erfassen: Der in diesem Jahr 70jährige Schotte Ian Hamil-
ton Finlay hat über die Poesie zur bildenden Kunst gefun-
den. In seiner 1961 gegründeten «Wild Hawthorn Press»
verlegt er Postkarten, Drucke, Miniaturbücher, Leporellos
usw., um der Welt seine - vom Gedankengut der französi-
schen Revolution beeinflıssten - Ideen zu verkünden.
Von Finlay wurde eine Auswahl «Prints» aus den Jahren
1968 bis 1994 erstanden.
Gewisse Ankäufe sind nur schon dadurch gerechtfer-
tigt, dass sie eng mit einem bestehenden Werkkomplex
zusammenhängen: So die Gouache «Le meunier» von
Marc-Antoine Fehr, die sich zu zwei weiteren Arbeiten
auf Papier dieses Künstlers und einem gleichnamigen
Gemälde (Abb. Nr. 4 in Jahresbericht 1994) gesellen, oder
die graphischen «Materialien» von Joseph Beuys zu «Olive-
stone», einem der Höhepunkte der zeitgenössischen
Sammlung des Kunsthauses. Drei Aquarelle von Callum
Innes aus Edinburgh stehen in Ergänzung zu zwei vom
Kunsthaus frisch angekauften Gemälden dieses faszinie-
renden Malers, dem die «unmögliche» Synthese von Sinn-
lichkeit und konzeptueller Strenge gelingt.
Unter den wichtigeren Geschenken sind diverse
Plakate, Radierungen und Zeichnungen von Harald Nae-
geli zu nennen sowie eine schöne Mappe von Serigraphien
von Rudolf Jahns (1976), die wir von der Jahns-Stiftung
entgegennehmen durften. Dem Weggang von Ursula
Perucchi verdankt die Sammlung schliesslich eine schöne,
grossformatige Studie von Friedrich Salathe (Geschenk
Kurt Meissners zum Abschied von Frau Perucchi). BF
deutender Museumsbestände zu. Die Kirchner-Ausstel-
lung in Davos und Chur war diesbezüglich insofern
ein positives Beispiel, als der Katalog die Gemälde, Zeich-
nungen und Graphiken der Schweizer Museen zum
ersten Mal vollumfänglich veröffentlichte. Das Kunst-
haus Zürich, das 1918 als erste öffentliche Sammlung zwei
Holzschnitte (den einen durch Ankauf, den anderen
als Geschenk) erwarb, besitzt heute mit insgesamt 77
Zeichnungen und 24 Druckgraphiken mit Abstand den
ımfangreichsten Bestand.
Für fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Museum
und Hochschule richten wir unseren Dank in diesem Jahr
nach Stuttgart. Dort hat Herr Achim Riether mit seiner
als Werkverzeichnis angelegten Promotionsarbeit «Rudolf
Meyer (1605-1638), Studien zum zeichnerischen Werk»
sinen Meilenstein in die freilich nicht von ungefähr wenig
beackerte Zürcher Kunstgeschichte des 17. Jahrhunderts
gesetzt. Ausgangspunkt seiner Untersuchung waren
die 358 Blatt zihlenden Meyer-Konvolute (fast drei Vier-
tel des gesamten (Euvres) in unserer Sammlung, die den
Nachlass der Künstlerfamilie Meyer seit 1840 verwahrt.
Der Forschungsschwerpunkt lag auch in diesem Jahr
bei Hodler. Die Inventarisierung und Passepartourierung
des gesamten, 450 Blätter umfassenden Studienmaterials
zu den Wandbildern «Blick in die Unendlichkeit» und
«Floraison» ist nahezu abgeschlossen. Es folgen nun die
Studien zur «Schlacht bei Murten» und mehrere Dutzend
Zeichnungen, die keinem der bekannten Gemälde zuzu-
ordnen sind. Die für 1997 vorgesehene Publikation wird
als dritter Band den Katalog unserer Hodler-Zeichnungen
abschliessen und damit einen grundlegenden Beitrag zur
Erforschung seines Werkes leisten. BvW
WISSENSCHAFTLICHE
BEARBEITUNG UND KONSERVIERUNG
Im Vordergrund der diesjährigen Bearbeitung unserer
Druckgraphikbestände standen 116 Blätter von Cuno
Amiet, Helen Dahm, Alberto Giacometti, Käthe Koll-
witz, Clara von Rappard. Anregung und Unterstützung
erfuhren wir vor allem durch die umfassende Amiet-Retro-
spektive im Musee Jenisch in Vevey. Erfreulicherweise
nimmt das öffentliche Interesse an Ausstellungen be-
BIBLIOTHEK
Beim Blick zurück in die Geschichte der Bibliothek des
Kunsthauses fällt insbesondere der grosse, moderne Lese-
saal mit Oberlicht! auf, der 1925 an zentralem Ort im
Erweiterungsgebäude eingerichtet wurde. Angesichts der
in etwa zwei Jahren erschöpften Raumkapazitäten wird