Restaurierung
Wie im Vorjahr beschäftigte die Restauratoren das Ein-
setzen von Gläsern bei den Gemälden unserer Samm-
lung, eine Schutzmassnahme die weiterhin viel Zeit
erforderte. Dennoch konnten einige wichtige Arbeiten
ausgeführt werden, von denen die interessantesten
in der Folge aufgeführt werden.
Bei Pablo Picasso «Guitare sur un gueridon) war seit
längerer Zeit ein Krepieren festzustellen, d. h. eine Ver-
änderung dunkler Farbschichten in hellere und grauere
Farbtöne. Dadurch wurde im Laufe der Zeit die Bild-
komposition erheblich beeinträchtigt. Nach der Reini-
gung der Oberfläche fand sich ein denkbar einfaches
Mittel, die betroffenen Farbschichten zu regenerieren.
Mittels Terpentinöl und dosierten Wärmestrahlen
polierte man die Gemäldeoberfläche mit einer weichen
Bürste. Dadurch konnte die ursprüngliche Bildwirkung
zurückgewonnen werden.
Das Bild «Herbstlandschaft» von Albert Müller wurde
bei einer früheren Restaurierung mit Wachsharz ge-
festigt und anschliessend gefirnisst. Es wies viele lose
Stellen und Ausbrüche auf. Das sehr matte Gemälde
wurde schon von Müller selbst, nachdem Schäden aut
traten, überarbeitet; die Farbschicht haftete schon
immer schwach am Bildträger. Durch die Behandlung
mit Firnis und Wachsharz entstand eine starke Ober-
flächenspannung, welche die Farbe vom Untergrund
abzureissen begann. Die Abnahme des Firnis gelang
gut; gleichzeitig konnte so die Haftung zum Untergrund
wieder hergestellt werden. Als Resultat konnte, trotz
des heiklen Materialgefüges, die vom Künstler be-
absichtigte matte Oberfläche zurückgewonnen wer-
den.
Bei Andy Warhol’s «Bit Torn Campbell’s Soup Cam
hatte ein Museumsbesucher mit wasserunlöslichem
Tilzstift auf die matte Siebdruckoberfläche gezeichnet.
Nach langwierigen Versuchen mit Ausbleichen des
Stiftes oder Lösen mit Lösungsmitteln usw., welche alle
zu unbrauchbaren Resultaten führten, konnte nach
Absprache mit verschiedenen Fachkollegen, vor allem
Herrn Wilfried Bennstein von der Nationalgalerie Berlin,
mit einer Paste (eine Mischung von verschiedenen
Komponenten) der Schaden stark reduziert werden.
Anschliessend wurden die Stellen farblich wieder so
hergestellt, dass sie für den Betrachter fast nicht mehr
zu erkennen sind.
Für die Ausstellung «Claude Monet: Nympheas. Im-
pression - Vision» im Kunstmuseum Basel musste
unser zweiteiliges Gemälde «Seerosen im Abendlicht»
transportfähig gemacht werden. Die überwiegende
Mehrzahl der Seerosenbilder aus andern Sammlungen
wurden im Zuge von falsch verstandenen Restaurie-
rungen (Doublieren und Firnissen) unwiederbringlich
entstellt. Jenen Gemälden gegenüber befinden sich
die unsern in einem ausnehmend originalen Zustand.
Von lokalen Spannungsrissen und Schichtentrennun-
gen abgesehen zeigt die Farbschicht der «Seerosen im
Abendlicht» eine schöne Geschlossenheit. Im Verhält-
nis zu dem grossen Format von je 2x3 m und dem
mehreren Millimeter dicken und schweren Farbauftrag
besteht die Leinwand aus einem äusserst feinen und
fragilen Gewebe von sehr begrenzter Tragkraft. Es war
eine aufwendige Aufgabe, dieses labile Materialgefüge
mit den verfügbaren Mitteln für den Transport vorzu-
bereiten und damit die Risiken möglichst gering zu
halten. Unter dem Beizug von einigen erfahrenen
Vluseumsrestauratoren, besonders von Herrn Peter
3erkes vom Kunstmuseum Basel, konnte ein Konzept
erarbeitet werden, das vielen kritischen Gesichtspunk-
ten gerecht wurde.
Nachdem die umgeschlagenen Leinwandränder nach-
fixiert waren, ging man daran, die Leinwandrückseite
mit Kartonplatten zu hinterfangen. Auf der Vorderseite
nurde die Malschicht auf der ganzen Fläche mit Papier
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