Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

ter in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen und 
übergreifende Bildideen zum Ausdruck bringen, wie in 
den Mappenwerken von Jonathan Borofsky, Francesco 
Clemente, Enzo Cucchi, Hanne Darboven, Felix Droese, 
Gustav Kluge, Barbara Kruger, Urs Lüthi, A. R. Penck 
oder auch in denen der Zürcher Konkreten Max Bill, 
Camille Graeser, Verena Loewensberg und Richard Paul 
Lohse. 
Künstler wie Gerhard Richter oder Sigmar Polke arbei- 
ten weiterhin mit photomechanischen Verfahren, wie 
Heliogravüre, Offset oder Lichtdruck. Richter vor allem, 
von dem wir über eine umfangreiche Gruppe graphischer 
Arbeiten verfügen, fand damit ein adäquates Mittel für 
sein auch in der Malerei verfolgtes Bestreben, das «Hand- 
schriftliche» und die subjektive Geste auszuschalten und 
das «Objektive» und «Anonyme» zur Darstellung zu brin- 
gen. Allerdings bewirken sehr freie künstlerische Manipu- 
lationen die Verwandlungen der Vorlage, beispielsweise 
führt die Montage verschiedener Photos oder ihre 
Umkehrung zu den vom Betrachter bewusst erlebten 
«Störungen». Die Druckgraphik ergänzen Zeichnungen 
und übermalte Photographien, in denen sich zwei Rea- 
litätsebenen — die der realistischen Photographie und die 
der abstrakten Malerei — überlagern. Auch die Editionen 
von Marcel Broodthaers, die aus den Jahren 1964 bis 1975 
datieren, wurden im Sieb-, Buch- oder Photodruckverfah- 
ren hergestellt und umfassen ausser den druckgraphischen 
Blättern eine bedruckte Photoleinwand, einen Film und 
eine Flasche mit dem Titel «Le manuscrit trouve dans une 
bouteille». Für ihn waren dies adäquate Medien, ging es 
doch in seinem vielfältigen Schaffen um Wort und Bild, 
um die Reproduktion und ihre Veränderung und um die 
Austauschbarkeit von Wörtern, Bildern und Zeichen. In 
den Editionen von Joseph Beuys, von denen wir noch vor 
seinem Tod eine kleinere Gruppe erstehen konnten, unter 
anderem die «Schautafeln für den Unterricht» von 1971, 
ging es ebenfalls nicht um Originalgraphik im konventio- 
nellen Sinn, für Beuys waren sie aber in dieser Form sehr 
wichtig, da er in ihnen Vehikel zur Verbreitung seiner 
Ideen sah. 
Sammelte man früher Bücher mit Originalgraphik, 
unter denen bei uns die illustrierten Bücher von Emile 
Bernard, Pierre Bonnard, Edgar Degas und Pablo Picasso 
herausragen, gibt es seit den sechziger Jahren die soge- 
nannten «Artist books», das heisst Bücher mit Original- 
beiträgen von Künstlern, die im Sinne der Konzeptkunst 
primär-künstlerischen Charakter haben, ohne dass sie 
unbedingt Originalgraphik enthalten müssen. Für viele 
Künstler ist das «Artist book» ein in sich geschlossenes 
Werk, das ihren übrigen Arbeiten gleichwertig ist. Sie 
schätzen es darüber hinaus wegen seiner grossen Verbrei- 
tung und seinem niedrigen Preis, durch den es vielen 
zugänglich gemacht werden kann. Wir haben im Laufe 
der Zeit einen ausserordentlich grossen Bestand dieser 
Gattung zusammengetragen. 
Unter Aufnahme einer alten Tradition hat das Kunst- 
haus zum 200-Jahr-Jubiläum der Zürcher Kunstgesell- 
schaft 1987 eine Graphikmappe mit Druckgraphiken von 
sieben Schweizer Künstlern herausgegeben. Unsere Kas- 
sette enthält folgende Blätter: eine Farbradierung von 
Martin Disler, einen Linolschnitt von Peter Emch, eine 
Radierung von Barbara He&, einen Holzschnitt von Josef 
Felix Müller, eine Farbradierung von Markus Raetz, eine 
Farbradierung von Klaudia Schifferle und eine Farblitho- 
graphie von Rolf Winnewisser. Zu unserer grossen Freude 
war die Edition in kurzer Zeit vergriffen. 
Schenkungen 
Zwischen Erwerbungen und Schenkungen besteht ein 
sinnvoller Zusammenhang, sie bedingen sich gegenseitig. 
Wir durften in den letzten 20 Jahren sehr viele Geschenke 
und ausserordentliche Nachlässe entgegennehmen, von 
denen hier nur die allerwichtigsten erwähnt seien. 1977 
schenkte uns Frau Frida Richter 31 Zeichnungen von 
Hans Richter, die fast ausschliesslich aus seiner Dada-Zeit 
stammen? 1979 kam das Legat Louise Glarner mit dem 
Nachlass von Fritz Glarner dazu, der zusammen mit 
Gemälden, Dokumenten, Photographien und Publikatio- 
nen 370 Zeichnungen und 15 Skizzenbücher umfasst”. 
1981 erhielten wir von Frau Madeleine Kemeny eine 
Gruppe von 92 Zeichnungen von Zoltan Kemeny, die 
eine Reihe von Ideenskizzen und Studienblättern sowie 
grossformatige Zeichnungen umfasst, welche in direktem 
Zusammenhang mit seinen Metallreliefs stehen. 1983 
kam eine umfangreiche Ex Libris-Sammlung von Herrn
	        
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