Volltext: Jahresbericht 1987 (1987)

Inventarisierung und Betreuung 
Auch dieses Jahr wurden wir mit bewundernswertem Ein- 
satz am Erschliessen unserer Bestände unterstützt. Herr 
Rudolf Schindler, Ligerz, bekannt als passıonierter Samm- 
ler von Hodler-Zeichnungen, aber auch als Kunstlehrer 
und Künstler, erklärte sich bereit, unsere Hodler-Bestände 
nach den grossen Themen zu ordnen und für die Inventari- 
sierung vorzubereiten. Die Zeichnungen zum Frühwerk 
werden später, anlässlich einer Ausstellung, in einem 
Sammlungsheft veröffentlicht. Herr Kees Schepel, 
Amsterdam, kam als Volontär an die Graphische Samm- 
lung, um die im letzten Jahr erworbenen 70 Photographien 
von Constantin Brancusi zu inventarisieren. Nicht nur hat 
er ein erstaunliches Arbeitspensum selbständig bewältigt 
und die Stimmung im Team köstlich gewürzt, er hat durch 
sein Volontariat bewiesen, dass die praxisorientierte Erfah- 
rung eines Studenten bei der heutigen Personalknappheit 
wertvolle Dienste an Kunst und Öffentlichkeit erbringen 
kann. Nach Abschluss der Inventarisation waren die 
Photos im Neubau als Ausstellung zu sehen. 
Die seit Jahren steil ansteigende Leistungskurve in unserem 
Dienstleistungsbereich (Photobestellungen, Leihgaben- 
und Benützerverkehr, Passepartourierung, Buchbinderar- 
beiten und Buchsignierung) bei gleichbleibendem Perso- 
nalbestand konnte durch eine detaillierte Statistik zur 
Buchbinder- und Magazinerarbeit nachgewiesen werden. 
Dabei zeigt sich, dass die Leistungen in den letzten zehn 
Jahren um das Doppelte bis Dreifache gestiegen sind. 
Von den 215 bearbeiteten und photographierten Zeich- 
nungen wurden 70 Blätter für den Katalog (Sammlungs- 
heft 14) zur Ausstellung «Von Gessner bis Turner» im 
Graphischen Kabinett (März-Mai 1988) kommentiert. 
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VIDEOTHEK 
Die Videothek haben wir vor allem mit neueren Pro- 
duktionen jüngerer Videokünstler erweitert. Von dem 
Schweizer Hanspeter Ammann kauften wir das Band 
«Bodyviews» von 1985, für das der Künstler eine Reihe von 
[nterviews über Körperlichkeit, Sehnsüchte und Berüh- 
rungen gemacht hat. Mit elektronisch manipulierten Farb- 
veränderungen, mit eingefärbten Tönen und mit körnigen 
Grau-Weiss-Strukturen gelingen ihm bei seinen Aktdar- 
stellungen malerische Wirkungen, die die Aussage seiner 
Werke wesentlich mitbestimmen. Dabei sind die Körper 
zuweilen in Form von «gefrorenen Bildern» wie Land- 
schaften ausgebreitet. Im neuen Band «Viewers of Optics» 
von Alexander Hahn, für das der Künstler 1987 den 1. Preis 
der Semaine Internationale de Video von Genf bekom- 
men hat, fährt die Kamera über zerfallene Häuser, abgestor- 
jene Bäume, schmutzige Steinböden, Kanäle voller 
Abwässer. Es sind teils wirkliche Landschaften, teils 
virtuelle Räume. Alexander Hahn verarbeitet in seinen 
Bändern eigene Träume — Tag- und Nachtträume — und 
zeigt, dass sich die Sprache des elektronischen Mediums 
besonders gut dazu eignet, die Mechanismen des Traumes 
'n Bilder umzusetzen. Seine elektronischen Traumse- 
quenzen, die nicht mehr logisch-rationalischen Strukturen 
folgen, brechen mit unseren Wahrnehmungsgewohn- 
heiten und vermitteln dadurch dem Betrachter neue 
Formen der Erkenntnis. Der junge Welschschweizer Eric 
Lanz erforscht mit seinem «Video-Alphabet», das er teils in 
Bändern, teils in Installationen verwirklicht, dessen 
Beziehung zu mythologischen Figuren. In dem Band 
«O/Orphee» wird in fragmentierten Bildfolgen eine metal- 
lische «Unterwelt» von Gittertreppen, labyrinthischen 
Röhren und Klimakanälen sichtbar, in die sich ein Junger 
Mann mit Hilfe eines leuchtend roten Yoyos vortastet. Das 
Band «Dialog» von Mike Krebs und Norbert Meissner, das 
auf dem diesjährigen Videofestival von Locarno einen Preis 
erhielt, übersetzt das Thema des Bandes mit den dem 
Medium eigenen Mitteln. Indem er die Interferenzen des 
Bildes, des Tons und der Sprache benutzt, wird sein Titel 
«Dialog» zur eigentlichen Metapher. Von dem amerika- 
nischen Künstler Robert Ashley erwarben wir zwei Teile 
aus seiner umfangreichen Videooper «Perfect Lives» und
	        
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