Alex Sadkowsky
Die erste «Museumsausstellung» des in den sechziger
Jahren als genialischer Maler-Poet verehrten Alex Sad-
kowsky in seiner «Heimatstadt» war weniger eine Retro-
spektive als vielmehr ein Querschnitt durch sein Schaffen
seit 1986. Dabei dominieren grossformatige Bilder (bis
3 x 3 m), in denen sich Sadkowskys «ewiges» Bild Vokabular
auftürmt. Im Zentrum der Ausstellung standen Bildreihen
schreiender, grimassierender Gesichter in greller Farbigkeit
und karikaturhafter Überzeichnung («Canto I-IV»), an
den Wänden kontrastiert von linearen Portraitzeich-
nungen des Freundeskreises und von Künstlern. So begeg-
neten sich die Anonymität und die Individualität in ganz
verschiedener Gestalt. In den hinteren Ausstellungssälen
wurde einerseits auf die Vielfalt und Virtuosität des Zeich-
ners und Radierers hingewiesen, im grösseren Saal versam-
melten sich die neuen, teils entleerten Bild-Erzählungen zu
einem schönen Einstieg in Sadkowskys Kosmos. Ein paar
eingestreute Werke der sechziger Jahre konnten allerdings
andeuten, dass eine Retrospektive gezeigt hätte, wie sehr
der Künstler den Fundus dieser innovativen Jahre abwan-
delt. Lesungen und Filmvorführungen vervollständigten
das Gesamtbild des «Künstlers als Poet». Im Katalog
gingen Silvio Blatter und Fritz Billeter Sadkowskys Schatz
an Bildmetaphern nach, der seine Faszination für ein zahl-
teiches Zürcher Publikum nicht verloren hat. GM
AUSSTELLUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE
In die Felsen bohren sich Zikadenstimmen - zeitgenössische
jabanische Photoorabhie
Äusserer Anlass zu dieser Ausstellung waren die städtischen
Festwochen «Japan in Zürich». Ein Augenschein in Tokio
im Herbst 1992 bestätigte die Vitalität und grosse formale
Könnerschaft einer jüngeren Generation von japanischen
Photographinnen und Photographen, und so entstand das
Konzept der Ausstellung: nicht einen Querschnitt durch
das photographische Schaffen der frühen neunziger Jahre
zu zeigen oder gar eine Auswahl nach thematischen
Gesichtspunkten vorzunehmen, sondern 10 Photogra-
phinnen und Photographen mit je einer in sich geschlos-
senen Arbeit vorzustellen.
Zehn Photographinnen und Photographen, davon
einige in Fachkreisen berühmt (etwa der Älteste unter
ihnen, der 1940 geborene Nobuyoshi Araki), andere auch in
Japan unbekannt (wie die Jüngste unter den Ausgewählten,
Chie Yasuda, 1962 geboren).
Auch wenn einige Arbeiten vorher schon inner- oder
ausserhalb Japans gezeigt worden waren, meist in Galerien
oder Kabinetten von Museen — in dieser Zusammenstel-
lung traten die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler
erstmals miteinander in einen Dialog. Die Ausstellung war
so konzipiert, dass jede Werkgruppe ihr eigenes Kabinett
hatte, aber untereinander in Sichtverbindung stand. Der
Titel der Ausstellung unterstrich das für alle Arbeiten cha-
rakteristische Nebeneinander von sanft und aggressiv, laut
und leise. Ein bei Lars Müller erschienener Katalog mit
Texten von Gertrud Koch und Masafumi Fukagawa unter-
nimmt die Situierung dieser 10 Arbeiten im Kontext japani-
scher Ästhetik und Photographiegeschichte. DS
Die Indianer Nordamerikas
Nach zahlreichen Verschiebungen konnte mit dieser Aus-
stellung endlich ein spannendes Doppelprojekt des Kunst-
hauses und der Stiftung für die Photographie realisiert
werden: nämlich zwei, im Abstand von beinahe hundert
Jahren entstandene Dokumentationen über das Leben der
nordamerikanischen Indianer zusammen auszustellen.
Karl Bodmers Zeichnungen, entstanden auf einer Reise
1832-34, wurden in handkolorierten Kupferstichen 1839—
41 erstmals vorgelegt und sind heute durch eine prächtige
Neuedition wieder besser zugänglich geworden. Dies
ermöglichte eine Gegenüberstellung mit den einmaligen
Photographien des Indianer-Ethnographen Edward
S. Curtis (1868-1952). Nach geographischen Zonen ge-
ordnet, gruppierten sich in zwei der drei Erdgeschoss-
räumen 150 heliographierte Photographien, eine Auswahl
des aus weit über 40 000 Aufnahmen bestehenden. monu-