Thomas Zindel/Gaudenz Signorell/ Markus Casanova
Drei junge Bündner Künstler in drei Räumen: ein Maler
und Zeichner, ein Photoexperimentator, ein eher «traditio-
neller» Bildhauer. Thomas Zindel zeigte aus einem
riesigen, Georg Büchners «Lenz»-Erzählung gewidmeten
Werkzyklus lediglich die allerletzten Stufen. Fahle, zarte
Landschaften, in einer abstrakt-expressiven Bildsprache als
solche nur noch erahnbar, erzählten in einer sparsamen
Verteilung von der (Welt-)Unsicherheit des Protagonisten
wie des Künstlers. Auch die grossformatigen, zu Serien
gebündelten, in Paris entstandenen photographischen
«Abtastungen» von Gaudenz Signorell zeigten die Schwie-
rigkeiten der visuellen Wahrnehmung auf, die Definition
eines Ortes, des Standortes des heutigen Künstlers in ganz
wörtlichem Sinn. Und wenn Markus Casanova die «taille
directe» des Steinbildhauers so direkt nimmt, dass er das
Menschenbild aus Kalkstein schlägt, spitzt und bricht,
fügte er sich als Jüngster ebenso in das beschriebene Klima
ein, das ja nicht nur für Bündner oder Schweizer Künstler
gilt. Kaum erstaunlich, dass die drei eher stillen Wahr-
nehmungsübungen wenig Reaktionen auslösten. GM
John Cage - Partituren, Graphik, Zeichnungen, Aquarelle
Im Rahmen der Internationalen Junifestwochen Zürich,
die dem irischen Dichter James Joyce und dem bislang hierzu-
lande fast ausschliesslich als Komponisten bekannten
Amerikaner John Cage gewidmet waren, legte die Ausstel-
lung den Akzent auf das bildkünstlerische Schaffen des
Pioniers zeitgenössischer Musik: mit 20 Originalmanu-
skripten auf die visuelle Gestaltung seiner Partituren seit
den dreissiger Jahren und auf das zeichnerische und maleri-
sche Werk, das seit den frühen siebziger Jahren eine zuneh-
mend wichtigere Stelle in der Arbeit des Künstlers
einnimmt.
John Cage nahm verschiedenste Einflüsse der Alten und
der Neuen Welt auf und verlieh der Musik —mit «Hilfe» der
Aleatorik — wie auch der bildenden Kunst — ursprünglich
im Happening — neue Impulse. Unter dem Einfluss seines
Zenmeisters Daisetz T. Suzuki überführte er das Zählen
von Tönen und Rhythmen vom seriellen Denken durch
Zufallsoperationen nach dem taoistischen Orakelbuch
«I-Ging» seit 1950 in aleatorische Anordnungen. Diese
prägten in der Ausstellung nicht nur die früheren Partituren
—so bei dem «Solo for Piano» (1957-1958), das sich wie eine
Leitlinie als Fries den Wänden des ersten Raumes entlang
ausbreitete —, sondern auch die erst Anfang der siebziger
Jahre einsetzenden Arbeiten im Bereich der Druckgraphik,
der Zeichnung und des Aquarells. Die einen Felsengarten
in Kyoto paraphrasierenden «Where R= Ryoanji»-Zeich-
nungen leiteten thematisch zu den teils sehr grossforma-
tigen «New River Watercolors» über, die immer wieder die
vier Elemente thematisieren — in einer ruhigen, poetisch
wie transparent erscheinenden Art, die sich offensichtlich
auch den Betrachtern vermittelte.
Verschiedene Kompositionen von John Cage, die in den
Ausstellungsräumen zur Aufführung gebracht wurden,
ergänzten das optische Erlebnis. Ein ausführliches Video-
programm bot zusätzliche Informationen zur Biographie
des Künstlers und seinen Werken. TS
AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG
Kunstszene
Die Zürcher Kunstszene 1991/92 wurde in einem ersten
Teil über den ganzen Kanton verteilt und als zweites
Novum von den Künstlern selbst organisiert. Im Kunst-
haus Zürich wurden unter dem Titel «Der madiatisierte Blick»
Installationen, die vorwiegend mit neuen Medien arbei-
teten, in den Räumen 13-6 im ersten Obergeschoss des
Altbaus eingerichtet. Sie stammten der Reihe nach von
Teres Wydler, Robert Fischer, Peter Volkart, Felix Brunner,
Yegya Arman und Christine Hunold sowie von Martin
Schwarz, dessen Buchobjekte eine ironische Distanz
zu TV, Video und Diaprojektionen formulierten.
Im Kleinen Vortragssaal fanden zudem Videovorfüh-
rungen mit aktuellen Bändern statt. Die «Kunstszene der
Künstler» stiess insgesamt auf viel Goodwill und ein posi-
tives Echo. GM