VERANSTALTUNGEN
MUSEUMSPÄDAGOGIK
Die Formel «Museumspädagogik 89 = 2. Teil Langschul-
jahr und Salvador Dali» mag für die Bedingungen stehen,
welche die museumspädagogische Abteilung an die
Grenzen ihrer personellen und strukturellen Möglich-
keiten drängte — und die entsprechend auch in der Stati-
stik zum Ausdruck kommen:
Klassen Primarstufe: 156
Klassen Oberstufe und höhere Schulen 175
Lehrerfortbildungen und Seminarien: 68
Man kann diese Übersicht als Erfolg bezeichnen: für
möglichst viele Schulklassen ein möglichst positives — oft
erstmaliges — Museumserlebnis. Und obwohl Absagen
aicht zu vermeiden waren, konnten die Bedürfnisse des
Schulbereiches — auch dank der engagierten Mitarbeit
siner Praktikantin — einigermassen abgedeckt werden.
Die statistischen Zahlen lösen aber mit Blick auf das
Spannungsfeld «Quantität — Qualität» zu Recht auch
Skepsis aus. Museumspädagogik darf nicht in der Routine
erstarren. Es muss Raum bleiben für den Austausch und für
rojekte mit Vermittlern aus anderen Bereichen, mit
Kollegen aus anderen Museen und für vielgestaltige Ideen
ınd Experimente hier im Hause.
Solche Erfahrungen und die Einsichten in den Vermitt-
‚ungsprozess bestimmter Werke und Ausstellungen, wie sie
sich in der Arbeit mit Schülern aller Altersstufen und aller
sozialen Schichten ergeben, sind sehr wertvoll. Sie sollen
estgehalten, ausgewertet und für die Weitervermittlung
aufgearbeitet werden. Es ist in Zukunft sicher immer
weniger möglich, alle interessierten Klassen direkt zu
betreuen. Deshalb müssen die Lehrer mit Fortbildungsver-
anstaltungen und Angeboten von didaktischen Hilfsmit-
teln befähigt werden, die durch die Museumspädagogen er-
arbeiteten und erprobten Projekte selbständig an die
Schüler weiterzugeben. Aus diesen Gründen entstand im
vergangenen Jahr die dritte Museumsschachtel für die
Oberstufe. Unter dem Titel «Gegenstandsgeschichten»
umkreisen die darin enthaltenen Materialien und Anre-
gungen Abraham van Beyerens Prunkstilleben und Andy
Warhols riesige Campbell’s-Suppenbüchse. Auch für die
Begegnung mit Dali mussten neue Wege gesucht werden.
Es war vorauszusehen, dass die überfüllte Ausstellung keine
sinnvolle Arbeit mit Schülern mehr zulassen, museums-
pädagogische Mittel wie die Gesprächsrunde vor dem Bild
oder das Spiel sogar völlig verunmöglichen würde. Die
Lehrereinführung (angemeldet waren 350 Interessierte,
berücksichtigt wurden ca. 240) fand deshalb vor den Origi-
nalen statt; für die Vermittlung aber entstand — durch das
Pestalozzianum finanziert — mit Dias und beigeordneten
Texten eine Wegleitung für die Primar- und die Oberstufe.
Sie setzt hoffentlich den Anfangspunkt einer Reihe von
didaktischen Veröffentlichungen, welche die Erfahrungen
mit Wechselausstellungen auswerten und die entspre-
chenden, in unserer Sammlung ständig vertretenen Werke
miteinbezieht.
Eine wichtige Zäsur setzt 1989 im Freizeitangebot. Bis
anhin beschränkte sich dieser Bereich auf den Kinder-
workshop am Mittwoch, Samstag oder Sonntag. Werkbe-
trachtung und eigenes Gestalten im Kunsthaus — diese
Möglichkeit besteht seit den Anfängen der Abteilung, und
nach seltsam unergründlichen Regeln ist unser Malraum
bald übervoll, bald halb leer, bilden sich Stammbesucher
heraus, verlassen uns wieder. 1989 nahmen rund 350
Kinder zwischen 6 und 12 Jahren an einer oder mehreren
dieser Veranstaltungen teil.
Als wesentliche Neuerung fanden aber in diesem Jahr 8
museumspädagogisch geleitete Abende für Erwachsene in
Sammlung und Ausstellungen statt. Solche Projekte
wurden auch in früheren Jahren sporadisch durchgeführt
und lösten bereits damals die unterschiedlichsten Reak-
tionen der Besucher aus. In Zukunft sollen aber Gesprächs-
runden, Workshops und Kurse für Erwachsene regelmässig
stattfinden und das Angebot unseres Hauses ergänzen.
ZW