Volltext: Jahresbericht 1989 (1989)

Zürich insbesondere jenen künstlerischen Umgang mit 
Photographie zu dokumentieren, wie er von vielen jungen 
zeitgenössischen Künstlern in experimenteller Weise un- 
:ernommen wird. Auf diesem Gebiet ist seit längerem auch 
die Gruppe Junge Kunst der Vereinigung Zürcher Kunst- 
freunde aktiv. Eine Auswahl aus diesen Sammlungsbe- 
ständen wie eine knappe Übersicht der breitgefächerten 
Sammlungstätigkeit der Schweizerischen Stiftung für die 
Photographie war mit der «Rich-Collection» in unmittel- 
varer Nachbarschaft zur Bokelberg-Sammlung ausgestellt. 
Die Photographie hat in ihrem Jubeljahr wohl auch als 
Sammlungsobjekt im Kunsthaus endgültig Fuss gefasst. 
AUSSTELLUNGEN DER 
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE 
Photographie aus der Sowjetunion 
Ein willkommener Zufall — das Zusammentreffen des 
(50. Geburtstages der Photographie und die Thematik der 
Zürcher Junifestwochen —bot der Schweizerischen Stiftung 
tür Photographie die seit langem erwünschte Gelegenheit, 
die bei uns kaum bekannte sowjetische Photographie 
vorzustellen. Was in der Vor-Gorbatschow-Ära unmöglich 
war, rückte nun durch die Öffnung der russischen Archive 
und Bibliotheken in den Bereich des Machbaren. Drei 
recht unterschiedliche Photoausstellungen ergänzten sich 
zu einer eindrücklichen Dokumentation sowjetrussischen 
Lebens in Geschichte und Gegenwart. Das «Leben im zari- 
stischen Russland» von 1855 bis zum Sturz des letzten 
Zaren in der Oktoberrevolution konnte dank dem Ent- 
zegenkommen der bedeutendsten Photosammlung in der 
Sowjetunion, der Sammlung Stassow in der Saltykow- 
Schtschedrin-Bibliothek in Leningrad, mit einer Auswahl 
von im Westen noch nie gezeigten Originalphotos darge- 
stellt werden. — «Die Revolution: die Anfänge des Bild- 
‚ournalismus in der Sowjetunion»: diesen gewaltigen poli- 
schen Umbruch illustrierten Reportagebilder und 
Zeitschriften aus den Archiven von Sowjetskoje Photo und 
dem Familienarchiv Rodtschenkos. —Der dritte Teil, «Zwei 
Adressen in Moskau, 1989», war dem Schaffen zweier 
jüngerer Moskauer Photographen gewidmet. Pavel 
Kriwzow ging für uns dem Alltag einer Durchschnitts- 
familie in Moskau nach; Sergej Borissoff schilderte mit 
arrangierten Szenen, einem aktuellen Trend entsprechend, 
eine bis anhin vorwiegend im Untergrund lebende Gegen- 
welt zur sowjetischen Normalität. 
Alberto Flammer 
Mit den Photographien Flammers zeigte die Stiftung für 
die Photographie zum vierten Mal in den vergangenen fünf 
Jahren eine grössere Ausstellung, die dem aktuellen 
Schaffen eines Schweizer Photographen gewidmet war; 
zugleich vertiefte die Präsentation eine erste Begegnung 
mit der phantasievollen Vorstellungswelt des Tessiners in 
der Ausstellung «Il Ticino e i suoi fotografi» 1988. Flammers 
paradoxe Absicht zielt auf die Kreation exakter Abbilder 
von nicht existenten Objekten. Seine Bildwelt löste denn 
auch bei vielen Besuchern Faszination und Fragen aus, da 
sie mit der für Photographien selbstverständlichen Wieder- 
gabe von Vorhandenem zugleich die Wahrnehmung über- 
haupt in Frage stellt. Für Flammer sind seine Bilder «eine 
Provokation, engagierte Versuche zu zeigen, dass nicht alles 
so Ist, wie es zu sein scheint, eine Aktivierung aus diesem 
Grunde auch des Unbewussten». 
GM/UP/TS/WB
	        
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