Full text: Jahresbericht 1992 (1992)

welcher sich schliesslich — in sich selbst kreisend — zur 
reinen Kugel vollendet» mit dem Gedanken der ewigen 
Wiederkehr des Gleichen in Verbindung gebracht. (Peter 
Andre Bloch im Katalog) 
In Erweiterung unserer umfangreichen Dada-Samm- 
lung erwarben wir aus dem Nachlass von Hans Richter 
zwei seiner berühmten Dada-Porträts, Tristan Tzara und 
Hans Coray, die eine wunderbare Bereicherung der uns 
1977 von Frau Frida Richter geschenkten Zeichnungs- 
gruppe darstellen. An dem Thema des Kopfes vollzog sich 
Richters Entwicklung zur Abstraktion. Kontrapunktisch 
aus Schwarzweiss-Flächen aufgebaut, treten dort Hell- 
Dunkel, Positives und Negatives in ein dynamisches Ver- 
hältnis zueinander. 
An Geschenken konnten wir auch dieses Jahr wieder 
zahlreiche Werke entgegennehmen. Markus Raetz 
schenkte uns im Anschluss an unseren Ankauf seines Well- 
kartonreliefs «Robert Walser» von 1978 3 Vorzeichnungen 
dazu sowie 4 Ideenskizzen zu der ebenfalls angekauften 
Skulptur «Hase/Beuys» von 1992. Nach seinen anamor- 
photischen Wandmalereien und Rauminstallationen der 
letzten Jahre hat Raetz das Prinzip der Anamorphose hier 
zum ersten Mal in einem plastischen Werk verwirklicht: 
Geht der Betrachter um das Objekt herum, verwandelt sich 
der Kopf von Beuys mit dem Filzhut allmählich in einen 
Hasen. Mit dieser Zeichnungsgruppe wird unser umfang- 
reicher Bestand an Raetz-Werken in sinnvoller Weise 
ergänzt. Eine zusätzliche Bereicherung erfuhr dieser durch 
die grossformatige Arbeit auf Zeitungspapier «Szenen I» 
von 1984, die uns der Bund als Dauerleihgabe anvertraute. 
Als weitere Dauerleihgabe erhielten wir vom Bund den 
Holzstich «Natascha», 1987-88 von Franz Gertsch, der in 
den letzten Jahren seine Malerei vollkommen zugunsten 
dieser monumentalen Graphiken aufgegeben hat. Aus dem 
Nachlass der jung verstorbenen St. Galler Künstlerin 
Verena Merz durften wir zwei grosse Zeichnungen für 
unsere Sammlung auswählen, in denen die sie bewegenden 
Themen eindrücklich zum Ausdruck kommen: «Ende der 
Zeit» und «Rotes Bett» von ca. 1988. 
Die Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung ermöglichte 
uns, eine der erst kürzlich aufgetauchten Gouachen von 
Camille Graeser von 1974 zu erstehen, mit der wir das fast 
vollständige graphische Werk dieses Künstlers in unserer 
Sammlung bereichern konnten. Das umfangreichste Ge- 
schenk durften wir von Herrn Dr. Rene Wehrli in 
Empfang nehmen. Er überliess uns 46 Zeichnungen und 
Graphiken, darunter hervorragende Altmeister wie Dome- 
nico Campagnola, Pieter Brueghel d. Ä., Hans Burgkmair 
sowie Piranesi und Tiepolo. UP 
WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG UND 
KONSERVIERUNG 
Zu den faszinierenden Aufgaben im Museumsalltag gehört 
die wissenschaftliche Bearbeitung von bedeutenden 
Künstlernachlässen. Der intensiv gepflegte Kontakt einiger 
Zürcher Sammler und der Zürcher Künstlergesellschaft zu 
Ferdinand Hodler führte bereits 1920 und 1964 zur 
umfangreichsten Sammlung an Hodler-Zeichnungen in 
öffentlichem Besitz. Um so erstaunlicher, dass ein erster 
Teil dieses Sammlungsschwerpunktes erst vor wenigen 
Jahren ins Blickfeld der Öffentlichkeit geriet. Der zweite 
Teil, der 520 Zeichnungen umfasst, konnte nach den auf 
ein Jahr verteilten Vorarbeiten wie geplant im September 
durch die Herausgabe des Katalogs anlässlich der Ausstel- 
lung «Ferdinand Hodler, Zeichnungen der Reifezeit, 1900— 
1918» im Graphischen Kabinett abgeschlossen werden. 
Das ausnahmslos positive Echo ermuntert uns, ab Früh- 
jahr 1993 auch den dritten und voraussichtlich letzten Teil 
mit rund 650 Blättern in Angriff zu nehmen, so dass Ende 
1994 der gesamte Bestand von 1500 Hodler-Zeichnungen 
in unserem Besitz restauriert, photographiert, passepartou- 
riert und wissenschaftlich bearbeitet sein wird. Ein solches 
Unternehmen wäre undenkbar ohne die bewährte Zusam- 
menarbeit zwischen den Institutionen — dem Kunsthaus 
Zürich, dem Schweizerischen Institut für Kunstwissen- 
schaft und der Pro Helvetia —, zwischen technischen und 
wissenschaftlichen MitareiterInnen, zwischen Bibliothek 
und Graphischer Sammlung, zwischen AutorInnen und 
Druckerei.
	        
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