gernden, transparenten Schichten entstehen auf diese
Weise lichte Farbräume, deren Raumsuggestion der
Betrachter als aktive Ausstrahlung erleben kann. Dabei
strebt Graubner keine Abbildhaftigkeit an, die Farbe ist
nicht mehr gegenständlich gebunden, sie ist auch von
jedem literarischen Inhalt befreit. Sie hat ihr eigenes Leben.
Wie stark dennoch der Bezug seiner Arbeiten zur Natur ist,
wurde in unserer Ausstellung überraschend an den Zeich-
nungen deutlich, vor allem an den Aktdarstellungen, deren
Formen in den quellenden Rundungen der «Schwamm-
gouachen» wiedererkannt werden können. Die Erfahrung,
dass das Figürliche in den Zeichnungen bis heute ein
zentrales Anliegen Graubners ist, wirft ein neues Licht auf
die Werke des Künstlers, die man meist als abstrakte
Farbräume gesehen hat.
Sigismund Righini — Farbstiftzeichnungen
Der 1870 in Stuttgart geborene und 1937 in Zürich verstor-
bene Tessiner Sigismund Righini war der Zürcher Kunst-
gesellschaft als künstlerischer Berater und als Organisator
seit jungen Jahren bis ans Ende seines Lebens eng
verbunden. Er war berühmt für seine Ausstellungseinrich-
tungen, die er als Präsident der Ausstellungskommission
mit Feingefühl und Lust ausführte. Mit dem Überblick
über seine Farbstiftzeichnungen machte das Kunsthaus auf
einen Werkbereich aufmerksam, den der Künstler zu
seinen Lebzeiten unter Verschluss gehalten hatte und den
das Publikum erstmals 1938 in der grossen Gedächtnisaus-
stellung des Kunsthauses zu Gesicht bekam. Seither hat
sich das Interesse an dieser Seite seines künstlerischen
Schaffens verstärkt, kommen doch die Zeichnungen ın
ihrer unmittelbaren Ausdruckskraft dem heutigen Be-
dürfnis nach Spontaneität und Emotionalität entgegen.
Righini, der mit seinem an der französischen Malerei orien-
tierten Farbensinn und seiner Sensibilität für das Licht
einen ganz eigenen Platz in der Schweizer Malerei einahm,
hat in seiner ausgesprochen malerischen Zeichnung die
Farbe zum Hauptausdrucksträger gemacht. Gleichzeitig
wurden in der Sammlung auch einige Ölbilder des Künst-
lers gezeigt.
Ausstellungen in der Sammlung
Constantin Brancust: Photographien
Als erste von drei in den sonst für die Alberto Giacometti-
Stiftung reservierten Räumen gezeigten Photoausstellun-
gen stellten wir die im Jahresbericht 1986 besprochene
Schenkung der Familie Giedion vor. Rund achtzig von
Brancusi selber hergestellten Aufnahmen und kostbare
Abzüge seiner Skulpturen und seines Ateliers machten den
Wert dieser einzigartigen Kollektion erneut bewusst. Ihre
wissenschaftliche und konservatorische Aufarbeitung
ergab, dass das Kunsthaus damit wohl die schönste Kollek-
tion von «Vintage»-Prints besitzt, ihre Ausbreitung in der
Ausstellung, in Beziehung zu den zwei Brancusi-Skulp-
turen der Sammlung, verdeutlichte die ausserordentliche
Begabung, mit der Brancusi sein bildhauerisches Schaffen
so ins Medium der Photographie zu übersetzen wusste,
dass es dort eine eigene künstlerische Qualität erreicht. Die
Präsentation der Schenkung war ergänzt mit Portraitauf-
nahmen. insbesondere von Bernhard Moosbrugger.
Ausstellung der Stiftung für die Photographie
Luc Chessex: Swiss Life
Vierzehn Jahre lang hatte der Westschweizer Photograph
Luc Chessex (geb. 1936 in Lausanne) in Lateinamerika
gelebt. Der Schock der Rückkehr in ein reiches und kaltes,
vertrautes und jetzt doch fremdes Land muss enorm
gewesen sein. Chessex begann sich mit der Sterilität und
Gewöhnlichkeit des schweizerischen Alltags abzufinden,
indem er ihn photographierte, und er entdeckte in seinen
Trostlosigkeiten auch Poesie. So montierte er seine
«Recherchen» mit grossformatigen Einzelbildern und
Serien zu exemplarisch helvetischen Themen, zum Pan-
orama eines Landes, zu einem nüchternen Gegenwartsbe-
richt, der als Dokument der achtziger Jahre zweifellos
Gültigkeit bewahren wird.
UP/HS/GM/TS/WBR