aufenthalt des Künstlers zurückgehen und die Verzweif-
lung und das Leiden des Krieges symbolisieren. Die in
vorzüglicher Zusammenarbeit mit jugoslawischen
Kollegen und Museen in Zagreb und Belgrad realisierte
Ausstellung umfasste 65 Marmor-, Gips-, Bronze- und
Holzskulpturen und stellte an Transport und Einrichtung
höchste Anforderungen. Sie wurde zuerst in der National-
galerie Berlin, die auch für den Katalog verantwortlich
zeichnete, und anschliessend im Museum des 20. Jahrhun-
derts Wien gezeigt: als notwendiger Beitrag zur Diskussion
eines schwierigen Kapitels europäischer Kunst und ihrer
5ffentlichen Wirkung.
Sebastian aus Nantua, die orientalischen Themen und Tier-
kämpfe um den «Sultan von Marokko», die späten mytho-
logischen Szenen um «Die Vier Jahreszeiten» aus Säo
Paulo. Die Ausstellung gab so ein dichtes und grandioses
Bild des Meisters der französischen Romantik, der para-
doxerweise zeit seines Lebens ein Klassiker in der Tradition
von Tizian, Veronese und Rubens sein wollte.
Die Voreröffnung wurde durch den Ausstellungsbesuch
des französischen Staatspräsidenten Francois Mitterand
zum Ereignis. Nach Zürich wurde die Ausstellung in der
Städtischen Galerie im Städelschen Kunstinstitut in Frank-
furt am Main und im Prado (Palacio de Villahermosa)
in Madrid gezeigt.
Eugene Delacroix (1798-1863)
Victor Hugo (1802-1885)
Seit 1963, der Ausstellung zum 100. Todestag des franzö-
sischen Meisters, der über sein gestaltetes Farbempfinden
ganze Künstlergenerationen zur Reflektion über das Eigen-
dasein der bildnerischen vor allem malerischen Mittel, über
die Linie, die Farbe, das Licht, die Kontraste anregte, gab es
keine solch intensive Präsentation seines Werkes, die
Mittelpunkt und thematische Inspiration der Veranstal-
tungen der Zürcher Juni-Festwochen war. Von Oslo bis
Tokyo, von Hawai bis Toronto kamen die Werke dieses
zwar bekannten, aber durch die Vermählung von litera-
rischen Themen mit einem revolutionären Umgang mit
der Farbe als schwierig empfundenen Künstlers. Die
Ausstellung stand in der Tradition der grossen Ausstel-
jungen, deren gemeinsamer Nenner die geistig und sinnlich
empfundene Farbe ist. 135 Gemälde aus 100 Museen und
Privatsammlungen — zwar fehlten die grossen Salonbilder
aus dem Louvre, der immerhin neun Gemälde, darunter
die aufsehenerregende «Barque de Dante» lieh — und 128
Arbeiten auf Papier wurden auf komplementärfarbigem
Grund präsentiert, auf Rot die Gemälde, auf Grün die
Arbeiten auf Papier. Die Gemälde wurden thematisch/
chronologisch um die Grossformate an den Stirnwänden
gruppiert: Porträts und frühe Genreszenen um den «Rabe-
lais», Umsetzungen von Shakespeare und Chateaubriand
um die «Dantebarke», die Odalisken um die «Türkischen
Frauen im Bad», die Massen- und Kampfszenen um die
«Schlacht von Nancy», die religiösen Bilder um den Hl.
Eugene Delacroix gab den Junifestwochen ihr Thema. Und
das Thema «Romantik in Frankreich» brachte die Gelegen-
heit, einen lange gehegten Wunsch zu verwirklichen,
nämlich die «Phantasien in Tusche» eines der Grossen des
19. Jahrhunderts zu zeigen. Das bildnerische Werk von
Victor Hugo entstand im Stillen, 2000 Blätter, mehr als die
Hälfte davon sind Karikaturen und Reiseskizzen. Mit 68
Blättern aus mehrheitlich französischem Museums- und
Privatbesitz zeigten wir den Phantasten Hugo mit den
«autonomen» Blättern, die zu seinen Wortschöpfungen
komplementär sind. In ihnen überwiegen die phanta-
stischen Landschaften, die irrealen Städte, die Burgen im
Nebelmeer, die Galgen im Morgengrauen, die Tiefen des
Meeres, das Elementare, das Planetarische, oft aus dem
Unbewussten hervorgeholt mit Bildfindungsverfahren
und Materialexperimenten, die Hugo zum Vorläufer der
Surrealisten und Tachisten werden liess. Die Rezeption
dieser Ausstellung war besonders produktiv, da Victor
Hugo ausserhalb von Frankreich kaum bekannt und seine
Präsentation für viele eine Überraschung war.
Einige Büsten von Michel und Rodin zeigten die Aus-
einandersetzung der Künstler mit der physischen Erschei-
nung des Dichters, Schriftstellers, Universalisten, Rebellen
wider die Staatsmacht, also einer der überragenden offi-
ziellen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, dessen unbe-
kanntere Zeichnungen «bildnerische Romantik» sind.