RESTAURIERUNG
Sammlung: Wie bereits im Vorwort dargelegt wurde, gilt
unsere Hauptsorge den Klimaverhältnissen im Altbau.
Während die zweite Etappe der Renovation ım zweiten
Obergeschoss verbesserte Lichtverhältnisse brachte und
dem Abfluss der Wärme durch die Oberlichter Einhalt
gebot, fordern die noch nicht isolierten Aussenwände und
die Situation im ersten Obergeschoss um so dringender die
zum Systemwechsel gehörenden Massnahmen. Es zeigt
sich drastisch, dass diese als Einheit konzipierte Anpassung
der Haustechnologie an zeitgemässe konservatorische und
ökologische Erfordernisse nicht ohne gravierende Schäden
an den Kunstwerken und am Gebäude in Etappen aufge-
spaltet und verzögert werden kann. Das Begleiten des Aus-
und Einräumens der Bestände im oberen Geschoss, die
Überwachung des Baubetriebes, die Einregulierung und
Kontrolle der neuen Licht- und Klimaverhältnisse erfor-
derte auch von uns beträchtliche Zeit.
Während das begeisterte Sichbefassen mit der mo-
dernen Kunst als Tugend gelten kann, kann das Anfassen
der Werke dieser Gattung schwerwiegende Veränderungen
mit erheblichen Restaurierungsproblemen zeitigen. So
beim faszinierenden und offensichtlich verführerischen
Bild «Concetto spaziale „Attesa”» von Lucio Fontana, das
nur aus einem langen, vertikalen Schnitt in der roten Lein-
wand besteht. Hier gelang es einem Kunstfreund die eine
Schnittkante so zu verformen, dass nichts anderes übrig
blieb, als auf der Rückseite des Keilrahmens eine Strebe
einzubauen, von der aus einzelne Fäden die nach vorne
verformte Schnittkante wieder nach hinten ziehen. Nach
dieser Massnahme bleibt noch eine leichte Wellung
vorhanden, von der wir hoffen, dass sie sich mit der Zeit von
alleine vermindere. Der in das Werk integrierte Rahmen
liefert ein weiteres Problem: Fontana trug hier einen span-
nungsreichen, glänzenden Farblack auf, der durch die Alte-
rung ein unpassend dekoratives Krakelee aufzuweisen und
in einzelnen Farbschollen abzufallen beginnt. Ein gang-
barer Weg zur Fixierung dieser Farbe steht bislang noch
offen.
Im Jahre 1979 restaurierten wir das Gemälde «Formes
circulaires» von Robert Delaunay. Nach zwölf Jahren
mussten an diesem Bild wiederum Farbabhebungen fixiert
werden. Dieser Umstand zeigt, wie wichtig die kontinuier-
liche Überwachung der Sammlung bleibt. Auch wenn alles
noch so sehr abgesichert erscheint, können immer wieder
unvorhersehbare Veränderungen eintreten, die eine Inter-
vention nötig machen.
Ausleihungen: Die rege Ausstellungstätigkeit im eigenen
Land veranlasst viele Ausstellungsorte, auf Sammlungsbe-
stände unseres Hauses zurückzugreifen, die seit langer Zeit
nicht gezeigt wurden. Solche Werke verlangen neben den
für die Ausleihung erforderlichen Massnahmen meistens
nach einer wesentlichen Verbesserung der ästhetischen
Erscheinung.
In Schaffhausen wurde das vielschichtige (Kuvre von
Albert Welti ausgestellt. Dieser Künstler kombinierte oft
unterschiedliches Material und Techniken, die uneinheit-
liche Alterungserscheinungen zeigen und speziell ange-
passte Konservierungsmethoden verlangen. In seinen
Skizzen achtete Welti wenig auf Flecken, Falten und andere
Beschädigungen. Bei der Restaurierung des Kartons
«Johann, der muntere Seifensieder» reinigte man die Ober-
fläche und reduzierte und retouchierte Flecken und Abwet-
zungen nur soweit, bis der Bildzusammenhang nicht mehr
gestört erschien. Die empfindlichen Holztafeln wurden in
Klimavitrinen eingebaut, in denen eine Silikagel-Matte für
zine konstante Luftfeuchtigkeit sorgt.
Für die Hodler-Ausstellung in der Fondation Gianadda
in Martigny mussten mehrere grossformatige Gemälde
restauriert und für den Transport gerahmt werden. Selbst
für Werke mit so grossen Abmessungen brauchte Hodler
Bettuchleinen feinster Qualität, auf die er oft ohne Grun-
dierung direkt mit Öl und Temperafarbe malte, so dass deı
Bildträger über die Alterung hinaus geschwächt wird.
Anders verhielt es sich mit der Vorbereitung der Alberto
Giacometti-Ausstellung im Musee d’Art Moderne de la
Ville de Paris. Über die Jahre hin taugten für den Transport
der Skulpturen Kisten mit fixen Halterungsflächen. Bei