Full text: Jahresbericht 1991 (1991)

RESTAURIERUNG 
Sammlung: Wie bereits im Vorwort dargelegt wurde, gilt 
unsere Hauptsorge den Klimaverhältnissen im Altbau. 
Während die zweite Etappe der Renovation ım zweiten 
Obergeschoss verbesserte Lichtverhältnisse brachte und 
dem Abfluss der Wärme durch die Oberlichter Einhalt 
gebot, fordern die noch nicht isolierten Aussenwände und 
die Situation im ersten Obergeschoss um so dringender die 
zum Systemwechsel gehörenden Massnahmen. Es zeigt 
sich drastisch, dass diese als Einheit konzipierte Anpassung 
der Haustechnologie an zeitgemässe konservatorische und 
ökologische Erfordernisse nicht ohne gravierende Schäden 
an den Kunstwerken und am Gebäude in Etappen aufge- 
spaltet und verzögert werden kann. Das Begleiten des Aus- 
und Einräumens der Bestände im oberen Geschoss, die 
Überwachung des Baubetriebes, die Einregulierung und 
Kontrolle der neuen Licht- und Klimaverhältnisse erfor- 
derte auch von uns beträchtliche Zeit. 
Während das begeisterte Sichbefassen mit der mo- 
dernen Kunst als Tugend gelten kann, kann das Anfassen 
der Werke dieser Gattung schwerwiegende Veränderungen 
mit erheblichen Restaurierungsproblemen zeitigen. So 
beim faszinierenden und offensichtlich verführerischen 
Bild «Concetto spaziale „Attesa”» von Lucio Fontana, das 
nur aus einem langen, vertikalen Schnitt in der roten Lein- 
wand besteht. Hier gelang es einem Kunstfreund die eine 
Schnittkante so zu verformen, dass nichts anderes übrig 
blieb, als auf der Rückseite des Keilrahmens eine Strebe 
einzubauen, von der aus einzelne Fäden die nach vorne 
verformte Schnittkante wieder nach hinten ziehen. Nach 
dieser Massnahme bleibt noch eine leichte Wellung 
vorhanden, von der wir hoffen, dass sie sich mit der Zeit von 
alleine vermindere. Der in das Werk integrierte Rahmen 
liefert ein weiteres Problem: Fontana trug hier einen span- 
nungsreichen, glänzenden Farblack auf, der durch die Alte- 
rung ein unpassend dekoratives Krakelee aufzuweisen und 
in einzelnen Farbschollen abzufallen beginnt. Ein gang- 
barer Weg zur Fixierung dieser Farbe steht bislang noch 
offen. 
Im Jahre 1979 restaurierten wir das Gemälde «Formes 
circulaires» von Robert Delaunay. Nach zwölf Jahren 
mussten an diesem Bild wiederum Farbabhebungen fixiert 
werden. Dieser Umstand zeigt, wie wichtig die kontinuier- 
liche Überwachung der Sammlung bleibt. Auch wenn alles 
noch so sehr abgesichert erscheint, können immer wieder 
unvorhersehbare Veränderungen eintreten, die eine Inter- 
vention nötig machen. 
Ausleihungen: Die rege Ausstellungstätigkeit im eigenen 
Land veranlasst viele Ausstellungsorte, auf Sammlungsbe- 
stände unseres Hauses zurückzugreifen, die seit langer Zeit 
nicht gezeigt wurden. Solche Werke verlangen neben den 
für die Ausleihung erforderlichen Massnahmen meistens 
nach einer wesentlichen Verbesserung der ästhetischen 
Erscheinung. 
In Schaffhausen wurde das vielschichtige (Kuvre von 
Albert Welti ausgestellt. Dieser Künstler kombinierte oft 
unterschiedliches Material und Techniken, die uneinheit- 
liche Alterungserscheinungen zeigen und speziell ange- 
passte Konservierungsmethoden verlangen. In seinen 
Skizzen achtete Welti wenig auf Flecken, Falten und andere 
Beschädigungen. Bei der Restaurierung des Kartons 
«Johann, der muntere Seifensieder» reinigte man die Ober- 
fläche und reduzierte und retouchierte Flecken und Abwet- 
zungen nur soweit, bis der Bildzusammenhang nicht mehr 
gestört erschien. Die empfindlichen Holztafeln wurden in 
Klimavitrinen eingebaut, in denen eine Silikagel-Matte für 
zine konstante Luftfeuchtigkeit sorgt. 
Für die Hodler-Ausstellung in der Fondation Gianadda 
in Martigny mussten mehrere grossformatige Gemälde 
restauriert und für den Transport gerahmt werden. Selbst 
für Werke mit so grossen Abmessungen brauchte Hodler 
Bettuchleinen feinster Qualität, auf die er oft ohne Grun- 
dierung direkt mit Öl und Temperafarbe malte, so dass deı 
Bildträger über die Alterung hinaus geschwächt wird. 
Anders verhielt es sich mit der Vorbereitung der Alberto 
Giacometti-Ausstellung im Musee d’Art Moderne de la 
Ville de Paris. Über die Jahre hin taugten für den Transport 
der Skulpturen Kisten mit fixen Halterungsflächen. Bei
	        
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