verbirgt. Denn ein altes Kunstwerk zeugt von seiner
Zeit; Je mehr man von seinem Urheber, seiner Entste-
hung und Herkunft weiss, um so deutlicher erhellt es
seinen kulturhistorischen Horizont. Studiert man die
Zürcher Dokumente über Maler aus dem späten 15.
Jahrhundert?9%, drängt sich die Sippschaft der Zeiner in
den Vordergrund, und anscheinend nicht nur, weil
mehrere ihrer Mitglieder arge Schläger und Tunicht-
gute waren.?! So gehörte Lux Zeiner zu den vier Bur-
schen, die mitten am Tage einen Knecht Waldmanns
für ein voreiliges Wort gegen die Schweizer auf der
Rathausbrücke erschlugen und damit auch zünftig bür
gerlichen Unmut gegen die Selbstherrlichkeit des
Bürgermeisters markierten. Peter Zeiner führte von
atwa 1464 bis zu seinem Tode 1510 eine anscheinend
gut beschäftigte Werkstatt mit Gesellen; auch sein
3ruder Hans, mehrere Söhne und weitere Familienmit-
glieder sind als Maler bezeugt. Wenn nun schon öfters
in diesem Peter Zeiner der gesuchte Meister vermu-
tet wurde?22, so kann dafür kein irgendwie für ihn doku-
mentiertes und erhaltenes Werk angeführt werden;
hingegen fällt eine überraschende Ähnlichkeit des frag
lichen (Euvres zu den Werken seines eben genannten
Neffen, des hervorragenden Glasmalers Lux Zeiner
auf. Diese «sehr enge stilistische und künstlerische Ver-
wandtschaft (Jenny Schneider) 23 beruht auf motivi-
schen Beziehungen —- etwa der Salome zu Schildhalte-
innen oder der von hinten gesehenen Kriegsknechte -
und Eigentümlichkeiten der Faltenbildung. So stauen
sich die Falten des Wamses des jugendlichen Heiligen.
des Henkers der 10 000 Ritter und des Rockärmels auf
der Hösch-Scheibe?* in ganz ähnlicher Weise. Gerade
das neu erworbene Gemälde macht darüber hinaus
strukturelle Übereinstimmungen der Formbildung mit
den Eigenheiten der Glasmalerei deutlich: die bereits
bemerkte Beschränkung auf eine schmale Raumbühne
die streng flächige Fügung der Komposition, die Zu-
sammenfassung der Farben zu relativ grossen, einfach
und klar umrissenen Parzellen — auffällig die geschlos-
senen.Haarkalotten oder das Fehlen flatternder Ge-
wandteile —- erzeugen ein Bild von heraldischer Prä-
Gern möchte man natürlich wissen, wer sich hinter gnanz.
dem Notnamen eines älteren Zürcher Nelkenmeisters
ga