RESTAURIERUNG
Während die Tätigkeiten in anderen Arbeitsbereichen zu
mehr oder weniger sichtbaren Resultaten führen, zielen
unsere Bemühungen gerade darauf hin, keine Spuren zu
hinterlassen, und wo die Unbilden der vergehenden Zeit
die Werke des Künstlers gezeichnet haben, suchen wir dies
dergestalt zu vermindern, dass sie wie unberührt er
scheinen. So können wir nur auf die Liste der ausgeführten
Arbeiten und die Arbeitsdokumentation hinweisen.
Im folgenden seien einzelne dieser Massnahmen
beschrieben. 1985 wurde für die Ausleihung nach Basel das
zweiteilige Gemälde «Seerosen im Abendlicht» von Claude
Monet verschiedener Konservierungsarbeiten unterzogen,
die sich in der Zwischenzeit bewährt haben. So konnten wir
bereits mit erprobten Mitteln an das andere, auf eine
doppelt so grosse Leinwand gemalte Seerosen-Gemälde
herangehen. Betrachtet man es von vorn, begeistert es den
Restaurator durch seinen wunderbar unberührten Zustand.
Erst beim Entfernen der Rahmenleisten stellt man an den
Rändern fest, dass die verrosteten Paschnägel die Leinwand
zerfressen haben und diese einzureissen droht. Zur Stabili-
sierung genügte es, den schadhaften Bereich mit kleinen
neuen Leinwandstücken zu doublieren und den Keil-
rahmen ruhigzustellen. So gross der Aufwand war, nichts
davon ist auf der Bildseite zu sehen.
Ein Besucher namens «Kurt» hatte sich auf dem Bild
«Parting of Waters» von Morris Louis mit einem Bleistift zu
verewigen versucht. In diesem Falle zielte unser Bemühen
auf die restlose Tilgung der unliebsamen Inschrift — so
rasch und gedankenlos sie auf das rohe Baumwollgewebe
kam, so zeitraubend und schwierig gestaltete sich ihre
Entfernung.
Hodlers «Hellebardier von vorn» erlitt einen 52cm
langen Riss in der Leinwand. Trotz des feinen Bettuches,
das der Künstler verwendet hat. liess sich der Riss leidlich
gut mit Polyamid verschweissen. Hingegen war es schlech-
terdings unmöglich, eine so grosse Rissformation auf
monochromem Grund völlig unsichtbar zu retouchieren.
Zudem werden erst die Jahre zeigen, wie sich eine so gravie-
rende Beschädigung und Retouche auf dieser Art von
Malerei halten wird. 1962 wurde der «Silvaplanersee» von
Hodler restauriert; seither verfärbten sich die Retouchen
und traten in dem flächig gemalten Himmel immer
störender in Erscheinung. Nun mussten diese Ausbesse-
rungen reduziert und nachgeführt werden, damit der
Himmel seine gleichmässige Flächigkeit wieder erlangte,
um die vom Künstler beabsichtigte Wirkung wieder zu
erreichen.
Bei einem Gemälde haben wir mehr Fläche gewinnen
können. Aus unersichtlichem Grund war der obere Rand
des Bildes «Waldbach mit Angler» von Frank Buchser um
1 cm nach hinten umgeschlagen. Durch das Ansetzen des
Keilrahmens und das partielle Doublieren des Randes
konnte das Bild auf seine ursprünglichen Ausmasse
gebracht und ihm seine freiere und grosszügigere Räum-
lichkeit zurückgegeben werden.
Von den Ausstellungen belastete diejenige Giovanni
Segantinis das Restaurierungsatelier am stärksten, da viele
Werke aus Privatbesitz und aus kleineren Museen
stammten, die keine kontinuierliche restauratorische
Betreuung haben. Nicht nur bei den Gemälden, sondern
auch bei den Zeichnungen und Pastellen musste Verschie-
denes verbessert werden und die Montagen mussten
erneuert werden. Unsere Mitarbeiterin Jean Rosston führte
diese zum Teil aufwendigen Arbeiten sehr sorgfältig und
fachgerecht aus.
Seminar mit Prof. Richard Wölbers
Neue Methoden der Gemäldereinigung
Diesen Sommer hatten wir die Möglichkeit, ein interes-
santes Weiterbildungsseminar über neue Methoden deı
Gemäldereinigung durchzuführen. Dank der grosszügigen
Unterstützung durch das Nationale Forschungsprogramm
NFP 16 (Kulturgütererhaltung) und das Kunsthaus gelang
es uns, Prof. Richard Wolbers, Biochemiker und Restau-
trator an der University of Delaware, Art Conservation Pro-