Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

ZÜRCHER KUNSTGESELLSCHAFT 
Anfang Mai verlor die Zürcher Kunstgesellschaft zwei Per- 
sönlichkeiten, die während Jahrzehnten die Entwicklung 
unserer Gesellschaft aufs nachhaltigste geprägt haben. 
Am 2. Mai verstarb Dr. Willy Rotzler, der unsere Aus- 
stellungskommission, der er als Mitglied seit 1969 
angehört hatte, von 1978 bis 1985 präsidierte und gleich- 
zeitig auch Vorstandsmitglied war. Für die Direktion des 
Kunsthauses war er stets ein überaus anregender 
Gesprächspartner von höchster fachlicher Kompetenz. Er 
hat sein weitverzweigtes Beziehungsnetz nicht nur zu 
Gunsten des Kunsthauses eingesetzt, sondern hat die Kul- 
turpolitik Zürichs, aber auch der Schweiz in zahlreichen 
Gremien mitgeprägt. 
Wenige Tage später verschied kurz nach seinem 89. 
Geburtstag Dr. Walter Bechtler. Die Erwähnung seiner 
Tätigkeit in unseren Gremien - er war von 1957 bis 1972 
Mitglied der Ausstellungskommission, Gründungsmit- 
glied der Alberto Giacometti-Stiftung und gehörte 
während langen Jahren dem Vorstand der Vereinigung 
Zürcher Kunstfreunde an - zeigt nur zu einem kleineren 
Teil die freundschaftliche Beziehung des Verstorbenen zu 
unserem Hause. Was Walter Bechtler mit dem Kunsthaus 
verband, war nicht eine offizielle Ämterkarriere; seine 
Verdienste um das Kunstleben in Zürich hat er nicht in 
dieser Hinsicht instrumentalisiert. Sein sehr persönlich 
geprägtes Interesse für moderne Kunst, sein diesbezügli- 
ches Wissen und sein Instinkt verbanden sich mit einem 
kontaktfreudigen Charakter, wovon nicht nur Junge 
Künstler, sondern auch Sammlerfreunde und vor allem 
die Kreise rund um das Kunsthaus in hohem Masse pro- 
fitieren konnten. Ohne das Wirken von Walter Bechtler 
wäre der öffentliche Kunstbesitz unserer Stadt spürbar 
bescheidener. Durch die Errichtung der Walter Bechtler- 
Stiftung für Moderne Plastik konnte eine bedeutende 
Reihe von hervorragenden Kunstwerken auf öffentlichem 
Grund plaziert werden. 
Am 25. September verstarb Dr. Karl Binding, der mit 
der von ihm und seiner Gattin gegründeten Sophie und 
Karl Binding-Stiftung das Kunsthaus wiederholt unter- 
stützt hatte. 
Der Tod von Max Bill kurz vor Weihnachten bedeute- 
:e auch für das Kunsthaus einen grossen Verlust. Beson- 
ders schmerzlich ist‘'die Tatsache, dass die im letzten Jahr 
mit ihm vorbesprochene Ausstellung «Bill zeigt Bill» nun 
nicht mehr in dieser Form realisiert werden kann. Max 
Bill gehörte unserer Sammlungskommission von 1966 bis 
1972 an, nahm aber stets regen Anteil an der Entwicklung 
des Kunsthauses, das ihn 1968 mit einer grossen Ausstel- 
lung ehrte. Eine letzte kleinere Ausstellung konnte aus 
Anlass seines 80. Geburtstages 1988 gezeigt werden. Max 
Bill hat zudem die Ausstellungen von Kupka (1976) und 
Vantongerloo (1981) im Kunsthaus eingerichtet.
	        
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