RESTAURIERUNG
Liegt es am Mangel unserer Arbeit, dass wir das Relief
«Jardim Botanico» von Frank Stella in kurzer Zeit nachein-
ander gleich zweimal restauriert haben? Es liegt an den
exponierten Teilen dieses grossen und schweren Alumi-
nium-Reliefs, an der mangelnden Standfläche und deshalb
an der etwas schwierigen Handhabe.
Das erste Mal wurde die auskragende Ecke unten in der
Mitte eingestaucht. Mit einigem Aufwand liess sich diese
Stelle einwandfrei restaurieren. Kurze Zeit danach wurde
die Ecke unten rechts erheblich eingedrückt. Totz allem
Bemühen liess sich das gestauchte Alublech an der Vorder-
seite nicht mehr ganz flach legen. Aber die grösste Schwie-
rigkeit bot das Ergänzen des über mehrere Quadratzenti-
meter abgeplatzten transparenten Farblackes, Alle restaura-
torischen Kniffe versagten. Nur das Ausprobieren der
verschiedensten Angebote des Lackhandels brachte uns
dem Ziel näher. Am geeignetsten erwies sich eine
bestimmte Sorte Glasmalfarbe, wobei wir die beschränkte
Lichtechtheit in Kauf nehmen mussten. Wir waren nach
dieser Anwendung allerdings noch weit vom optischen
Eindruck des Originals entfernt, weil der originale Lack mit
der Zeit bereits eine starke Trübung erfahren hat. Mit dem
gezielten Aufspritzen von Feinsprühfarbe konnte dieser
Unterschied ausgeglichen werden. Damit dieses Relief
künftig unfallfrei von der Wand abgehängt werden kann,
wurden an dessen Rückseite ausziehbare Standbeine
montiert, auf die die Last sicher zu stehen kommt.
Das 1987 geschenkte Gemälde «Amor und Psyche» von
Angelika Kauffmann wurde anlässlich einer Ausleihe einer
umfassenden Restaurierung unterzogen, da sich die un-
sachgemässe Doublierung von der originalen, nach vorn
ausbauchenden Malleinwand getrennt hatte. Darüber hin-
aus verdeckte ein vergilbter, unregelmässiger Firnis die
nuancierte Malerei, ebenso machten sich einzelne nachge-
dunkelte Übermalungen störend bemerkbar. Nach dem
Ablösen der alten Wachsdoublierung durfte ein guter
Zustand der Malleinwand festgestellt werden, so dass man
das Bild nach dem Planieren auf einen mit Leinwand
bespannten Keilrahmen befestigen konnte; den um fünf
Zentimeter umgebogenen oberen Bildrand hat man dabei
wieder aufgedeckt. Dadurch konnte das kompositorische
Gleichgewicht der Bildfläche wieder hergestellt werden.
Nach dem Abnehmen des opaken Firnisses erschien auch
die für die Künstlerin kennzeichnende leicht transparente,
lockere Malweise, die im Gegensatz zur weit körperhafteren
Malerei ihres Vorbildes Guido Reni steht.
Die «Sempacher Schlachtkapelle» von Robert Zünd
kam wegen einer Routinearbeit ins Atelier; ein alter Riss
hatte sich geöffnet und kleine Retouchen waren zu verbes-
sern. Die Farbschicht zeigte wohl gewisse Spuren einer zu
starken Reinigung, dennoch konnte man sich die unbefrie-
digende Erscheinung dieses Werkes nicht erklären, vor
allem das Fehlen einer atmosphärischen Perspektive und
das Ungleichgewicht in den Grössenverhältnissen der
Figuren, den Hecken und der Kapelle. Auch die graue
Tonigkeit des gesamten Mittelgrundes wollte mit der inten-
siven Besonnung der Kornernteszene nicht überein-
stimmen. Bei der Untersuchung der Oberfläche fand man
dann einige Reste der originalen Lasur. Damit war der
Nachweis erbracht, dass bei einer früheren Restaurierung
die gelbtonigen, grossflächig angelegten Lasuren wegge-
putzt wurden. Da sich die Aufgabe des Restaurators norma-
ierweise darauf beschränkt, fehlende Teile punktuell zu
überbrücken, zögerten wir, die fehlende Lasur über grosse
Partien des Gemäldes hinweg zu erneuern. Denn ein
solches Ergänzen kommt einer grossflächigen Übermalung
gleich. Nachdem wir uns überzeugen konnten, durch eine
solche Übermalung die atmosphärische Perspektive und
die richtigen Grössenverhältnisse annähernd wieder zu
gewinnen, haben wir diesen Schritt schliesslich gewagt.
Heute ist die künstlerische Wirkung des Bildes weitgehend
wieder nachvollziehbar.
Ein befriedigendes Resultat konnte bei Camille Pissarro
«Bords de Poise» erreicht werden. Es stellt sich dabei
heraus, wie sehr ein an sich nur wenig verbräunter Firnis
das Spiel zwischen den hellgrünen und hellen blaugrauen