Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

phischen Werken in den letzten Jahren sehr zugenommen 
hat, hat die Beanspruchung der Blätter durch Leihgaben 
für Ausstellungen, Photoaufträge und durch die Ausleihe 
an Besucher zu Studienzwecken im Lesesaal Abnutzungs- 
erscheinungen zur Folge. Viele Blätter haben auch durch 
die jahrelange Aufbewahrung in den nichtklimatisierten 
Räumen des Altbaus gelitten. Trotz der Klimaanlage im 
Neubau machen sich Umwelteinflüsse, vor allem in der 
Versäuerung des Papiers, bemerkbar. Allein die Ausleihe 
an Museen bringt die Blätter mit anderen Umweltbedin- 
gungen in Berührung, die sich im Papier oft sichtbar nie- 
derschlagen. Die konservatorische Betreuung durch 
Papierrestauratoren und Buchbinder erweist sich als 
dringliche Daueraufgabe. In Zusammenarbeit mit der aus- 
wärtigen Papierrestauratorin, Frau Bürki in Bern, konnte 
man die Altmeisterzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhun- 
derts restaurieren, neu montieren und diesen «alten 
Bestand» mit neuen Nummern inventarisieren. Eine 
besonders intensive Aufgabe war es, unsere umfangrei- 
chen Hodler-Bestände zu bearbeiten, die neben den 
Füssli-Zeichnungen einen der Schwerpunkte der Graphi- 
schen Sammlung bilden. Die Erschliessung der 1506 
Zeichnungen haben wir mit einem dreiteiligen Ausstel- 
lungszyklus verbunden, zu dem bereits zwei Sammlungs- 
hefte mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Werke 
durch Bernhard von Waldkirch, dem wissenschaftlichen 
Mitarbeiter der Graphischen Sammlung, erschienen sind 
und das dritte in Arbeit ist‘. 
Videosammlung 
1979 haben wir Video als neues künstlerisches Medium in 
unsere Ausstellungs- und Sammlungspolitik aufgenom- 
men. Im Zusammenhang mit regelmässig veranstalteten 
Videozyklen, in denen jeweils ein Überblick über die 
Videoproduktion eines Landes oder einzelner Künstler 
gezeigt wurde oder thematisch gegliederte Programme 
und neue Bewegungen vorgestellt wurden, haben wir eine 
Videothek aufgebaut, die inzwischen mit ihren 470 Bän- 
dern eine der grössten in Europa darstellt. Die Video- 
sammlung, die sich einer lebhaften Nachfrage erfreut, ist 
über den Katalog im Lesesaal zugänglich und steht den 
Besuchern während der Öffnungszeiten zur Verfügung. 
Die Bänder können entweder in der Bibliothek oder im 
kleinen Vortragssaal angeschaut werden. Die Sammlung 
umfasst zur Hauptsache Künstlervideos, das heisst Bän- 
der, in denen Künstler das Medium Video als Ausdrucks- 
mittel einsetzen. Die Videotechnik, das heisst die elektro- 
magnetische Aufzeichnung des Bildes und seine 
Wiedergabe auf dem Bildschirm, beschäftigt die Künstler 
heute wieder in verstärktem Masse. In den sechziger Jah- 
ren, in einer Zeit der Umstrukturierung der Kunst, als vor 
allem die Künstler der «Land-Art» und der «Concept-Art» 
die traditionellen Kunstformen ablehnten, bot sich Video 
als willkommenes Medium an, die neuen «Objekte» zu 
vermitteln und Ideen, Prozesse oder Gesten zu visualisie- 
ren. Auch eignet sich Video in besonderer Weise zur 
Selbstdarstellung und Selbstbefragung. Nach einer Phase 
nachlassenden Interesses hat die Videokunst seit Anfang 
der achtziger Jahre einen neuen, lebhaften Aufschwung 
genommen. Das steht in unmittelbarem Zusammenhang 
mit der Entwicklung der Computer-Technologie, die den 
Künstlern mit der digitalen Bildmanipulation und mit 
den elektronischen Schneidetechniken die Möglichkeit 
bietet, eine vorher nicht gekannte Präzision in der Zusam- 
menstellung von Bildsequenzen zu erzielen. Unsere 
Videosammlung bietet heute einen repräsentativen 
Überblick über die Entwicklung dieses künstlerischen 
Mediums von seinen Anfängen in den sechziger Jahren 
bis in unsere Gegenwart, beginnend mit der Pioniergene- 
ration von Vito Acconci, Bruce Nauman, Nam June Paik 
über Peter Campus, Bill Viola, Marcel Odenbach, Gary 
Hill bis zu der heutigen Generation der Alexander Hahn, 
Iony Oursler oder Sadie Benning. Der Sammlungskata- 
og, den wir in Arbeit haben, vermag deshalb zugleich 
eine Geschichte der Videokunst darzustellen. 
Bibliothek 
Die erste wichtige Entscheidung in der Bibliothek betraf 
die akzessorische Aufstellung der Bücher, das heisst die 
Aufstellung nach dem Prinzip des Numerus currens, was 
uns ermöglichte, die aufwendige Arbeit des Magazi- 
nierens und der Büchersuche zu vereinfachen. Dabei 
wurde die Systematik durch den neu erstellten, alphabe- 
tischen Schlagwortkatalog erschlossen. Dieses System bot
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.