ZÜRCHER KUNSTGESELLSCHAFT
Am 15. Juni 1992 starb Herr David M. Koetser.
Geboren am 28. April 1908, verbrachte David Koetser
zusammen mit drei Geschwistern seine Jugendzeit in
Amsterdam, wo seine Eltern, ursprünglich beide künstle-
risch tätig, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges
einen Kunsthandel mit Altmeister-Gemälden eröffneten.
1923 übersiedelte die Familie nach London, das sich in
jener Zeit immer mehr als Zentrum des Kunsthandels profi-
lierte. Nach vergleichsweise bescheidenen Anfängen in
London war David M. Koetser seit 1939 in New York tätig.
Seine Firma wurde zur gesuchten Adresse für erstklassige
Altmeister-Bilder. Die grössten Museen der Welt und die
bedeutendsten Privatsammler zählten zu seinen Kunden.
Gegen die Mitte der 60er Jahre dachte David Koetser seine
geschäftliche Karriere zu beenden, um sich in der Schweiz
eines geruhsameren Ruhestandes zu erfreuen. 1967 eröff-
nete er allerdings erneut eine Galerie an der Talstrasse ın
Zürich, die er bis vor wenigen Jahren wiederum äusserst
erfolgreich geführt hat.
Im Laufe der Jahre haben Betty und David Koetser
behutsam, intelligent und sehr konsequent voranschrei-
tend eine überaus beachtliche Sammlung von Altmeister-
Gemälden angelegt; eine Sammlung, die, obwohl sie die
Malerei aus vier Jahrhunderten nördlich und südlich der
Alpen umfasst, von staunenswerter innerer Kohärenz
erfüllt ist. Für diese Kohärenz können als Stichworte
genannt werden: Das Streben nach höchster Qualität, aber
ebensosehr auch das sinnvolle Nebeneinander von
Bildern, die aufeinander Bezug nehmen und sich gegen-
seitig erklären. Die Absicht, dieses so stimmige Ensemble
langfristig zu sichern, führte 1975 zur Errichtung der Betty
und David M. Koetser-Stiftung mit Sitz im Kunsthaus
Zürich. In den ersten Jahren nach Gründung der Stiftung
wurde jeweils jährlich ein Bild in die Sammlung aufge-
nommen. 1986 entschlossen sich die Stifter, den grössten
Teil ihrer privaten Sammlung definitiv ins Eigentum der
Stiftung zu übertragen. Dieser überaus hochherzige Akt
war und ist für das Kunsthaus, die Stadt Zürich und für
unser Land, das mit Altmeister-Sammlungen nicht eben
reich gesegnet ist, von hervorragender Bedeutung. Im
Kunsthaus stand die 1949 gegründete, rund 50 niederländi-
sche Gemälde des 17. Jahrhunderts umfassende Ruzicka-
Stiftung recht isoliert im Sammlungsganzen. Da sich die
Ruzicka-Stiftung und die Koetser-Stiftung aufs vortreff-
lichste ergänzen, kann nunmehr in Zürich ein Ensemble
von Altmeister-Gemälden gezeigt werden, das weit über
unsere Landesgrenzen hinaus Beachtung gefunden hat.
Am 31. Oktober 1992 verstarb Frau Getrud Ruzicka-
Frei, die als zweite Gattin des Gründers der soeben
erwähnten Ruzicka-Stiftung das Präsidium derselben inne-
gehabt hat. Frau Ruzicka hat sich stets engagiert und diskrei
um die künstlerische Hinterlassenschaft ihres im Sep-
tember 1976 verstorbenen Gatten gekümmert.
Bereits zu Beginn des Jahres, am 18. Januar 1992.
verstarb Herr A. Rütschi, der als Testamentsvollstrecke:
seines Vaters, des Gründers der Vereinigung Zürcher Kunst:
freunde, mit dem Kunsthaus stets verbunden geblieben
war.
Generalversammlung
Die 97. ordentliche Generalversammlung fand am Mon:
tag, 25. Mai statt. Der Jahresbericht wurde mit einer
Stimmenthaltung genehmigt; die Rechnung wurde ein-
stimmig angenommen. Im Anschluss an die General
versammlung sprachen der Direktor und Dr. Harald
Szeemann über die am 12. Mai geschenkte Skulptur
«Olivestone» von Joseph Beuys; der Aperitif wurde
ausnahmsweise mit einer Besichtigung dieses Werkes im
Neubau 1. Stock verbunden.
Vorstand und Kommissionen
Mit dem Rücktritt von Herrn Stadtrat Dr. Jürg Kaufmann
aus der städtischen Exekutive legte er auch das Amt als
Vorstandsmitglied der Zürcher Kunstgesellschaft nieder,
Mit Beschluss von 23. Dezember 1992 wählte der Stadtrat