Volltext: Jahresbericht 1988 (1988)

RESTAURIERUNG 
Sammlung 
Neben den arbeitsintensiven Restaurierungen einzelner 
Gemälde konnten im Berichtsjahr an nicht weniger als 47 
Werken Konservierungen durchgeführt werden. Das 
wurde durch die Mitarbeit von Moritz Bösiger und 
Thomas Becker, die uns bei Werkkontrollen und Ausstel- 
lungsvorbereitungen wesentlich entlasten konnten, und 
die tatkräftige Mithilfe von Maike Behrends, Studentin an 
der staatlichen Akademie in Stuttgart, möglich. 
Die Restaurierungsarbeiten an den Portraits des Zürcher 
Erzgiessers Hans Balthasar Keller und seiner Gemahlin 
fanden nach einer längeren Arbeitsspanne ihren Abschluss. 
Aus den Akten ist ersichtlich, dass der Erhaltungszustand 
der beiden Gemälde sehr unterschiedlich war. Das 
Damenportrait war immer recht gut erhalten, während 
beim Herrenportrait viele Farbverluste zu verzeichnen 
waren. Beide Gemälde wurden 1916 doubliert; doch in der 
Zwischenzeit wurde die Originalleinwand wellig und 
begann sich von der Doublierung zu lösen. Durch weitere 
Farbausbrüche und Verfärbungen war die Erscheinung 
dieser Werke so ungünstig geworden, dass Zweifel an ihrer 
Echtheit entstanden. Beim Ablösen der Doublierung 
trat der gute Zustand der Originalleinwand zutage; es 
genügte, neue Leinwandränder anzusetzen, um die Bilder 
wieder aufspannen zu können. Der braune und trübe 
Firnis wurde abgenommen, die Farbschicht gefestigt und 
die Fehlstellen ergänzt. Heute sind die Gemälde, die wegen 
ihrer Unansehnlichkeit während Jahrzehnten im Depot 
ruhten, als eigenhändige Werke Rigauds anerkannt und 
hängen als repräsentative Zeugnisse für die Erfolge eines 
Zürchers am Hofe Louis’ XIV im Muraltengut. 
Nicht nur bei alter Kunst wird es oft notwendig, entstel- 
lende Restaurierungen rückgäng zu machen, sondern auch 
bei moderner Kunst, bei denen unvorteilhafte Eingriffe 
nur wenige Jahre zurückliegen. Beim Gemälde «Black 
No. 2» von Ad Reinhard haben Vorgänger ohne jeden 
Grund eine Kunstharzdoublierung vorgenommen, die 
optisch die Leinwandstruktur herauspresste, und einen 
Firnis aufgetragen, so dass der Betrachter die künstlerische 
Absicht kaum mehr nachvollziehen konnte. Eine relativ 
geringfügige Beschädigung durch einen Museumsbesu- 
cher hat auch diesen Rest von Nachvollziehbarkeit 
zunichte gemacht. Nach verschiedenen Versuchen gelang 
es schliesslich, den Firnis chemisch zu reduzieren. Diese 
Massnahme hat genügt, den Zustand zu verbessern und 
den ungünstigen Effekt der Leinwandstruktur zu verrin- 
gern, so dass das Bild heute wieder besser lesbar ist. 
Das Gemälde von Marc Chagall «La naissance» ist 
ebenfalls durch einen stark reflektierenden Firnis entstellt. 
Da dieser beim Auftragen grosse Partien der Malerei aufge- 
weicht hatte, lässt er sıch nicht mehr schadlos ablösen. 
Auch eine oberflächliche Brechung des Glanzes durch 
Sandstrahlen liess sich nicht durchführen, weil mit dem 
Firnis auch die originale Oberfläche der Malerei zu zer- 
splittern drohte. In diesem Falle hat das spiegelfreie Glas 
wenigstens den Vorteil, die unangenehme Reflektion 
zurücktreten zu lassen. Es zeigte sich leider einmal mehr, 
dass nicht alle fälschlicherweise aufgetragenen Firnisse 
wieder entfernt werden können. 
Ein weiteres unlösbares Restaurierungsproblem ist 
beim Bild «Summand-Konstruktion A» von Camille 
Graeser entstanden, auf das ein Besucher mit einem fett- 
haltigen grünen Farbstift mitten in die weisse Fläche eine 
Wellenlinie zeichnete. Verschiedene Versuche, diese zu 
entfernen, scheiterten und hinterliessen überdies Bear- 
beitungsspuren. Auch Retouchieren führt nicht zum 
gewünschten Resultat, da die grüne Farbe stets durch- 
blutet. 
Das grossformatige Gemälde «Alpenweiden» von 
Giovanni Segantini, welches 1985 in unsere Sammlung 
kam, war oberflächlich stark verschmutzt, u.a. durch die 
Resten von Leim, die von einer früheren Restaurierung 
zurückgeblieben waren. Durch diese Reinigung gewann 
das Bild seine leuchtende und feine Farbigkeit zurück, die 
die aussergewöhnliche Qualität dieses Bildes ausmacht. 
Die Arbeit brachte uns in direkten Kontakt mit Segantinis
	        
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