Full text: Jahresbericht 1991 (1991)

der «Kunstszene» beteiligten jungen Zürcher Künstler 
konnten auch die Mitglieder der GSMBK von seiten des 
Kunsthauses für diese Form einer Ausstellungstrilogie 
gewonnen werden, die gleichsam unter dem Motto stand: 
«3x3 Räume.» 
Ähnlich wie bei den Räumen der GSMBA bestand auch 
hier die Aufgabe eines unter den GSMBK-Künstlerinnen 
ausgeschriebenen Wettbewerbes darın, die drei Ausstel- 
lungsräume einzeln zu «behandeln, umzugestalten, sie zu 
überhöhen oder zu verfremden». Aus den zahlreich einge- 
gebenen Projektvorschlägen sind von einer paritätisch 
besetzten Jury die Raumgestaltungen von Christine 
Käuferle, Marianne Klein und Brigitta Malche ausgewählt 
worden, die insofern miteinander in Verbindung traten, als 
alle mit verschiedenen Mitteln ein starkes Raumerlebnis 
provozierten. Während Marianne Klein im grössten Raum 
mit auf Schwarzweisskontrasten aufbauenden, perspektivi- 
schen Verzerrungen und optisch-räumlichen Verschie- 
bungen arbeitete, bezogen die beiden anderen Installa- 
tionen auch das Akustische mit ein, um damit eigentliche 
«Stimmungsräume» zu schaffen. Christine Käuferle 
bediente sich dabei theatralischer Effekte, indem sie — wie 
in einem «imaginären», spitz zulaufenden «Zuschauer- 
raum» — aufgestellte weisse Stühle in krasses Gegenlicht 
tauchte. Brigitta Malche liess den kleinsten, quadratischen 
Raum abwechselnd in Blau, Rot, Gelb und Grün 
erstrahlen, den vier Elementen entsprechend, und 
evozierte durch die darauf Bezug nehmenden Tonkulissen 
mit natürlichen Geräuschen eigentliche Stimmungsbilder. 
Die Beschränkung auf drei Künstlerinnen, die drei 
Räume selbständig gestalten, wurde sowohl vom Publikum 
wie auch von der Fachpresse äusserst wohlwollend 
aufgenommen. TS 
einer konzeptuellen Kunstauffassung verpflichteten Notiz- 
heften der Studentenzeit um 1969 bis zu den gewichtigen 
Bleifolianten und den mit Sand und Textilien arbeitenden 
grossen Büchern der späten achtziger Jahre. In eigens für 
die Ausstellung geschaffenen Metallvitrinen liess sich die 
»esondere Form der Auseinandersetzung Kiefers mit dem 
«Material Geschichte» in allen inhaltlichen und formalen 
Ausrichtungen verfolgen: Die Bücher, als Einzelstücke 
ohne Auflage konzipiert, sind von Anbeginn an kaum mit 
Schrift versehen, statt dessen photographiert, collagiert 
und — vor allem von den achtziger Jahren an — auch aus 
schweren Bleifolien mit eingeklebten Blumen und Haar- 
strähnen montiert. 
Anhand der rund achtzig in Zürich ausgestellten Einzel- 
»ände, die zu einem grossen Teil im Besitz des Künstlers 
verblieben sind, konnte dessen auf die Gegenwart gerich- 
‘ete künstlerische Interpretation deutsch-germanischer, 
zriechischer und ägyptischer Mythologie sowie der jJüdi- 
schen Kabbala nachvollzogen werden, obwohl unvermeid- 
licherweise jeweils nur eine Doppelseite des entspre- 
chenden Werks eingesehen werden konnte. 
Die Buchpräsentation wurde ergänzt und gleichsam 
«kommentiert» durch thematisch eng verknüpfte Gemälde 
wie dem aus der Sammlung des Kunsthauses stammenden 
«Parsifal» (1973), «Malen» (1974) oder «Wege: Märkischer 
Sand» (1980). 
Der von den drei Veranstaltern herausgegebene, für ein 
näheres Verständnis unentbehrliche Katalog widmete 
einen Beitrag ganz dem in der Kunsthaus-Sammlung 
befindlichen Buch «Des Malers Atelier» (1980), das sich als 
zin Schlüsselwerk für das Schaffen des deutschen Künstlers 
erwiesen hat. Zahlreiche Führungen und der Vortrag von 
Prof. Bazon Brock: «Bilderkriege — Zu den Buchwerken 
Anselm Kiefers» trugen zu einem tieferen Verständnis 
dieser anspruchsvollen Ausstellung bei. TS 
Anselm Kiefer, Bücher 1969-1990 
Die Ausstellung, die zusammen mit der Kunsthalle 
Tübingen und dem Münchner Kunstverein erarbeitet 
worden war, gab erstmals einen umfassenden Einblick in 
eine wichtige Seite ım Schaffen des deutschen Künstlers. 
Das Medium Buch hat Anselm Kiefer seit über zwanzig 
Jahren beschäftigt, angefangen bei den durchaus noch
	        
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