Full text: Jahresbericht 1995 (1995)

erfassen: Der in diesem Jahr 70jährige Schotte Ian Hamil- 
ton Finlay hat über die Poesie zur bildenden Kunst gefun- 
den. In seiner 1961 gegründeten «Wild Hawthorn Press» 
verlegt er Postkarten, Drucke, Miniaturbücher, Leporellos 
usw., um der Welt seine - vom Gedankengut der französi- 
schen Revolution beeinflıssten - Ideen zu verkünden. 
Von Finlay wurde eine Auswahl «Prints» aus den Jahren 
1968 bis 1994 erstanden. 
Gewisse Ankäufe sind nur schon dadurch gerechtfer- 
tigt, dass sie eng mit einem bestehenden Werkkomplex 
zusammenhängen: So die Gouache «Le meunier» von 
Marc-Antoine Fehr, die sich zu zwei weiteren Arbeiten 
auf Papier dieses Künstlers und einem gleichnamigen 
Gemälde (Abb. Nr. 4 in Jahresbericht 1994) gesellen, oder 
die graphischen «Materialien» von Joseph Beuys zu «Olive- 
stone», einem der Höhepunkte der zeitgenössischen 
Sammlung des Kunsthauses. Drei Aquarelle von Callum 
Innes aus Edinburgh stehen in Ergänzung zu zwei vom 
Kunsthaus frisch angekauften Gemälden dieses faszinie- 
renden Malers, dem die «unmögliche» Synthese von Sinn- 
lichkeit und konzeptueller Strenge gelingt. 
Unter den wichtigeren Geschenken sind diverse 
Plakate, Radierungen und Zeichnungen von Harald Nae- 
geli zu nennen sowie eine schöne Mappe von Serigraphien 
von Rudolf Jahns (1976), die wir von der Jahns-Stiftung 
entgegennehmen durften. Dem Weggang von Ursula 
Perucchi verdankt die Sammlung schliesslich eine schöne, 
grossformatige Studie von Friedrich Salathe (Geschenk 
Kurt Meissners zum Abschied von Frau Perucchi). BF 
deutender Museumsbestände zu. Die Kirchner-Ausstel- 
lung in Davos und Chur war diesbezüglich insofern 
ein positives Beispiel, als der Katalog die Gemälde, Zeich- 
nungen und Graphiken der Schweizer Museen zum 
ersten Mal vollumfänglich veröffentlichte. Das Kunst- 
haus Zürich, das 1918 als erste öffentliche Sammlung zwei 
Holzschnitte (den einen durch Ankauf, den anderen 
als Geschenk) erwarb, besitzt heute mit insgesamt 77 
Zeichnungen und 24 Druckgraphiken mit Abstand den 
ımfangreichsten Bestand. 
Für fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Museum 
und Hochschule richten wir unseren Dank in diesem Jahr 
nach Stuttgart. Dort hat Herr Achim Riether mit seiner 
als Werkverzeichnis angelegten Promotionsarbeit «Rudolf 
Meyer (1605-1638), Studien zum zeichnerischen Werk» 
sinen Meilenstein in die freilich nicht von ungefähr wenig 
beackerte Zürcher Kunstgeschichte des 17. Jahrhunderts 
gesetzt. Ausgangspunkt seiner Untersuchung waren 
die 358 Blatt zihlenden Meyer-Konvolute (fast drei Vier- 
tel des gesamten (Euvres) in unserer Sammlung, die den 
Nachlass der Künstlerfamilie Meyer seit 1840 verwahrt. 
Der Forschungsschwerpunkt lag auch in diesem Jahr 
bei Hodler. Die Inventarisierung und Passepartourierung 
des gesamten, 450 Blätter umfassenden Studienmaterials 
zu den Wandbildern «Blick in die Unendlichkeit» und 
«Floraison» ist nahezu abgeschlossen. Es folgen nun die 
Studien zur «Schlacht bei Murten» und mehrere Dutzend 
Zeichnungen, die keinem der bekannten Gemälde zuzu- 
ordnen sind. Die für 1997 vorgesehene Publikation wird 
als dritter Band den Katalog unserer Hodler-Zeichnungen 
abschliessen und damit einen grundlegenden Beitrag zur 
Erforschung seines Werkes leisten. BvW 
WISSENSCHAFTLICHE 
BEARBEITUNG UND KONSERVIERUNG 
Im Vordergrund der diesjährigen Bearbeitung unserer 
Druckgraphikbestände standen 116 Blätter von Cuno 
Amiet, Helen Dahm, Alberto Giacometti, Käthe Koll- 
witz, Clara von Rappard. Anregung und Unterstützung 
erfuhren wir vor allem durch die umfassende Amiet-Retro- 
spektive im Musee Jenisch in Vevey. Erfreulicherweise 
nimmt das öffentliche Interesse an Ausstellungen be- 
BIBLIOTHEK 
Beim Blick zurück in die Geschichte der Bibliothek des 
Kunsthauses fällt insbesondere der grosse, moderne Lese- 
saal mit Oberlicht! auf, der 1925 an zentralem Ort im 
Erweiterungsgebäude eingerichtet wurde. Angesichts der 
in etwa zwei Jahren erschöpften Raumkapazitäten wird
	        
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