Volltext: Jahresbericht 1993 (1993)

witch. Im letzten Jahr hatten wir eine Tuschzeichnung von 
Gerhard Richter erworben, in die er als gegenständliches 
Element eine Kugel eingebracht hatte, ähnlich der, wie sie 
in seiner Ausstellung im Nietzsche-Haus in Sils-Maria im 
Schlafzimmer des Philosophen niedergelegt worden war. 
In derselben Ausstellung hatte Richter übermalte Farbpho- 
tographien gezeigt, die während seiner regelmässigen Sils- 
Aufenthalte entstehen und zum Teil in seinen Bilder- 
fundus «Atlas» integriert werden. Wir konnten zu der 
bereits in unserem Bestand befindlichen Werkgruppe von 
Richter zwei solcher Bilder hinzukaufen, in denen sich 
zwei Realitätsebenen überlagern — die der realistischen 
Photographie und die der abstrakten Malerei. 
Aus der 12teiligen grossformatigen Holzschnittserie 
«The Collinasca Cycle» von David Rabinowitch haben wir 
die schwarze Dreierreihe erworben (Abb. 22 —eine weitere 
Dreierreihe wird vom Kunstmuseum St. Gallen gekauft 
und eine Sechserreihe von einem Privatsammler in Zürich, 
so dass in der Schweiz eine vollständige Serie vorhanden 
sein wird). Der Zyklus steht in engem Zusammenhang mit 
den seit 1975 entstandenen Wandkonstruktionen von 
David Rabinowitch, den sogenannten «Tyndale Construc- 
tions», ganz speziell mit der für das Haus Weitmar in 
Bochum 1985—89 ausgeführten «Sculpture Bud Powell and 
Coleman Hawkins» und mit der 1988 realisierten «Sculp- 
ture for Max Imdahl». In diesen Stuck-Mauerwerk-Instal- 
lationen wurden in die auf Wände aufgebrachten Gips- 
flächen verschieden stark eingeschnittene, in die Tiefe 
weisende Ringe graviert. In unseren grossformatigen Blät- 
tern, die den einzelnen Wandpaneelen entsprechen, wird 
ebenfalls das Thema des Kreises — vom leeren, halb oder 
ganz gefüllten Einzelkreis bis zu den konzentrischen 
Mehrfachkreisen — in vielfachen Form- und Farbvaria- 
tionen abgehandelt. 
Unsere Videosammlung ist inzwischen auf 370 Bänder 
angewachsen. Wir haben in diesem Jahr vor allem einige 
ältere Tapes von Künstlern anschaffen können, die in 
unserer Videothek seit längerem vertreten sind, wie John 
Baldessari, Gary Hill, Marcel Odenbach, Tony Oursler, 
John Sanborn oder Bill Viola. Die grosse Nachfrage der 
Videointeressierten steht nur zum Teil in Zusammenhang 
mit den im kleinen Vortragssaal veranstalteten Videopro- 
Brammen «A Critic’s choice» von Robert Fischer und 
«Neues britisches Video» von Hanspeter Ammann. Um 
den ständig anwachsenden Anfragen gerecht zu werden, 
planen wir für das nächste Jahr die Publikation eines 
Sammlungskataloges, der zugleich eine Geschichte der 
Videokunst darstellt, da unsere Videosammlung einen 
repräsentativen Überblick über die Entwicklung dieses 
künstlerischen Mediums von seinen Anfängen bis heute 
zu geben vermag. UP 
WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG UND 
KONSERVIERUNG 
Hier standen weiterhin die bereits genannten, sehr 
umfangreichen Bestände von Hodler-Zeichnungen und 
Dada-Dokumenten im Vordergrund. Der verdienstvollen 
Trippel-Ausstellung in Schaffhausen verdanken wir die 
Transkription der 313 Briefe aus unserem Trippel-Archiv 
durch Frau Erika Seeger (Staatsarchiv Schaffhausen). 
Gleichzeitig wurde in Zusammenarbeit mit der Zentralbi- 
bliothek Zürich ein Konzept für die Konservierung der 
alten Handschriften ausgearbeitet und bei den Briefen 
Irippels erstmals angewendet. An die Glarner-Ausstellung 
in Lugano und im Haus für konstruktive und konkrete 
Kunst in Zürich wurden neben 65 Zeichnungen auch 123 
Dokumente ausgeliehen, die zunächst systematisch erfasst 
werden mussten; es ist zu hoffen, dass dieser Nachlass bald 
vollständig bearbeitet werden kann. Allgemein wurde im 
Berichtsjahr unser Team durch die ungewöhnlich zahlrei- 
chen Leihgaben ausserordentlich beansprucht. Aus dem 
Perrottet-Archiv wurden 111 Blätter von Rudolf von Laban, 
Susanne Perrottet, Mary Wigman und Maja Lederer als 
eigenwertige Zeichnungen montiert. Vor allem die Körper- 
Raum-Diagramme des weltberühmten, zeitweise in Zürich 
wirkenden Tanzmeisters aus den dreissiger Jahren wirken 
wie abstrakte Kompositionen, deren Umsetzung im Tanz 
auch Laien zu einem neuen Raumverständnis führen 
kann. 
Mehrere Veranstaltungen des Kunsthauses konnten mit 
Werken aus der Graphischen Sammlung wirkungsvoll 
unterstützt werden, so die «Indianer Nordamerikas» mit 
einem Aquarell von Friedrich Kurz, der Vortrag von Jürg
	        
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