Full text: Jahresbericht 1992 (1992)

AUSSTELLUNGEN 
Walter de Maria 
«The 2000 Sculbture» 
Der Wunschtraum des «Musee mis ä nu» zieht sich wie ein 
roter Faden durch die grossen Einzelausstellungen zeitge- 
nössischer Künstler, die unsern grossen Saal im Reinzu- 
stand als Raum für ihre Präsentation einsetzen. Nach 
Mario Merz, Richard Serra nun der 1935 in Kalifornien 
geborene, seit 1960 in New York lebende Walter De Maria, 
Schöpfer des «Erdraums», des «Erdkilometers», des «Light- 
ning Fields» in der Wüste Neu-Mexiko. 
Nach zehn Jahren Vorbereitungszeit konnte diese 
grösste Bodenskulptur, das skulpturale Feld «The 2000 
Sculpture» installiert, die 2000 Einzelskulpturen über 
500 m? (10 x 50 m) ausgelegt werden. Sichtbar war das Opus 
nur bei Tageslicht durch die freigelegten Oberlichter vom 
Morgen bis zum Einbruch der Dämmerung. Licht und 
Ausdehnung bewirkten, dass die Skulptur beim Betreten 
des Saals als Ganzes wahrgenommen wurde, als kompaktes 
weisses Feld. Erst beim Nähertreten und Umwandern 
konnte das schwebende Weiss, erzeugt durch die warme 
Helligkeit des verwendeten Materials Gips in seinen 
Bestandteilen erfahren werden. Die Lektüre zeitigte ein 
formales Grundraster von zwei Elementen gleichen Typs in 
diagonaler Ausrichtung auf eine sich in der Perspektive ver- 
lierende Mitte hin, ein numerisches System durch den 
Wechsel der drei Grundelemente, fünf-, sieben- und neun- 
seitigen Barren oder Stäben von je 50 cm Länge und 12 cm 
Höhe. Der vom Künstler gewählte Rhythmus —-5/7/9/7/5/ 
7/9/7/5 — ist steigend-fallend-steigend-fallend. Dieses 
System und seine scheinbare Durchschaubarkeit lösten 
sich bei jedem Schritt in Licht- und Bewegungsschübe auf, 
suggerierte stets neue Deutungen und Korrespondenzen — 
zu Musik, zu Architektur, zu Wissenschaft, zu Poesie. 
Das für eine zeitgenössische Ausstellung erstaunlich gut 
besuchte Ereignis sah die Betrachter auf dieses stahlend- 
verhaltene Kraftfeld' mit Erstaunen, Neugierde, ja mit 
Andacht eingehen. «Energie des Unendlichen», «Sinfonie 
in Weiss», «Eine Bodenskulptur voller Musik», «Diffuse 
Lichtfülle — Reichtum in der Stille», «Eine Partitur von 
Licht und Reinheit», «Hochspannung im Kunsthaus», 
«Sintflut der Stille», «Göttliche Signalsprache», «Helligkeit 
und Transparenz» kündeten die Titel der Ausstellungsbe- 
sprechungen dieser Weltpremiere. HSz 
Bilderwelt Brasilien 
Zum ersten Mal überhaupt erlebte Brasilien innerhalb der 
Zürcher Junifestwochen, die dem Thema «Brasilen: End- 
teckung und Selbstentdeckung» (Konzept Hugo 
Loetscher) als Beitrag zum Jubiläumsjahr der Entdeckung 
Amerikas 1492 gewidmet waren, mit der Kunsthaus- 
Ausstellung eine Gesamtdarstellung der Entwicklung 
seiner Bildenden Künste. Dem Untertitel entsprechend, 
zeigte die erste Abteilung «Die europäische Erkundung 
eines ‚irdischen Paradieses‘» jene Bilderwelt, welche die 
nortugiesischen, holländischen, französischen und deut- 
schen Kolonisatoren, Abenteurer und Wissenschaftler von 
der Entdeckung im Jahre 1500 bis zur Mitte des 19. Jahr- 
hunderts formulierten und weitgehend als Traum vom 
unberührten, exotischen Paradies in Europa bekannt 
machten. Während der portugiesische Bildbeitrag im 
Gegensatz zur Architektur schmal ausfiel, führte die kurze 
Regentschaft Moritz von Nassaus im Nordosten zu einer 
ersten kulturellen Blüte. Insbesondere in der Nachfolge 
Humboldts machten sich Franzosen und Deutsche zu 
beschwerlichen Expeditionen auch ins Landesinnere und 
zu den Indianern auf, bevor in Rio de Janeiro die erste 
Akademie gegründet wurde und der Tourismus Einzug 
alelt. Neben den naturwissenschaftlichen Werken, frühen 
Reiseberichten und Karten, welche alle in Erstausgaben 
vorlagen, zeigten die Landschaften von Frans Post und die 
Bildteppiche von Albert Eckhout das europäische Interesse 
am «üppigen Fremden», während etwa die «Viagem filoso- 
fica» oder ebenso die naiven Aquarelle des Prinzen Maxi- 
milian zu Wied eigentliche Novitäten waren, welche die 
Entdeckerfreude anregten, oder De Mirandas Expedition
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.