so die Haftung zum Untergrund 
wieder hergestellt werden. Als Resultat konnte, trotz 
des heiklen Materialgefüges, die vom Künstler be- 
absichtigte matte Oberfläche zurückgewonnen wer- 
den. 
Bei Andy Warhol’s «Bit Torn Campbell’s Soup Cam 
hatte ein Museumsbesucher mit wasserunlöslichem 
Tilzstift auf die matte Siebdruckoberfläche gezeichnet. 
Nach langwierigen Versuchen mit Ausbleichen des 
Stiftes oder Lösen mit Lösungsmitteln usw., welche alle 
zu unbrauchbaren Resultaten führten, konnte nach 
Absprache mit verschiedenen Fachkollegen, vor allem 
Herrn Wilfried Bennstein von der Nationalgalerie Berlin, 
mit einer Paste (eine Mischung von verschiedenen 
Komponenten) der Schaden stark reduziert werden. 
Anschliessend wurden die Stellen farblich wieder so 
hergestellt, dass sie für den Betrachter fast nicht mehr 
zu erkennen sind. 
Für die Ausstellung «Claude Monet: Nympheas. Im- 
pression - Vision» im Kunstmuseum Basel musste 
unser zweiteiliges Gemälde «Seerosen im Abendlicht» 
transportfähig gemacht werden. Die überwiegende 
Mehrzahl der Seerosenbilder aus andern Sammlungen 
wurden im Zuge von falsch verstandenen Restaurie- 
rungen (Doublieren und Firnissen) unwiederbringlich 
entstellt. Jenen Gemälden gegenüber befinden sich 
die unsern in einem ausnehmend originalen Zustand. 
Von lokalen Spannungsrissen und Schichtentrennun- 
gen abgesehen zeigt die Farbschicht der «Seerosen im 
Abendlicht» eine schöne Geschlossenheit. Im Verhält- 
nis zu dem grossen Format von je 2x3 m und dem 
mehreren Millimeter dicken und schweren Farbauftrag 
besteht die Leinwand aus einem äusserst feinen und 
fragilen Gewebe von sehr begrenzter Tragkraft. Es war 
eine aufwendige Aufgabe, dieses labile Materialgefüge 
mit den verfügbaren Mitteln für den Transport vorzu- 
bereiten und damit die Risiken möglichst gering zu 
halten. Unter dem Beizug von einigen erfahrenen 
Vluseumsrestauratoren, besonders von Herrn Peter 
3erkes vom Kunstmuseum Basel, konnte ein Konzept 
erarbeitet werden, das vielen kritischen Gesichtspunk- 
ten gerecht wurde. 
Nachdem die umgeschlagenen Leinwandränder nach- 
fixiert waren, ging man daran, die Leinwandrückseite 
mit Kartonplatten zu hinterfangen. Auf der Vorderseite 
nurde die Malschicht auf der ganzen Fläche mit Papier 
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