Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

WALTER DE MARIA 
THE 2000 SCULPTURE 
Nur zwei Jahre sind es her, dass «The 2000 Sculpture» im 
Kunsthaus ausgelegt war. Das Werk beeindruckte ein paar 
Kunstliebhaber derart, dass am 12. April 1994 vor allem 
dank der Initiative des Präsidenten unserer Gesellschaft, 
Herrn Dr. Thomas Bechtler, die «The 2000 Sculpture»- 
Foundation gegründet werden konnte. Vorrangiges Ziel 
der Stiftung ist, das grossartige Werk für immer dem 
Kunsthaus zu erhalten, da unsere Institution die Mittel 
für einen Ankauf nicht aus eigener Kraft aufbringen kann, 
sich jedoch mit einem aus dem Sammlungsetat bestritte- 
nen, angemessenen Beitrag beteiligt. Der «The 2000 
Sculpture»-Stiftung gehören an: Thomas Bechtler, Felix 
Baumann, Cristina Bechtler, Hans-Peter Karlen, Walter 
De Maria, Franz Meyer und Harald Szeeman. 
Was zuerst als Handicap wirkte - die Unmöglichkeit, 
das Werk permanent in der Sammlung zu zeigen —-, wird 
von der Stiftung als Chance erkannt: «Es ist beabsichtigt, 
“The 2000 Sculpture» periodisch im Kunsthaus Zürich zu 
zeigen sowie als Leihgabe an verschiedenen Orten rund 
um die Welt.» 
Zum Werk und seiner Bedeutung ist viel geschrieben 
worden. Im Jahresbericht 1992 stand zu lesen: «Der 
Wunschtraum des «Musee mis ä nu» zieht sich wie ein 
roter Faden durch die grossen Einzelausstellungen zeit- 
genössischer Künstler, die unsern grossen Saal im Rein- 
zustand als Raum für ihre Präsentationen einsetzen. Nach 
Mario Merz, Richard Serra nun der 1935 in Kalifornien 
geborene, seit 1960 in New York lebende Walter De Maria, 
Schöpfer des «Erdkilometers>», des «Lightning Fields» in 
der Wüste von Neu-Mexiko. 
Nach zehn Jahren Vorbereitungszeit konnte diese gröss- 
te Bodenskulptur, das skulpturale Feld «The 2000 Sculp- 
ture> installiert, die 2000 Einzelskulpturen über 500 m? 
(10x50 m) ausgelegt werden. Sichtbar war das Opus nur 
Dei Tageslicht durch die freigelegten Oberlichter vom 
Morgen bis zum Einbruch der Dämmerung. Licht und 
Ausdehnung bewirkten, dass die Skulptur beim Betreten 
des Saals als Ganzes wahrgenommen wurde, als kompak- 
tes weisses Feld. Erst beim Nähertreten und Umwandern 
xonnte das schwebende Weiss, erzeugt durch die warme 
Helligkeit des verwendeten Materials Gips, in seinen 
Bestandteilen erfahren werden. Die Lektüre zeitigte ein 
‘ormales Grundraster von zwei Elementen gleichen Typs 
ın diagonaler Ausrichtung auf eine sich in der Perspektive 
verlierende Mitte hin, ein numerisches System durch den 
Wechsel der drei Grundelemente, fünf-, sieben- und neun- 
seitigen Barren oder Stäben von je 50 cm Länge und 12 cm 
Höhe. Der vom Künstler gewählte Rhythmus - 5/7/9/7/ 
5/7/9/7/5 — ist steigend-fallend-steigend-fallend. Dieses 
System und seine scheinbare Durchschaubarkeit lösten 
sich bei jedem Schritt in Licht- und Bewegungsschübe auf, 
suggerierte stets neue Deutungen und Korrespondenzen 
zu Musik, zu Architektur, zu Wissenschaft, zu Poesie. 
Das für eine zeitgenössische Ausstellung erstaunlich 
gut besuchte Ereignis sah die Betrachter auf dieses 
strahlend-verhaltene Kraftfeld mit Erstaunen, Neugierde, 
ja mit Andacht eingehen. «Energie des Unendlichen;, 
‚Sinfonie in Weiss», «Eine Bodenskulptur voller Musik», 
«Diffuse Lichtfülle — Reichtum in der Stille», «Eine Parti- 
tur von Licht und Reinheit», «Hochspannung im Kunst- 
haus», «Sintflut der Stille», «Göttliche Signalsprache», 
«Helligkeit und Transparenz» kündeten die Titel der 
Ausstellungsbesprechungen dieser Weltpremiere.» 
Das nächste Rendez-vous mit «The 2000 Sculpture» im 
Kunsthaus fällt - wie könnte es anders sein - in den Über- 
gang vom zweiten ins dritte Jahrtausend, von Ende 1999 
bis Frühjahr 2000. «Walter De Maria hofft, mit «The 2000 
Sculpture>» eines der grossen Werke unseres Jahrhunderts 
geschaffen zu haben, das über das Schicksaljahr 2000 hin- 
aus wirken soll. Kontinuität ist Leben und Überleben.» 
Das waren 1992 die Schlussätze im Ausstellungskatalog. 
Erneut zeigt sich an «The 2000 Sculpture» die vom Kunst- 
aaus gepflegte, intensive Wechselwirkung zwischen Aus- 
stellung und Sammlung. 
Harald Szeemann 
3ips und Hydrocal, 800 fünfseitig-polygonale Elemente: @ 12 cm, Länge 50cm, 
300 siebenseitig-polygonale Elemente: © 11,9 cm, Länge 50 cm, 400 neunseitig- 
jolygonale Elemente: © 11.8 cm, Länge 50cm.
	        
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