Full text: Jahresbericht 1986 (1986)

verbirgt. Denn ein altes Kunstwerk zeugt von seiner 
Zeit; Je mehr man von seinem Urheber, seiner Entste- 
hung und Herkunft weiss, um so deutlicher erhellt es 
seinen kulturhistorischen Horizont. Studiert man die 
Zürcher Dokumente über Maler aus dem späten 15. 
Jahrhundert?9%, drängt sich die Sippschaft der Zeiner in 
den Vordergrund, und anscheinend nicht nur, weil 
mehrere ihrer Mitglieder arge Schläger und Tunicht- 
gute waren.?! So gehörte Lux Zeiner zu den vier Bur- 
schen, die mitten am Tage einen Knecht Waldmanns 
für ein voreiliges Wort gegen die Schweizer auf der 
Rathausbrücke erschlugen und damit auch zünftig bür 
gerlichen Unmut gegen die Selbstherrlichkeit des 
Bürgermeisters markierten. Peter Zeiner führte von 
atwa 1464 bis zu seinem Tode 1510 eine anscheinend 
gut beschäftigte Werkstatt mit Gesellen; auch sein 
3ruder Hans, mehrere Söhne und weitere Familienmit- 
glieder sind als Maler bezeugt. Wenn nun schon öfters 
in diesem Peter Zeiner der gesuchte Meister vermu- 
tet wurde?22, so kann dafür kein irgendwie für ihn doku- 
mentiertes und erhaltenes Werk angeführt werden; 
hingegen fällt eine überraschende Ähnlichkeit des frag 
lichen (Euvres zu den Werken seines eben genannten 
Neffen, des hervorragenden Glasmalers Lux Zeiner 
auf. Diese «sehr enge stilistische und künstlerische Ver- 
wandtschaft (Jenny Schneider) 23 beruht auf motivi- 
schen Beziehungen —- etwa der Salome zu Schildhalte- 
innen oder der von hinten gesehenen Kriegsknechte - 
und Eigentümlichkeiten der Faltenbildung. So stauen 
sich die Falten des Wamses des jugendlichen Heiligen. 
des Henkers der 10 000 Ritter und des Rockärmels auf 
der Hösch-Scheibe?* in ganz ähnlicher Weise. Gerade 
das neu erworbene Gemälde macht darüber hinaus 
strukturelle Übereinstimmungen der Formbildung mit 
den Eigenheiten der Glasmalerei deutlich: die bereits 
bemerkte Beschränkung auf eine schmale Raumbühne 
die streng flächige Fügung der Komposition, die Zu- 
sammenfassung der Farben zu relativ grossen, einfach 
und klar umrissenen Parzellen — auffällig die geschlos- 
senen.Haarkalotten oder das Fehlen flatternder Ge- 
wandteile —- erzeugen ein Bild von heraldischer Prä- 
Gern möchte man natürlich wissen, wer sich hinter gnanz. 
dem Notnamen eines älteren Zürcher Nelkenmeisters 
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