AUSSTELLUNGEN
Aus den Schatzkammern Eurasiens
Die Ausstellung «Aus den Schatzkammern Eurasiens» ver-
einigte rund 170 antike Meisterwerke aus den Museen
mehrerer Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Die
unglaublich dichte Reihe von Spitzenwerken der antiken
Kleinkunst wurde durch den Genfer Sammler George
Ortiz zusammengestellt, der seine eigene hochbedeutende
Antikensammlung der Staatlichen Hermitage in St. Peters-
burg und dem Puschkin-Museum in Moskau zur Ausstel-
lung zur Verfügung stellte. Im Zentrum der Ausstellung
stand der Kulturraum rund um das Schwarze Meer, mit
andern Worten, das Zusammentreffen der griechischen
Kunst mit derjenigen der eurasischen Steppenvölker, insbe-
sondere der Skyten. Noch nie war in einer Ausstellung in
Europa das Skytengold so repräsentativ zu sehen wie in
dieser Ausstellung. Neben diesen weltbekannten Gold-
schmiedearbeiten wurden auch weniger bekannte, jedoch
nicht minder bedeutende Kulturen vorgestellt: besondere
Beachtung fanden die erst kürzlich gefundenen goldenen,
reich mit Steinen besetzten Grabbeigaben sarmatischer
Provenienz.
Es war das Ziel der Ausstellung, sämtliche Exponate als
Kunstwerke von höchstem Rang und nicht als archäo-
logische Belegstücke für die jeweilige Kultur zu präsen-
tieren. Das weitgespannte Konzept, das eine Vielzahl von
Kulturen umfasste, stellte an die Vorstellungskraft des
Publikums recht hohe Anforderungen, weshalb der Ausstel-
lung vielleicht ein durchschlagender Erfolg versagt wurde.
Eines lebhafteren Zuspruches erfreute sich die Veranstal-
tung in Japan, wo sie vom Museum Kyoto übernommen
wurde.
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Die Nabis - Propheten der Moderne
Nachdem diese internationale Künstlergruppe aus dem
Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor genau dreissig
Jahren zum letzten Mal ausgestellt worden war, hatte sich
unsere 284 Exponate umfassende Präsentation zum Ziel]
gesetzt, die Konturen dieses schwer fassbaren Freund-
schaftsbundes anhand sorgfältig ausgewählter Werke inner-
halb seiner vielfältigen Tätigkeitsbereiche deutlicher her-
auszuschälen. Ermöglicht wurde das unter anderem durch
zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz, die noch nie oder
selten gezeigt worden sind. Eine Entdeckung war beispiels-
weise das grösstenteils unbekannte und zum ersten Mal in
einem solchen Umfang präsentierte Frühwerk von
K.-X. Roussel, überraschend ebenfalls das malerische Früh-
werk Maillols. Der Ungar Rippl-Rönai, der noch nie mit
einer so umfangreichen Werkgruppe im Zusammenhang
mit den Nabis vorgestellt worden war, wies auf die interna-
tionalen Verflechtungen der Gruppe hin. Desgleichen der
Schweizer Vallotton, von dem wir einige Werke zeigen
konnten, die man in den letzten Ausstellungen nicht
gesehen hat, beispielsweise das bedeutende Triptychon «Le
Bon March€» von 1898. Auch bei Bonnard und Vuillard,
auf denen als den beiden wichtigsten Künstlern das
Schwergewicht unserer Ausstellung lag, gab es zahlreiche
Entdeckungen zu machen.
Für die Nabis-Künstler war das Leben im modernen
Paris zu einem der wichtigsten Themen geworden. Es
gelang ihnen in anderer Weise als den Impressionisten, den
vibrierenden Rhythmus der sich rasant verändernden
Grossstadt in ausschnitthaften Momentaufnahmen einzu-
fangen. Ihre intimen Interieurs dagegen sind erfüllt von
einer geheimnishaften Atmosphäre, in der — ganz ım Sinne
des Symbolismus — Dinge evoziert werden, um einen seeli-
schen Zustand aufzuspüren. In Anbetracht dessen, dass
zwischen dem Fin de siecle und unserem Jahrhundertende
manche Parallelen bestehen, gewannen die Künstler eine
erstaunliche Aktualität. Nach Themen gegliedert, führte
die Ausstellung auch vor Augen, dass die Nabis neben den
intimen Staffeleibildern grossformatige Innenraumdekora-
tionen für den Zusammenhang mit einer Architektur
gemalt hatten. In diese Vorstellungen eines «Gesamtkunst-
werks» gehörten ebenfalls ihre Werke der angewandten