Volltext: Jahresbericht 1987 (1987)

RESTAURIERUNG 
Sammlung 
Die Restauratoren stehen zum Schutze der Werke im 
Dienste unseres Museums; der Prävention gebührt bei ihrer 
Tätigkeit die erste Stelle. So müssen bei jeder Ausleih- 
anfrage die Werke auf ihren Zustand kontrolliert werden, 
damit allfällige Konservierungsmassnahmen getroffen 
werden können. Nach der Rückkehr sind die Werke erneut 
zu kontrollieren: gegen 700 Zustandsberichte waren allein 
für die Sammlung auszuführen. Im Anschluss an die 
Zustandskontrollen und Konservierungsarbeiten gilt es, 
die Vorbereitung des Transportes jener Werke, die sich der 
Standardisierung entziehen, zu planen und zu überwachen. 
Solche Objekte müssen bis zur Plazierung am neuen 
Ausstellungsort begleitet werden. Auf diese Weise 
versandten wir für die Ausstellungen in Venedig und Turin 
den «Cyclograveur» von Jean Tinguely, bei dem die 
verschiedenen Metallverbindungen mit der Zeit fragil 
wurden und der deshalb eine ausgeklügelte Verpackung 
und eine entsprechende Handhabung verlangt. Ebenso 
bedurften die Werke von Alberto Giacometti, Giovanni 
Segantini und Edvard Munch einer Betreuung von Ort zu 
Ort. Oft stellt man fest, dass eine Verpackung verbessert 
werden muss oder dass sich eine materielle Veränderung 
abzeichnet, die eine sofortige Konservierungsmassnahme 
erfordert. 
Die Mehrzahl der Transporte wird jedoch nicht 
begleitet, was zu verantworten ist, solange diese von der 
gleichen Firma betreut werden. Beim Rücktransport von 
Johannes Ittens «Aufstieg und Ruhepunkt» von Los 
Angeles war dies nicht der Fall; es wurde durch äusserst 
unsanfte Behandlung im Frankfurter Flughafen beschä- 
digt. 
Einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit stellen 
inzwischen die mit Gläsern geschützten Bilder dar. 
Während früher kleinere Konservierungsarbeiten und 
Photos direkt ausgeführt werden konnten, müssen heute 
diese Gemälde aus- und wieder eingerahmt werden. Die 
Bilder sind dadurch auch schwerer geworden, so dass beim 
Umhängen zwei oder mehr Personen notwendig sind. 
Im weitern ist leider festzustellen, dass Beschädigungen 
durch Museumsbesucher zugenommen haben; sie konzen- 
trieren sich auf Gemälde, die noch nicht durch Gläseı 
geschützt sind oder nicht geschützt werden können. 
Im Berichtjahr wurden an 35 Werken konservatorische 
Massnahmen durchgeführt. Dank der Unterstützung von 
Frau Birkenbeul, Absolventin der Abschlussklasse der 
Hamburger Restauratorenschule, die uns während eines 
Praktikums zur Verfügung stand, konnten auch an 
mehreren nicht ständig ausgestellten Gemälden dringend 
notwendige Sicherungen erfolgen. 
Die Restaurierung des Gemäldes «Stabilisierte weisse 
Kerne», 1964/71 von Max Bill bereitete seit geraumer Zeit 
Sorgen. Durch die Alterung bleichten die hellvioletten 
Partien so weit aus, dass diese nahezu mit den weissen Farb- 
tönen zusammenfielen. Der Künstler wünschte dringend 
den ursprünglichen Zustand wieder zu rekonstruieren, um 
das Gleichgewicht des Bildes wieder herzustellen. Nach 
eingehenden Abklärungen unter Beizug von Fachkollegen 
und des Farbchemikers Herrn Dr. Bruno Mühlethaleı 
(Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft) kam man 
zum Schluss, dass das originale, ausgebleichte Violett nicht 
weggenommen oder reduziert werden kann, da dadurch 
die Struktur zu sehr verändert würde. So entschloss man 
sich, mit einem Aerograf die Flächen mit einem synthetisch 
hergestellten stabilen Violett dünn zu überspritzen. Damit 
verursachte man den kleinsten Eingriff und erzielte ein 
akzeptables Resultat. Würde die Rekonstruktion wieder 
mit dem originalen Violett mit der entsprechenden Weiss- 
ausmischung ausgeführt, so hätte man nach wenigen 
Jahren wieder dieselbe Ausbleichung zu verzeichnen.
	        
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