und sich heute beim Duke of Westminster befindet, durf-
te man diese überraschende und einmalige Gelegenheit
nicht ohne weiteres vorbeiziehen lassen. Und tatsächlich
konnte sie dank der ausserordentlichen Grosszügigkeit
des von Dr. Peter Alther verwalteten Holenia Trust im
Andenken an Joseph H. Hirshhorn ergriffen werden.
Die beiden Gemälde von Claude Lorrain gaben mit
ihren unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen An-
lass, eine mit den Restauratoren schon länger diskutierte
Ausstellung zu diesem konservatorischen Problem durch-
zuführen; Näheres über die ebenso interessante wie
beachtete Veranstaltung berichtet Paul Pfister unten S. 21.
In ihrem Katalog wurde die besondere Wünschbarkeit der
beiden Werke für die Sammlung erläutert: Seit zu den her-
vorragenden holländischen Landschaften der Ruzicka-
Stiftung ebenso bedeutende Bilder der italienischen und
der niederländisch italianisierenden Richtung traten,
machte sich das Fehlen des zentralen, beide Schulen ver-
bindenden Meisters sehr fühlbar. Und dies umso mehr,
als der Lothringer ohne Zweifel jener der wenigen Alten
Meister ersten Ranges ist, von dem die grösste Wirkung
auf die schweizerische Malerei ausging: von den dekorati-
ven Landschaften des 17. und 18. Jahrhunderts zu Salo-
mon Gessners Idyllen und der so wichtigen Vedutenkunst
bis zu Robert Zünd und der letzten Generation realisti-
scher Landschaftsmaler. Wie die in den letzten Jahren
erworbenen Gemälde von Angelica Kauffmann und
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein verknüpfen so die
beiden neu gewonnenen Werke die Sammlung interna-
tionaler Barockmalerei mit den alten schweizerischen
Beständen der Kunstgesellschaft.
Von Claude Lorrain bis Giovanni Segantini nannten wir
die erwähnte Ausstellung, denn auch vom letzteren konn-
te dank der tatkräftigen Mithilfe der Schweizerischen
Bankgesellschaft ein Hauptwerk erworben werden. Seit
etlichen Jahren stellte das Kunsthaus der Bank mehrere
Gemälde von Gubler und Hodler zur Verfügung, die in
den Museumsräumen angesichts unser sehr umfangrei-
chen Bestände kaum mehr zu sehen waren. Die Bank
wünschte diese Werkgruppe zu kaufen, doch konnte man
diesem Wunsch nur im Sinne eines Austausches mit
einem schweizerischen Gemälde der gleichen Epoche und
vorbehältlich des Rechtes, bei Sonderausstellung auf die-
sen Bestand zurückzugreifen und des Rückkaufs im Falle
einer Veräusserung entsprechen. Die Bilder von Max
Gubler gehörten zu den sehr zahlreichen Geschenken
von Dr. Hans E. Mayenfisch, der in ebenso weiser Vor-
aussicht wie Professor Ruzicka ausdrücklich bestimmte.
dass nicht mehr benötigte Werke zugunsten von wichti
geren veräussert werden dürfen; mit dem Legat der
umfangreichen und hervorragenden Gubler-Sammlung
von Johann Soraperra-Blattmann trat 1971 dieser Fall ein.
Durch eine namhafte Spende der Bankgesellschaft auf-
gerundet, kamen so die nötigen Mittel für Segantinis
La vanitä oder La fonte del male zusammen. Neben zahl-
reichen Landschaften schuf er ein paar wenige, offen sym-
bolistische Kompositionen, die für das Verständnis seiner
Kunst und seiner internationalen Bedeutung ebenso
wichtig sind. Fünf dieser sechs Hauptbilder gelangten
früh in ausländische Museen; das letzte konnte nun
aus japanischem Privatbesitz für die Schweiz gesichert
werden. Mit diesem sehr farbintensiven späten Gemälde
rundet sich zugleich unser in den letzten Jahrzehnten
systematisch ergänzte Bestand zu einem repräsentativen
Überblick über das Werk Segantinis.
Im Berichtsjahr starb Dr. Willy Staehelin, dessen aus
serordentliche Verdienste um die Vereinigung Zürcher
Kunstfreunde und das Kunsthaus unter S. 38 gewürdigt
werden. Zu seiner Erinnerung schenkte Frau Marina
Staehelin ein Gemälde von Edouard Vuillard, das lange
Jahrzehnte seinen Arbeitsraum schmückte. Es zeigt die
beiden Kinder seines besten Freundes, Schwagers und
Malerkollegen Roussel und bildet eine schöne Ergänzung
zu der Werkgruppe der Nabis, einem der Schwerpunkte
der Kunsthaus-Sammlung. Stärker als in den bereits vor-
handenen Gemälden sucht Vuillard in diesem späteren
Bild das atmosphärisch weich in den intimen Raum ein-
dringende Licht zu erfassen.
Zur Erinnerung an ihren Vater Herrn Rudolf Wismer-
Meng, der viele Jahre den beliebten «Sonnenberg»
betrieb, schenkten Herr Rolf Wismer und seine Schwester
die erste Fassung von Hodlers Abendruhe, eine blau
gewandete junge Frau in einer farblich besonders reizvol-
len Landschaft. Mit ihr griff er nach dem Unterbruch
durch die Arbeit am Rückzug von Marignano seine symbo-
listischen Kompositionen wieder auf, um eine weibliche