Volltext: Jahresbericht 1993 (1993)

Alex Sadkowsky 
Die erste «Museumsausstellung» des in den sechziger 
Jahren als genialischer Maler-Poet verehrten Alex Sad- 
kowsky in seiner «Heimatstadt» war weniger eine Retro- 
spektive als vielmehr ein Querschnitt durch sein Schaffen 
seit 1986. Dabei dominieren grossformatige Bilder (bis 
3 x 3 m), in denen sich Sadkowskys «ewiges» Bild Vokabular 
auftürmt. Im Zentrum der Ausstellung standen Bildreihen 
schreiender, grimassierender Gesichter in greller Farbigkeit 
und karikaturhafter Überzeichnung («Canto I-IV»), an 
den Wänden kontrastiert von linearen Portraitzeich- 
nungen des Freundeskreises und von Künstlern. So begeg- 
neten sich die Anonymität und die Individualität in ganz 
verschiedener Gestalt. In den hinteren Ausstellungssälen 
wurde einerseits auf die Vielfalt und Virtuosität des Zeich- 
ners und Radierers hingewiesen, im grösseren Saal versam- 
melten sich die neuen, teils entleerten Bild-Erzählungen zu 
einem schönen Einstieg in Sadkowskys Kosmos. Ein paar 
eingestreute Werke der sechziger Jahre konnten allerdings 
andeuten, dass eine Retrospektive gezeigt hätte, wie sehr 
der Künstler den Fundus dieser innovativen Jahre abwan- 
delt. Lesungen und Filmvorführungen vervollständigten 
das Gesamtbild des «Künstlers als Poet». Im Katalog 
gingen Silvio Blatter und Fritz Billeter Sadkowskys Schatz 
an Bildmetaphern nach, der seine Faszination für ein zahl- 
teiches Zürcher Publikum nicht verloren hat. GM 
AUSSTELLUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN 
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE 
In die Felsen bohren sich Zikadenstimmen - zeitgenössische 
jabanische Photoorabhie 
Äusserer Anlass zu dieser Ausstellung waren die städtischen 
Festwochen «Japan in Zürich». Ein Augenschein in Tokio 
im Herbst 1992 bestätigte die Vitalität und grosse formale 
Könnerschaft einer jüngeren Generation von japanischen 
Photographinnen und Photographen, und so entstand das 
Konzept der Ausstellung: nicht einen Querschnitt durch 
das photographische Schaffen der frühen neunziger Jahre 
zu zeigen oder gar eine Auswahl nach thematischen 
Gesichtspunkten vorzunehmen, sondern 10 Photogra- 
phinnen und Photographen mit je einer in sich geschlos- 
senen Arbeit vorzustellen. 
Zehn Photographinnen und Photographen, davon 
einige in Fachkreisen berühmt (etwa der Älteste unter 
ihnen, der 1940 geborene Nobuyoshi Araki), andere auch in 
Japan unbekannt (wie die Jüngste unter den Ausgewählten, 
Chie Yasuda, 1962 geboren). 
Auch wenn einige Arbeiten vorher schon inner- oder 
ausserhalb Japans gezeigt worden waren, meist in Galerien 
oder Kabinetten von Museen — in dieser Zusammenstel- 
lung traten die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler 
erstmals miteinander in einen Dialog. Die Ausstellung war 
so konzipiert, dass jede Werkgruppe ihr eigenes Kabinett 
hatte, aber untereinander in Sichtverbindung stand. Der 
Titel der Ausstellung unterstrich das für alle Arbeiten cha- 
rakteristische Nebeneinander von sanft und aggressiv, laut 
und leise. Ein bei Lars Müller erschienener Katalog mit 
Texten von Gertrud Koch und Masafumi Fukagawa unter- 
nimmt die Situierung dieser 10 Arbeiten im Kontext japani- 
scher Ästhetik und Photographiegeschichte. DS 
Die Indianer Nordamerikas 
Nach zahlreichen Verschiebungen konnte mit dieser Aus- 
stellung endlich ein spannendes Doppelprojekt des Kunst- 
hauses und der Stiftung für die Photographie realisiert 
werden: nämlich zwei, im Abstand von beinahe hundert 
Jahren entstandene Dokumentationen über das Leben der 
nordamerikanischen Indianer zusammen auszustellen. 
Karl Bodmers Zeichnungen, entstanden auf einer Reise 
1832-34, wurden in handkolorierten Kupferstichen 1839— 
41 erstmals vorgelegt und sind heute durch eine prächtige 
Neuedition wieder besser zugänglich geworden. Dies 
ermöglichte eine Gegenüberstellung mit den einmaligen 
Photographien des Indianer-Ethnographen Edward 
S. Curtis (1868-1952). Nach geographischen Zonen ge- 
ordnet, gruppierten sich in zwei der drei Erdgeschoss- 
räumen 150 heliographierte Photographien, eine Auswahl 
des aus weit über 40 000 Aufnahmen bestehenden. monu-
	        
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